Die Rendite von italienischen Staatsanleihen sind teils deutlich höher als die von Balkanstaaten wie Albanien. Das hat die FAZ in einem Artikel zum Thema herausgefunden. Offenbar bringen viele Anleger den EU-Beitrittskandidaten ein größeres Vertrauen entgegen als dem krisengebeutelten Land aus dem Süden. Bei Staatsanleihen aus kaum einem anderen Land sind die Renditen zuletzt so stark gestiegen wie bei den italienischen.
Rendite italienischer Staatsanleihen steigt auf 3,115 Prozent
Anleger sehen skeptisch auf Italien. Das Land steckt seit Jahren in der Krise. Seit 90 Tagen wird es zudem von einer Koalition der Bewegung Fünf Sterne und der Lega regiert. Seither hat sich in der Wirtschaftspolitik wenig getan. Der EU steht die Regierung zudem kritisch gegenüber.[1]
Als Folge der vielen Probleme im Land sind die Kurse der Staatsanleihen gefallen, die Renditen um über ein Prozent gestiegen. Sie liegen nun bei 3,115 Prozent. In Europa sind nur Anleihen aus der Türkei und aus Russland noch unbeliebter bei Anlegern. In Russland stieg die Rendite der fünfjährigen Staatsanleihen beispielsweise auf 8,5 Prozent. Darauf entschied die Regierung, vorerst keine Staatsanleihen mehr herauszugeben.[2]
Rendite für albanische Anleihen teils bei 1,42 Prozent
Damit genießen Anleihen aus dem Balkan oft mehr vertrauen bei den Anlegern als Anleihen aus Italien. So lag die Rendite für eine 2020 fällige Anleihe aus Albanien zuletzt bei 1,42 Prozent. Die Rendite einer vergleichbaren Anleihe aus Italien betrug 2,03 Prozent.
Das ist insofern erstaunlich, als die Wirtschaftskraft von Balkanstaaten deutlich geringer ist als die von Italien. Auch die Bewertung Albaniens durch die Rating-Agentur S&P fällt deutlich geringer aus als die von Italien. So erhält Italien ein BBB, Albanien hingegen nur ein B+ – das heißt, Anlagen aus Italien gelten als durchschnittlich gut, wenn auch nicht sonderlich sicher, Anlagen aus Albanien hingegen als hochspekulativ.
Eine Anleihe aus Mazedonien, die 2021 fällig wird, kam zuletzt auf eine Rendite von 1,45 Prozent, eine Anleihe aus Montenegro auf 1,67 Prozent.
Nicht jedes Balkanland wird gleich positiv gesehen
Das Ziel, in die EU einzutreten, gilt vielen Anleger offenbar als positives Signal. Allerdings muss ebenso festgehalten werden, dass bei länger laufenden Anleihen aus dem Balkan die Renditen höher sind als bei vergleichbaren Anleihen aus Italien. Zudem schneidet nicht jedes Balkanland gleich gut bei den Anlegern ab. Die Rendite einer 2021 fälligen Anleihe aus Serbien betrug zuletzt beispielweise 4,09 Prozent.
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