Lehman Brothers – Koreas Staatsbank will einsteigen, soll aber nicht
Die Förderbank KDB aus Korea will mit mehr als fünf Milliarden Euro bei Lehman Brothers einsteigen. Die angeschlagene Investmentbank aus den USA könnte diese Investition nur zu gut gebrauchen. Aber es wird wohl nicht dazu kommen, denn die Börsenaufsicht Koreas warnt die KDB vor einer Beteiligung. Und so warnt Jun Kwang-Woo, der Chef der FSC, der Financial Service Commission, in Richtung der koreanischen Förderbank eindeutig: „Angesichts der Bedingungen auf dem Finanzmarkt in Südkorea und weltweit sollte sich die KDB einem Engagement bei Lehman zurzeit sehr vorsichtig nähern“. Die heutigen Worte des FSC-Chefs folgen dem, was die Börsenaufsicht Ende August bereits verlauten lies: Eine Warnung, die wohl beachtet werden sollte.
Die KDB möchte, so lautet es zumindest in verschiedenen Berichten, einen Anteil von 25 Prozent der Investmentbank erwerben, für einen Preis von bis zu 5,3 Milliarden US Dollar. In einigen Tagen werden die Quartalszahlen von Lehman Brothers veröffentlicht werden. Die Zeit drängt also, noch vorher Kapitalgeber zu finden, da es danach noch schwerer werden könnte für die sehr angeschlagene Bank.
Für das erste Quartal dieses Jahres hatte Lehman Brothers einen Verlust von 2,8 Milliarden US Dollar hinnehmen müssen. Dies war das erste Mal, seit die Investmentbank an die Börse gegangen ist, dass es zu roten Zahlen kam. Vor ein paar Wochen kam es dann zu Gerüchten, dass Lehman Brothers vor dem Aus stünde. Noch ist dies nicht passiert, jedoch hat die Investmentbank 60 Milliarden US Dollar in Hypotheken gebündelt. Eine nicht gerade geringe Summe. Und da die Krise noch lange nicht am Ende ist, braucht Lehman Brothers frisches Kapital.
Seit gestern hat die US-Regierung die Aufsicht für die beiden Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae übernommen. Noch blüht Lehman Brothers keine Abgabe ihrer eigenen „Macht“ und Verantwortung. Wie das jedoch nach der Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Quartal dieses Jahres sein wird, wird sich zeigen. Lehman Brothers taumelt bereits seit einigen Monaten, gebeutelt durch die Kreditkrise in den USA. Bereits im März dieses Jahres gab es Gerüchte über einen Zusammenbruch der Investmentbank. Diese haben sich jedoch als haltlos erwiesen – zumindest bis jetzt.
Inzwischen hat die Nachrichtenagentur „Reuters“ neue Investoren ins Spiel gebracht. KKR und Blackstone, die beiden bekannten Finanzinvestoren, stellen gerade Überlegungen an, einen Teil von Lehmans zu kaufen – und zwar Teile der Vermögensverwaltung und des Immobiliengeschäfts. Gerade das letztgenannte Immobiliengeschäft hat einen nicht geringen Wert, dieser wird unter der Hand mit einer Zahl von etwa fünf Milliarden US Dollar benannt. Aber auch die Vermögensverwaltung ist schon immer ein Bereich gewesen, in welchem sich Geld verdienen ließ, denn vermögende Anleger und institutionelle Kunden zahlten bislang nicht schlecht für eine professionelle Betreuung und die Abnahme der Entscheidung, wo sie ihr Geld anlegen sollten. Keine schlechte Hausnummer für eine Investmentbank, die nur noch eine Kapitalisierung von 10,8 Milliarden US Dollar hat.
Die Warnung der koreanischen Finanzaufsicht FSC trifft Lehman Brothers jedoch bis in den Kern. Durch die Übernahme eines Viertels durch die Förderbank KDB zu einem solch hohen Preis von 5,3 Milliarden US Dollar wäre die Investmentbank wieder aufgewertet worden. Dazu wird es nun aber wohl nicht kommen, zumindest nicht von einem Investor aus Korea.