Ein staatliches Vorsorgekonto könnte eine gute Alternative zur privatwirtschaftlichen Riester-Rente sein und die Deutschen motivieren, privat für ihr Alter vorzusorgen. Das meint die Friedrich-Ebert-Stiftung in der Publikation „Das Vorsorgekonto als Mittel gegen die Altersarmut“. Das Vorsorgekonto soll sich an alle gesetzlich Rentenversicherten wenden und auf ETFs setzen, deren Erträge zum Teil kollektiv angelegt werden. Ob der Vorschlag etwas taugt?
Die Hälfte der deutschen bevorzugt ein staatliches Produkt für die Altersvorsorge
Aus der Publikation der Friedrich-Ebert-Stiftung geht hervor, dass 48,2 Prozent der Deutschen bei der privaten Altersvorsorge eher ein Produkt der gesetzlichen Rentenversicherung als das eines privaten Anbieters bevorzugen würden. 28,5 Prozent sind eher für einen privaten Anbieter, 23,3 Prozent sind unentschieden. Wenig überraschend ist gut 80 Prozent der Deutschen zudem der Kapitalerhalt wichtiger als der Kapitalgewinn.[1]
Diese Zahlen nimmt die Friedrich-Ebert-Stiftung zum Anlass, um ein Konzept für ein Basisprodukt für die private Altersvorsorge vorzustellen. Es soll sich an alle gesetzlich Rentenversicherte richten. Ziel des Vorsorgekontos ist es, die Altersarmut zu verringern und beispielsweise Abschläge bei vorgezogenem Rentenbeginn zu kompensieren.
Jetzt Online-Broker vergleichen »
Investieren in kollektiv verwaltete ETFs
Die Grundzüge des Vorsorgekontos stellt sich die Friedrich-Ebert-Stiftung so vor:
- Nur ein Anlagemodell für alle
- Flexibel auf die Bedürfnisse anpassbar (zum Beispiel um Abschläge bei vorgezogenem Renteneintritt auszugleichen)
- Gegenüber der privatwirtschaftlichen Riester-Rente soll das Vorsorgekonto günstiger sein, da es von einer Non-Profit-Organisation angeboten und das Kapital kollektiv verwaltet wird
- Durch die niedrigeren Kosten wird die Anlage rentabler
- Investiert wird in breit streuende und kostengünstige ETFs, die kollektiv verwaltet werden
- Ein Teil der Erträge wird kollektiv in einem Reservetopf angelegt, um schlechte Börsenjahre auszugleichen
- Das Vorsorgekonto soll systemnah sein und nicht für die steuer- und sozialabgabenfreie Entgeltumwandlung genutzt werden können
- Es bietet eine zusätzliche Absicherung bei dauerhafter Erwerbsminderung ohne Gesundheitsprüfung und ohne Risikozuschläge, da ein kleiner Teil der Beträge solidarisch investiert wird
Mehr zum Thema private Altersvorsorge »
Vorteile gegenüber Vorschlag von Friedrich Merz
Der Vorschlag der Friedrich-Ebert-Stiftung ist eine Reaktion auf den Vorschlag von Friedrich Merz, die Altersvorsorge mit Aktien steuerlich zu fördern. „Anlage in Aktien für die private Altersvorsorge zu stärken ist gut, aber dafür braucht es keine Steuerförderung in Milliardenhöhe“[2], hatte Klaus Müller, der Chef der Verbraucherzentrale des Bundesverbands (VZBV), Merz Vorschlag kritisiert. „Es dürfen nicht vor allem die profitieren, die sich bereits mit Aktienanlagen auskennen.“ Stattdessen forderte er ein kostengünstiges und renditestarkes Basisangebot.
Genau das hat auch die Friedrich-Ebert-Stiftung mit ihrem Vorschlag im Blick. Die niedrigen Kosten durch den Non-Profit-Gedanken, die kollektive Anlage und kostengünstige ETFs könnten in der Tat gerade Menschen mit niedrigem und mittlerem Gehalt ansprechen. Durch das Konzept „ein Anlagemodell für alle“ wird die Anlage zudem nicht unnötig verkompliziert.
Hinzu kommt, dass ETFs weniger schwankungsanfällig sind als Aktien und sich sehr gut für eine breite Streuung und damit eine Reduzierung des Risikos eigenen – das dürfte gerade den sicherheitsorientierten Deutschen entgegenkommen.
Ein Grundproblem löst dieses Modell der privaten Altersvorsorge indes so wenig wie jedes andere. Für das Alter sparen geht nur, wenn genügend Geld da ist, um etwas beiseite zu legen. 47 Prozent der Deutschen legten 2018 überhaupt kein Geld an.[3] Trotz niedriger Arbeitslosigkeit und stabilem Wirtschaftswachstum stagnieren zudem gerade die Gehälter von Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen.[4] Vielleicht sollte hier der Hebel ansetzen, um das Risiko für Altersarmut zu verringern.
Die besten Anbieter mit ETF-Sparplänen »
Weiterführende Links
[1] Friedrich-Ebert-Stiftung – Das Vorsorgekonto als Mittel gegen die Altersarmut
[2] Handelsblatt – Merz erntet für Rentenvorstoß Kritik aus den eigenen Reihen
[3] Bankenverband – Geldanlage 2018
[4] Business Insider – Absurder Trend: Darum steigen die Gehälter in Deutschland nicht, obwohl Arbeitskräfte begehrt sind wie nie