Staatsanleihen sind ein beliebtes Mittel von Staaten, um Geld in die Kassen zu spülen. Anleger erhalten im Gegenzug für das Geld, das sie dem Staat leihen, eine Rendite. In Russland klappt diese Art der Geldbeschaffung aktuell jedoch nicht. Das russische Finanzministerium musste eben erste eine Auktionsrunde für neue Staatsanleihen platzen lassen, weil zu wenige Anleger sie haben wollten.
Rendite fünfjähriger Staatsanleihen auf 8,5 Prozent gestiegen
Vor zwei Wochen konnte Russland lediglich ein Fünftel der angedachten Auflage für zwei-, fünf- und zehnjährige Staatsanleihen absetzen. In der darauffolgenden Woche war die Nachfrage zwar größer, doch die potentiellen Anleger forderten Konditionen, die für das russische Finanzministerium unattraktiv waren.
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In den vergangenen Monaten ist die Rendite fünfjährige russische Staatsanleihen um zwei Prozent gestiegen. Sie liegt nun bei 8,5 Prozent. Darum hat das russische Finanzministerium die Reißleine gezogen. Vorerst wird es sich aus dem Anleihenmarkt zurückziehen.
Statt 450 Milliarden nur 187 Milliarden Rubel
Das Ministerium habe sich wegen der „stark gestiegenen Volatilität an den Finanzmärkten“ eine Pause genommen und werde „nach der Stabilisierung der Lage“ wieder auf den Anleihenmarkt zurückkehren.[1]
Vorgesehen war, dass Russland im dritten Quartal 2018 mit Anleihen 450 Milliarden Rubel einnehmen würde. Bisher wurden aber lediglich 187 Milliarden Rubel eingenommen. Womöglich werden bis Herbst 2018 keine Anleihen mehr ausgegeben.
Bei Finanzexperten kommt die Entscheidung des russischen Finanzministeriums gut an. Eine Rendite von 8,5 Prozent sei trotz drohender Sanktionen zu hoch, heißt es von Alexej Skaballanowitsch, Manager beim Vermögensverwalter Region Asset Management.
Russland im Moment nicht auf Einnahmen durch Staatsanleihen angewiesen
Grund für das geringe Interesse sind unter anderem Sanktionen der USA, die bereits seit längerem angedroht waren und seit 22.08.2018 in Kraft sind. So dürfen keine Gasturbinen, bestimmte Computerchips und hochempfindliche Messgeräte mehr eingeführt werden.[2]
Russland ist aktuell jedoch nicht auf die Einnahmen durch Staatsanleihen angewiesen. Durch den niedrigen Rubel-Kurs und den hohen Ölpreis erwartet die Regierung Mehreinnahmen in Höhe von 800 Milliarden Rubel. So könnte es selbst bis Februar 2019 keine Staatsanleihen ausgeben.
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Weiterführende Links
[1] Handelsblatt – Kein Interesse an russischen Anleihen – Kreml muss auf frisches Geld warten