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Was ist Value Investing?
Beim Value Investing (übersetzt „wertorientiertes Anlegen“) handelt es sich um eine Anlagestrategie, bei der Aktien und Wertpapiere gekauft werden, deren aktueller Kurs deutlich unter dem inneren Wert des Unternehmens notiert. Verkauft wird erst dann, wenn das Unternehmen am Markt wieder fair bewertet wird. Mit dem konsequenten Kauf von Aktien von Unternehmen mit langfristiger Aussicht auf ein erfolgreiches Wachstum können deutlich höhere Renditen erzielt werden als mit anderen Anlagestrategien. Urvater des Value Investing ist Benjamin Graham (1894 – 1976). Einer der bekanntesten Value-Investoren unserer Zeit ist Warren Buffett.
Sicherheitsmarge
Eine zentrale Säule beim Value Investing ist die Sicherheitsmarge (so genannte „margin of safety“), die Differenz aus dem inneren Wert des Unternehmens und dem Marktwert. Eine Richtlinie für die Sicherheitsmarge gibt es nicht. Den Sicherheitsspielraum legt jeder Investor nach seinem persönlichen Ermessen fest. In der Regel bewegt sich der Abschlag bei 30 % bis 40 %. Je höher der Sicherheitsabschlag ist, zu dem eine Aktie erworben wird, umso geringer ist ein dauerhafter Kapitalverlust.
Nachhaltige Unternehmensbewertung
Beim Value Investing gilt es, ein Unternehmen zu finden, das hohe Rendite bei niedrigem Risiko verspricht. Jeder Investition geht deshalb eine Analyse der fundamentalen Unternehmensdaten voraus. Um den „wahren“ Wert des Unternehmens zu ermitteln, reichen allerdings Quartalsprognosen und Gewinnschätzungen für das kommende Jahr dafür nicht aus. Eine große Rolle bei der nachhaltigen Unternehmensbewertung spielen der Substanz- und Ertragswert. Einfluss nimmt aber auch der Wert des Wachstums:
Substanzwert
Der Substanzwert (auch „Net Asset Value“ oder „NAV“) ist für laufende Unternehmen eine Wertuntergrenze. Liegt der Börsenwert ganz nah bei dieser Grenze oder wird diese sogar unterschritten, können Investoren unbesorgt einsteigen. Eine zuverlässige Größe ist dabei der Buchwert je Aktie.
Buchwert je Aktie = Bilanzielles Eigenkapital ./. Zahl der Aktien
Professionelle Value-Investoren setzen für die Ermittlung des Substanzwertes zusätzlich auf versteckte und Immaterielle Werte, die nicht in der Bilanz zu finden sind, beispielsweise der Wert der Vertriebsorganisation oder der Marke. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Aktienportfolios mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis zu höheren Renditen führen als Aktienportfolios mit hohen Kurs-Buchwerten.
Ertragswert
Der zweite Schritt bei der Ermittlung des inneren Unternehmenswertes ist die Berechnung des Ertragswertes. Wie profitabel ist das Unternehmen – was wirft dieses gegenwärtig und zukünftig ab? Während der Haltedauer der Aktie stehen dem Investor die Gewinne je Aktie zu. Diese werden zum Teil als Dividende ausgeschüttet und teilweise wieder ins Unternehmen reininvestiert. Im letzten Jahr steht dem Anleger der Verkaufserlös der Aktie zu. Anleger müssen eine Abzinsung vornehmen, also die zukünftigen Erträge auf die Gegenwart herunterrechnen.
Mit einer einfachen finanzmathematischen Formel lässt sich der Wert errechnen.
V = G*1/(r-g)
Um den Wert (Value) zu erhalten, wird der bereinigte Gewinn (G) mit 1/(r-g) multipliziert. Die Größe r ist der Abzinsungsfaktor, g das Wachstum der Unternehmensgewinne. Da der Umsatz bei den meisten Unternehmen schwanken, kann für eine nachhaltige Wertermittlung der Multiplikator nicht auf die aktuellen Gewinne angewendet werden.
Wert des Wachstums
Das letzte Element im Rahmen der Analyse ist der Wert des Wachstums. Allerdings ist dieser Faktor am schwierigsten zu prognostizieren. Zur Berechnung des normalisierten nachhaltigen Jahresgewinnes bietet sich die durchschnittliche Gewinnmarge an – Jahresgewinn geteilt durch Umsatz. Aus den Margen der letzten 10 Jahren wird der Durchschnitt ermittelt und dieser und mit dem aktuellen Umsatz multipliziert.
Value Investing ist nichts für ungeduldige Anleger
Das Value Investing erforderlich das richtige Verständnis von Aktien in Verbindung mit einem gewissen Gespür für die jeweiligen Branchen sowie ein hohes Maß an Geduld. Value Investor müssen mittel- oder langfrist denken und sich durch etwaige Talfahrten der Aktien nicht unnötig beunruhigen lassen.