Ab März 2017 soll es an der Deutschen Börse ein neues Segment für kleinere und mittlere Unternehmen geben. Das Segment wird auf Drängen von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel geschaffen. Einen Namen hat es noch nicht. Fehler wie in den 90er Jahren beim Neuen Markt sollen vermieden werden.
Digitale Revolution braucht Kapital
Das neue Börsensegment ist bereits seit langem im Gespräch. Schon Gabriels Vorgänger Philipp Rösler hat die Idee angestoßen, traf jedoch zunächst auf Skepsis, was nicht zuletzt an den Erfahrungen mit dem Neuen Markt in den 90er Jahren lag.
Doch der digitale Wandel kostet. Darum wurde im Juni 2015 zunächst das „Deutsche Börse Venture Network gegründet“, auf dem sich Unternehmen und Investoren austauschen können. Mit dem im März 2017 startenden neuen Segment soll nun der nächste Schritt gegangen werden, um mehr Aufmerksamkeit für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen. Es wird den bisher geltenden Entry Standard ersetzen.[1]
Die besten Depots für Wertpapiere - jetzt vergleichen! »
Keine Wiederauflage des Neuen Marktes
Die Fehler des Neuen Marktes möchte man dabei vermeiden. Er wurde im März 1997 an der Deutschen Börse geschaffen. Als Vorbild diente die Technologiebörse Nasdaq aus den USA. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten – beinahe wäre mit Mobilcom nur eine einzige Firma am ersten Tag vertreten gewesen –, nahm der Neue Markt bald Schwung auf. Ende 1999 gab es bereits 200 Unternehmen auf ihm. Die Kurse schossen in die Höhe. Auch viele Privatanleger entdeckten den Aktienhandel für sich.
Im März 2000 erreichte der Index des Neuen Marktes bei 8559 Punkten seinen Höchststand. Anschließend platzte die Blase. Firmen wie Gigabell und Kabel New Media wurden trotz riesiger Erlöse an die Wand gefahren, Betrugsfälle häuften sich. Im Sommer 2001 sank der Index unter die Marke von 1.000 Punkten. Im März 2003 wurde der Neue Markt verabschiedet und ließ viele frustrierte Anleger zurück.[2]
Verschärfte Regeln für das neue Segment
Damit sich dieser Fall nicht wiederholt, wird es auf dem neuen Segment schärfere Regeln für Unternehmen geben. Dazu zählen:
- Ein Jahresumsatz von mindestens 10 Millionen Euro
- Ein Jahresüberschuss
- Positives Eigenkapital
- Erfolgreiches Einsammeln von Eigenkapital in Höhe von mindestens 5 Millionen Euro
- Mindestens 20 Mitarbeiter
Ein Unternehmen, das auf dem neuen Börsensegment auftreten will, muss mindestens drei dieser fünf Kriterien erfüllen. Außerdem werden die Unternehmen vor dem Start gründlich analysiert und müssen eine Börsenbewertung von 30 Millionen Euro erhalten.
So sollen nicht nur junge Unternehmen gefördert werden, sondern auch das Vertrauen der Anleger zurückerlangt. Ob die Maßnahmen fruchten, wird sich zeigen. In Deutschland gab es 2016 lediglich 10 Börsengänge.[3]
Gold als alternative Anlage - so geht es »
Weiterführende Literatur
[1] faz – Gabriel bekommt sein Börsensegment