Im September ist Bundestagswahl und die Parteien werben um Stimmen. Aber offensichtlich nicht bei Leuten, die einen Taschenrechner bedienen können. So jedenfalls sieht es aus, wenn man zwei Forderungen der Partei Die Linke nachrechnet. Die fordert 12 Euro Mindestlohn und 1.050 Euro Mindestrente. Beides zusammen geht aber nicht. Das ist keine politische, sondern eine mathematische Aussage. Hier wird es nachgerechnet.
Manch gut Gemeintes geht ja in den Buchstaben unter, wenn Politiker auf Stimmenfang gehen und soziale Wohltaten versprechen. Erstens einen fairen, auskömmlichen Mindestlohn. Zweitens eine ausreichende Mindestrente. Beides legt die Linke als soziale Wohltat auf den Tisch, die erfüllt würden, wenn die Partei nach der Bundestagswahl mitregieren dürfte.
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Rechnen wir einmal nach, ob die Wahlversprechen der Linken zusammenpassen. Gehen wir einmal vom Bekannten zum Unbekannten. Zurzeit beträgt gesetzliche Mindestlohn 8,84 Euro pro Stunde. Die Linke fordert in ihrem Wahlprogramm 12 Euro. Niedriger soll der Lohn in Deutschland nicht sein dürfen. Nun rechnen wir diesen Lohn einmal auf den Monat hoch. Nehmen wir eine 40-Stunden-Woche, dann kommen pro Monat 160 Stunden zusammen. Mal 12 Euro je Stunde entspricht das auf dem Lohnzettel 1.920 Euro brutto.
Nun rechnen wir weiter, wie viel Rente am Ende eines Arbeitslebens herauskommt, wenn ein Mindestlöhner 40 Jahre lang jeden Monat die oben errechneten 1.920 Euro verdiente.
Wenn die Linke 12 Euro Mindestlohn durchsetzen und zum Gesetz machen würde, hätte der Betreffende nach 40 Jahren 768 Euro Rentenanspruch. Soweit so gut. Damit wäre die erste Wahlkampfforderung der Partei erfüllt. Der Mindestlohn.
Zweitens fordert die Linke eine Mindestrente von 1.050 Euro. Da fehlt doch Geld! Zwischen der Rente aus Mindestlohn und der geforderten Mindestrente fehlen jeden Monat mehr als 330 Euro Rente. Machen wir die Gegenrechnung und fragen uns, wie hoch der Stundenlohn denn sein müsste, damit dafür am Ende der Arbeit im Ruhestand die geforderte Mindestrente erreicht wird.
Für 1.050 Euro Rente müsste der Versicherte 40 Jahre lang jeden Monat 2.650 Euro brutto verdienen. Das entspricht welchem Stundelohn? Wir teilen 2.650 durch 160 Arbeitsstunden pro Monat und ermitteln einen Soll-Stundenlohn von 16,56 Euro! Also muss die Linke sich entscheiden, was sie fordert. 12 Euro Mindestlohn. Dann reicht es später bei der Rente nicht. Oder 1.050 Mindestrente. Dafür braucht der Werktätige 16,56 Euro pro Stunde. DAS wäre also der eigentlich nötige Mindestlohn, den die Linke in ihrem Wahlprpogramm fordern müsste. Rein mathematisch gesehen.
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Aber schon schon 12 Euro pro Stunde Arbeit wären in der Wirtschaft schwer durchzusetzen. Zur Erinnerung: Zurzeit beträgt der Mindestlohn 8,84 Euro. Und wie oben errechnet, würden daraus nach 40 Jahren Beitrag in die Rentenkasse 768 Euro Monatsrente. Und wie ebenfalls oben errechnet, fordert die Linke 1.050 Euro Mindestrente. Es fehlen dem Mindestlöhner im Ruhestand also 330 Euro pro Monat. Könnte man diese Lücke mit Sozialleistungen auffüllen, massenhaft?
Wir rechnen das einmal aus. Wenn wir von 20 Jahren Rentenbezugszeit ausgehen (die Deutsche Rentenversicherng rechnet so), dann müssen wir 330 Euro Lücke mal 12 Monate mal 20 Jahre rechnen und kommen auf einen Fehlbetrag je Rentner von gesamt 79.000 Euro. Geld, das der Staat, also der Steuerzahler, als sozialen Transfer in Form eines Rentenzuschusses an die Betroffenen zahlen müsste. Wer soll das bezahlen?
PS: Neben der Linken: Die Wahlkampfforderungen der anderen Parteien gehen beim Lohn und bei der Rente mehr oder weniger in eine ähnliche Richtung, wenn auch nur verbal, meistens ohne Zahl. Dort heißt es dann etwa im Wahlprogramm „gerechter Lohn“ für gute Arbeit und „gute Rente“ müssen sein. Ja. Nur nennen die anderen Parteien keine Beträge. Also ist die Linke nicht schlechter und besser als andere Parteien, nur weil die, wenn auch inplausible, Beträge nennt.