Entwicklungen am Zweitmarkt geschlossener Fonds
Geschlossene Fonds hatten lange Zeit einen entscheidenden Nachteil: wollte oder musste ein Anleger seine Beteiligung vor Ende der regulären Laufzeit verkaufen, etwa wegen finanzieller Probleme oder einer Scheidung, so konnte er sich nur auf die Kulanz des Initiators verlassen. Wenn eine Rücknahme im Beteiligungsvertrag nicht ausdrücklich ausgeschlossen wurde, konnte man seine Anteile an den Initiator verkaufen. Das ging auch nur, wenn dieser einen Käufer für die Anteile hatte und gegen einen heftigen Abschlag auf den eigentlichen Wert der Beteiligung. Für Anleger war ein vorzeitiger Ausstieg daher fast immer ein Verlustgeschäft. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Seit einigen Jahren etabliert sich ein mittlerweile sehr liquider Zweitmarkt, auf dem Anleger ihre Beteiligungen zu attraktiven Preisen verkaufen können. Dabei muss man in unserem Fall das Wort Zweitmarkt natürlich immer auf geschlossene Fonds beziehen, denn einen Zweitmarkt gibt es auch für Lebensversicherungen und Kredite, ja sogar schon für die derzeit so boomenden Social-Lending-Plattformen (Kredite zwischen Privatpersonen), wie man in folgendem Artikel nachlesen kann: „Weiterverkauf der Smava Kredite“. Dabei gibt es selbst im Bereich geschlossener Fonds nicht nur gleich mehrere Anbieter, die Zweitmarktbörsen betreiben, sondern inzwischen auch jede Menge Fonds, deren Geschäftszweck der Ankauf und die Verwertung gebrauchter Fondsanteile sind. Sogar im Bereich der erneuerbaren Energien gibt es solche Fonds inzwischen. Ein gutes Beispiel ist der Ökorenta Neue Energien II, mit deren Vorgängern die Ökorenta AG 2005 den noch sehr jungen Zweitmarkt für Erneuerbare Energien angeschoben hat. Am interessantesten ist es, die Entwicklung der Handelsvolumen dieser Zweitmarktbörsen zu verfolgen. Laut einer aktuellen Analyse des Beteiligungsexperten Stefan Loipfinger wuchs das jährliche Handelsvolumen aller gemeldeten Verkäufe von rund 53 Millionen im Jahr 2001 auf 294 Millionen im Jahr 2005, um mit 412 Millionen im Jahr 2006 seinen aktuellen Höhepunkt zu erreichen (Quelle: Wirtschaftswoche Nr. 31 vom 30.7.2007 S. 107). Zu den dabei am häufigsten umgesetzten Beteiligungen gehörten – wen wundert es- Schiffsbeteiligungen und geschlossene Immobilienfonds. Die Vorgehensweise für den Verbraucher beim Verkauf seiner Fondsanteile ist dabei denkbar einfach: er meldet sich mit seinen persönlichen Daten an einer der Fondsbörsen an und gibt im Anschluss die Daten zu seiner Beteiligung sowie den Mindestpreis ein. Wie bei anderen Auktionshäusern auch, sollte dieser Mindestpreis aber mit Bedacht gewählt werden, denn wenn nur ein einziger Bieter ein Gebot in Höhe dieses Mindestpreises abgibt, werden die Fondsanteile zu genau diesem Preis verkauft. An die jeweilige Fondsbörse gehen im Erfolgsfall Gebühren in Höhe von meist zwei Prozent, bei einigen Anbietern jedoch mindestens 250 Euro. Die weitere Entwicklung der Fondsbörsen bleibt spannend, denn im Gegensatz zu den mehr als 7 Milliarden Euro, die Anleger allein im Jahr 2006 in aktuelle Schiffsbeteiligungen und geschlossene Immobilienfonds investiert haben, sind die Umsätze der Fondsbörsen noch stark ausbaufähig.