Im Sommer 2018 brachte die Fondsgesellschaft Fidelity Investments in den USA zwei Indexfonds heraus, für die Anleger keine Gebühren zahlen müssen. Das sorgte für große Aufregung in der Branche. Wie Das Investment berichtet, hält eine Studie der Cerulli Associates es jedoch für unwahrscheinlich, dass auch in Europa Fonds zum Nulltarif aufgelegt werden. Trotzdem gibt es gute Gründe dafür, dass die Kosten auch 2019 sinken werden.
Kostenfreie Fonds nur bei hauseigenen Börsenbarometern
Cerulli Associates nennt zwei Hauptgründe, warum es Gratisfonds wie die Fidelity Zero Funds in Europa so schnell nicht geben dürfte. Da sind zum einen die Lizenzgebühren, die Fondsanbieter an externe Indexanbieter zahlen müssen. Deshalb komm Gebührenfreiheit nur für Fonds in Frage, die hauseigene Börsenbarometer abbilden – wie es auch bei den Fidelity Zero Funds der Fall ist.[1]
Außerdem gibt es in Europa andere gesetzliche Rahmenbedingungen. So wird in der Europäischen Union versucht, Quersubventionierungen zu unterschiedlicher Kundengruppen zu verhindern. Das gilt für Unternehmen, die sowohl ETFs als auch aktiv gemanagte Fonds anbieten.
Harter Wettbewerb lässt Gebühren sinken
Doch auch wenn Gratisfonds in Europa in Zukunft die Ausnahme bleiben dürften, stehen die Chancen auf sinkende Gebühren bei Fonds und ETFs in diesem und den kommenden Jahren gut. Cerulli Associates rechnet vor, dass für aktiv verwaltete Fonds 2017 weltweit durchschnittlich Verwaltungsgebühren von 0,54 Prozent anfielen – 0,4 Prozentpunkt wenige als vier Jahre zuvor. Bei ETFs gab es einen ebenso starken Rückgang auf 0,15 Prozent.
Weiterhin gilt es zu bedenken, dass die Beliebtheit von ETFs ungebrochen ist und sogar zugelegt. Ein Grund dafür sind die günstigen Gebühren. Herausgeber von aktiv gemanagten Fonds sehen sich einer wachsenden Konkurrenz durch die passiven Indexfonds ausgesetzt. Darum werden sie in Zukunft noch stärker darauf achten müssen, die Kosten für die eigenen Produkte niedrig zu halten.
Ende 2017 trat zudem der Vermögensverwalter Vanguard in den deutschen Markt ein. Das Unternehmen gilt als Discounter unter den ETF-Anbietern. Damit wächst zugleich der Druck auf Blackrock, das in Europa bisher einen Marktanteil von rund 50 Prozent beim Handel mit ETFs hat, bei den Mittelzuflüssen weltweit jedoch seit Jahren hinter Vanguard liegt. Es ist zu erwarten, dass sich in Europa und Deutschland das Machtgefüge verschieben wird und dadurch die Preise weiter sinken. Für Anleger sind das gute Nachrichten, da sie weiterhin mit neidrigen Gebühren bei Fonds und ETFs rechnen können.[2]
Weiterführende Links
[1] Das Investment – Warum Aktienfonds zum Nulltarif Wunschtraum bleiben
[2] Handelsblatt – Blackrock ist der weltgrößte Vermögensverwalter – doch Vanguard kommt immer näher heran