Geht die Bahn nun an die Börse oder doch nicht?
Die Börse in Frankfurt ist am Taumeln. Die Kurse stürzen ab, die 5.500 Punkte sind bereits weit unterschritten, die Marke der wichtigen 6.000 Punkte ist im Moment in weite Ferne gerückt.
Und an diesem schon nicht guten Tag an der Börse kommt von Peer Steinbrück die Ansage, dass er sich nicht mehr sicher ist, ob ein Börsengang der Bahn nun wirklich richtig und gut ist. „Man wird irgendwann überlegen müssen, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist“, sagte er deshalb heute. Vom ursprünglichen Ansinnen, die Bahn-Aktie als zweite „Volksaktie“ nach der Deutschen Telekom AG zu etablieren, ist man ja schon bereits vor Monaten abgerückt. Nur allzu gut wird vielen Anlegern das Kursdebakel der T-Aktie in Erinnerung sein, welche von ihrem Hoch fast neunzig Prozent eingebüsst hat. Geld anlegen in „Volksaktien“, da werden die Privatanleger diesmal hoffentlich vorsichtiger sein.
Bisher war seitens des Bahn-Chefs Hartmut Mehdorn geplant gewesen, 24,9 Prozent der Logistik- und Transporttöchter an die Börse zu bringen, und dies am 27. dieses Monats. Steinbrück sagte heute, es sei nun abzuwägen, ob der Gang an die Börse nun tatsächlich im Moment komme, „oder man einen Plan B zieht“.
Wie Herr Mehdorn sich nun entscheiden wird, ob er den Börsengang kurz vor Beginn der Zeichnungsfrist – ab 13. Oktober angesetzt – noch auf unbestimmte Zeit nach hinten schieben wird? Dies scheint fraglich zu sein, denn was sich der Bahn-Chef einmal in den Kopf gesetzt hat, wird durchgesetzt und durchgeführt, ohne Rücksicht auf Verluste. Und wenn es die der Anleger und des Bundes wären, wie in diesem Falle wohl. Nun müssen binnen der nächsten Tagen Entscheidungen gefällt werden, Für oder Wider, Pro und Contra. Wie es ausgehen wird? Das weiß keiner.
Sicher ist, unser Finanzminister und auch unsere Bundeskanzlerin, die vorgestern noch zu einem Minigipfel in Paris weilte und gestern die Hypo Real Estate retten musste, kommen im Moment nicht zur Ruhe. Es scheint, als käme nach einem kurzen Sommerloch die geballte Macht an wichtigen Entscheidungen. Und all dies auch noch nur wenige Wochen vor der Präsidentenwahl in den USA.
Es geht also heiß her in der ganzen Welt der Wirtschaft. Und das seit Jahren immer wieder schwelende Thema Börsengang der Bahn ist ein wichtiger Teil davon. Und eines ist sicher: Wie immer die Entscheidung nun auch ausfallen wird, sie wird ein Signal setzen. Vertraut der Bund nun auf die Anleger, die nur auf das Bahn-Papier gewartet hatten (gerade die russische Staatsbahn hatte ein großes Interesse an dem Börsengang der Bahn), oder setzt sie den Gang auf das Börsenparkett aus vor lauter Verwirrung ob all der Turbulenzen, die im Moment auf dem globalen Finanzmarkt toben?
Wichtig ist nun vor allem eines: Ruhe bewahren und keine vorschnellen zu Entscheidungen treffen. Die Börse in Frankfurt kann schon morgen bereits wieder ganz andere, bessere Wege gehen. Nur der Kopf im Sand hält jeden Einzelnen davon ab, positiv in die Zukunft zu schauen. Der Staub vernebelt uns das Hirn, und genau dies brauchen wir jetzt nicht.
Deshalb ein kleiner Buchtipp für diese Zeit der Neuorientierung: „Spuren statt Staub“ von Anja Förster und Peter Kreuz. Im Econ Verlag ist dieses sehr spannende und vor allem auch sehr nachdenklich stimmende Buch der beiden Wirtschaftsquerdenker, aber auch Realisten erschienen. Denn genau dies ist jetzt wichtig: Nach vorne sehen, nach vorne gehen. Und dann Spuren hinterlassen, statt Staub in den Ohren zu haben, weil der Kopf immer noch im Sand steckt.