Karstadt säuft immer mehr ab – Und Middelhoff gleich mit?
Thomas Middelhoff, der große Mann der Rettung und des Aufbaus von Unternehmen scheint auch kein Rezept mehr zu haben für die Warenhauskette, die inzwischen einige ihrer ehemaligen Töchter, Hertie, Sinn-Leffers und Wehmeyer, verkauft hat. Alle drei haben inzwischen Insolvenz angemeldet, weil sie am Boden liegen und es nicht mehr weitergeht.
Der Vorstandsvorsitzende der Arcandor AG, Middelhoff, konnte heute gute Zahlen verkündigen für Thomas Cook und Primondo. Der Reiseveranstalter konnte sein Ergebnis deutlich steigern, während Primondo sowohl den Umsatz als auch das Ergebnis stark verbessern konnte. Nur Karstadt macht der Arcandor AG und ihrem Chef große Sorgen. Dennoch waren seine Worte bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2007/2008 von Arcandor noch recht zuversichtlich. „Dank der frühzeitig geänderten Geschäftsstruktur mit der Verringerung der Abhängigkeit des Unternehmens vom stationären Einzelhandel in Deutschland hat der Konzern die Eintrübung des Konsumklimas überwiegend gut verkraftet. Die beiden wachstumsstarken Geschäftsbereiche Thomas Cook und Primondo entwickeln sich sehr gut und konnten sich operativ weiter verbessern. Karstadt, der umsatzmäßig kleinste Geschäftsbereich, bekam die konjunkturelle Eintrübung in Deutschland deutlich zu spüren.“
Dennoch kann er trotz der positiven Stimmung bei der heutigen Vorstellung der Zahlen in Düsseldorf nicht über den schlechten Zustand von Karstadt hinwegtäuschen. So liegt die Warenhauskette inzwischen um 85 Millionen Euro hinter den Zahlen des Vorjahres zurück und kam auf einen bereinigten EBITDA auf 62 Millionen Euro. Das Sorgenkind kommt also nicht aus den roten Zahlen, ganz im Gegenteil. Karstadt scheint immer mehr abzusaufen.
Und es wird immer schlimmer. So kam das sinkende Schiff der Arcandor AG im dritten Quartal auf ein bereinigtes EBITDA von MINUS 51 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Minus von nur acht Millionen Euro ein Klacks gegen die aktuellen Zahlen. Middelhoff sieht aber dennoch Zukunft für Karstadt, trotz der Probleme mit den Kosten und mit den Ängsten der Kunden vor der Inflation. „Wir verfolgen mit dem begonnenen Trading-Up die richtige Strategie. Unsere Herausforderung liegt darin, die Kostenentwicklung wieder unter Kontrolle zu bringen“, sagte er heute in Düsseldorf. Es passiert also eine Neuausrichtung für die Tochter, die am Boden zu liegen scheint.
Ob Middelhoff wirklich eine Zukunft sieht oder sie gar finden wird für Karstadt, kann nicht gesagt werden. So bleibt also abzuwarten, was das vierte Quartal für die Warenhauskette bringen wird. Die aktuellen Zahlen verheißen aber nichts Gutes, vor allem nicht angesichts der Tatsache, dass Karstadt bereits seit einigen Jahren trudelt und auch taumelt. Der absolute Fall scheint also nur noch eine Frage der Zeit zu sein, was jedoch nicht zu hoffen ist. Ob dann Thomas Middelhoff überhaupt noch mit an Bord ist, wird sich zeigen. Bereits seit einiger Zeit werden Gerüchte immer lauter, dass es bereits einen Nachfolger für ihn geben soll auf seinem Stuhl bei der Arcandor AG. Nicht jedes Wunderkind bleibt eben immer Kind. Und inzwischen scheint dem Pionier Middelhoff langsam die neuen Ideen auszugehen.
Was bei Bertelsmann einstmals half, um den Konzern in eine neue Richtung zu bringen, scheint bei Karstadt wohl der falsche Weg zu sein. Nur Middelhoff scheint dies nicht bemerkt zu haben oder nicht bemerken zu wollen. Vielleicht wird sein potentieller Nachfolger aus dem Thron von Arcandor ja ein besseres Gespür besitzen. Zu hoffen bleibt es allemal.