Wie das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young[1] herausgefunden hat, gab es im ersten Halbjahr 2016 deutlich weniger Börsengänge als im selben Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt kam es zu 437 IPOs (initial public offerings), das entspricht einem Minus von 38 Prozent. Das Emissionsvolumen von 43 Milliarden Dollar lag sogar um 61 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Schwächstes Halbjahr seit 2009
Auch wenn das zweite Quartal 2016 mehr Börsengänge brachte als das erste (246 zu 191), ist der Trend im Vergleich zu 2015 rückläufig. So wenige IPOs wie im ersten Halbjahr gab es zuletzt während der Finanzkrise 2009.
Besonders in China und den USA sanken die Zahlen stark. In China und Hong Kong gingen in den letzten drei Monaten 58 Unternehmen an die Börse. Im Vorjahresquartal waren es noch 139 Unternehmen. Das entspricht einem Rückgang von 58 Prozent. Das Emissionsvolumen sank um 84 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar.
In den USA gab es im selben Zeitraum 37 Börsengänge. Im Vorjahresquartal waren es noch 72. Das Emissionsvolumen sank um 32 Prozent auf 12,9 Milliarden Dollar.
Europa mit den meisten Börsengängen
Die meisten IPOs gab es in Europa. Insgesamt waren es 65 in den letzten drei Monaten. Trotzdem sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Im selben Quartal 2015 gab es 95 Börsengängen. Das Emissionsvolumen sank um 32 Prozent auf 12,9 Milliarden Dollar.
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„Trotz der Unsicherheiten vor dem Referendum in Großbritannien entwickelte sich der europäische Primärmarkt erneut deutlich stärker als der asiatische und der weit abgeschlagene amerikanische Markt: Beim Emissionsvolumen liegt Europa mit 19 Milliarden US-Dollar vorn, bei der Anzahl der Börsengänge mit 155 IPOs auf Platz zwei. Der sich stabilisierende Ölpreis und die vergleichsweise gute Kurs-Performance von IPOs im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind die wichtigsten Gründe für die vergleichsweise robuste Entwicklung in Europa“[2], kommentiert Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei Ernst & Young.
Vier Börsengänge in Deutschland
In Europa war Großbritannien das stärkste Land – 18 IPOs in den letzten drei Monaten, genauso viele wie im selben Quartal 2015. Deutschland hingegen verzeichnete 2 Börsengänge in den letzten drei Monaten und kommt damit im ersten Halbjahr 2016 auf insgesamt 4: Das Biotechnologie-Unternehmen BRAIN, der Windradbauer Senvion, das Spezialchemieunternehmen Decheng Technology und das FinTech MyBucks.
Trendumkehr nach Brexit-Referendum unwahrscheinlich
Auch in den nächsten Monaten ist nicht von einem starken Anstieg der IPOs auszugehen. Nach dem Brexit-Referendum herrscht viel Unsicherheit. Unternehmen könnten erst einmal abwarten. Ende des Jahres, wenn mehr Klarheit herrscht, könnten sich aber auch die Börsengänge wieder mehren.
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[1] Ernst & Young – Börsengänge erstes Halbjahr 2016
[2] Siehe Fußnote 1