Die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ist abgesagt. Das von Finanzminister Olaf Scholz eingefädelte Projekt hatte das Ziel, einen nationalen Champion zu schaffen. Dieser sollte mit internationalen Großbanken konkurrieren können. Nun heißt es von den Vorständen beider Banken, der Zusammenschluss hätte keinen Mehrwert geboten. Damit wird das von vornherein wenig durchdachte Projekt endlich begraben.
Auch eine Deutsche Commerzbank wäre ein Zwerg
Es gibt viele Gründe, warum ein Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank keine gute Idee gewesen wäre. Beide Banken haben sich nie von der Finanzkrise 2007 erholt. Notierte die Deutsche Bank 2007 bei über 90 Euro, erhalten die Anleger die Aktie heute für sieben, acht Euro. Bei der Commerzbank ging es von über 220 Euro auf ebenfalls rund acht Euro hinab. Natürlich hätte ein Zusammenschluss dazu geführt, dass ein insgesamt größeres Institut entstanden wäre.
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Doch im Vergleich zu den großen amerikanischen Banken wäre eine Deutsche Commerzbank weiterhin ein Zwerg geblieben.[1] Mehr noch, durch einen Zusammenschluss wäre kaum eines der Probleme der beiden Einzelinstitute gelöst worden. Um das Investmentbanking der Deutschen Bank wäre es nach der Fusion so schlecht gestanden wie zuvor.[2] Dafür hätte die Fusion wahrscheinlich 30.000 der insgesamt 130.000 Stellen gekostet.[3]
Kein Bedarf für nationalen Champion
Es passt jedoch zur aktuellen Politik der Bundesregierung, einen nationalen Champion schaffen zu wollen. Das klingt nach Prestige. Und die Bundesregierung hätte sich als Beschützerin der deutschen Wirtschaft aufspielen können. Dabei ist mehr als fraglich, ob das Prinzip des nationalen Champions ein tragfähiges Konzept für die heutige Zeit ist. Es ist auch unglaubwürdig vor dem Hintergrund der Bekenntnisse für ein stärkeres Europa.
Es wäre besser für Deutsche Bank und Commerzbank, sie suchten international nach geeigneten Partnern – also solchen, die das eigene Geschäftsmodell ergänzen würden. So böte sich bei der Deutschen Bank eine Zusammenarbeit der Tochter DWS mit Amundi an. Amundi ist als Vermögensverwalter auf dem deutschen Markt noch kaum aktiv, in Europa aber ein großer Player. Für die Commerzbank gibt es ohnehin bereits zahlreiche Interessenten, darunter ING, Unicredit und BNP Paribas.[4] Egal bei welcher Variante gilt jedoch: Die Größe allein wird es nicht richten.
Weiterführende Links
[1] Tagesschau – Auch eine deutsche Großbank wäre ein Zwerg
[2] manager magazin – Fusionsfantasie provoziert Aufseher der Deutschen Bank
[3] Finanzen100 – 30.000 Jobs bedroht: Zur Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank naht Entscheidung
[4] Der Aktionär – Commerzbank nach gescheiterter Fusion: Das sind jetzt die Optionen