Zehn Prozent weniger Dividende wollen deutsche Unternehmen in diesem Jahr ausschütten. Insgesamt werden wohl rund 44 Milliarden an die Anleger gezahlt. Im europäischen Vergleich ist das noch viel. Statt 1,4 Billionen Dollar wie im Jahr 2019 wollen europäische Unternehmen 2020 nur 933 Milliarden Dollar Dividende ausschütten – ein Rückgang von 35 Prozent. Kurzfristig gesehen mag das für viele Anleger eine schlechte Nachricht sein. Auf lange Sicht sind die Dividendenkürzungen aber ein gutes Zeichen.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Deutsche Unternehmen zahlen in diesem Jahr 10 Prozent weniger Dividende
- Unternehmen sollten Geld gerade besser investieren als ausschütten
- Ohne Fingerspitzengefühl droht der Shitstorm
Unternehmen sollten sich zukunftsfähig aufstellen
Zwar haben sich zuletzt Auftragseingänge und Produktion in der deutschen Industrie etwas erholt, sie sind aber beispielweise in Autobranche längst nicht auf dem Stand von vor der Krise. Zwei Drittel der deutschen Unternehmen gehen zudem davon aus, dass sich die Wirtschaft frühest3ens 2021 wieder erholen wird.
Die Coronakrise ist längst nicht überwunden. Weltweit zeigt die Zahl der Infizierten weiter. Auch in Deutschland ist eine zweite Welle in der kalten Jahreszeit längst nicht vom Tisch. Unternehmen müssen sich darum zukunftsfähig aufstellen. Und dafür brauchen sie Geld.
Investieren statt ausschütten
Geld, das in Form von Dividenden ausgeschüttet wird, fehlt den Unternehmen aber, um sich für die Zukunft zu rüsten. Dasselbe gilt für Geld, das für Aktienrückkäufe genutzt wird. Hätten Unternehmen bereits in den letzten Jahren mehr investiert, wären einige von ihnen womöglich besser durch die Krise gekommen.
Ein Unternehmen, das angesichts der Coronakrise seine Dividendenpolitik überdenkt, tut damit langfristig etwas Gutes für die Anleger. Es legt die Grundlagen dafür, dass Anleger sich nicht nur in diesem und im nächsten Jahr über Rendite freuen können, sondern auch noch in fünf oder zehn Jahren.
Menschen nicht vor den Kopf stoßen
Hohe Dividendenzahlungen in der Krise können zudem ein falsches Signal aussenden und so dem Image eines Unternehmens Schaden zufügen. Hier sei nur auf den Shitstorm verwiesen, der über Adidas hereinbrach, als das Unternehmen Mietzahlungen aussetzen wollte.
So spöttelte beispielsweise SPD-Politiker Kevin Kühnert damals: „Adidas, kennen vielleicht viele nicht, ist ein kleines Familienunternehmen. Familie Dassler hat ein kleines Geschäft in Herzogenaurach. Naja. Da hat der Druck letztendlich geholfen, dass die wieder gezahlt haben.“[1] Ein schlechtes Image kann langfristig aber dem Umsatz schaden. Bei Dividenden ist damit gerade Fingerspitzengefühl gefragt.
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Weiterführende Links:
[1] Merkur – Kevin Kühnert kann sich süffisante Spitze gegen Adidas nicht verkneifen