Ein wenig ironisch ist es schon. Ausgerechnet der Wirecard-Skandal hat die Deutsche Börse dazu angeregt, darüber nachzudenken, künftig 40, statt wie bisher 30 Unternehmen in den DAX aufzunehmen. Was sich die Deutsche Börse davon verspricht? Eine Verjüngung des Leitindex. Mit anderen Worten: Der Niedergang des deutschen Vorzeige-Start-ups und Tech-Unternehmens Wirecard wird womöglich dafür genutzt, künftig noch mehr deutschen Vorzeige-Start-ups und Tech-Unternehmen die Aufnahme in den DAX zu ermöglichen. Nichts gelernt also? Nein, so lässt sich das nicht sagen.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Die Deutsche Börse will bis Ende des Jahres Reformvorschläge für den DAX machen
- Zur Diskussion steht unter anderem eine Erweiterung von 30 auf 40 Werte
- In vielen anderen Ländern gibt es bereits Indizes mit mehr Werten
- Eine Vergrößerung des DAX hätte allerdings Auswirkungen auf zahlreiche andere Finanzprodukte
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Erweiterung plus strengere Regeln
Erstens ist die Erweiterung des DAX keinesfalls beschlossene Sache. Die Deutsche Börse denkt lediglich über eine Reform nach. Diese könnte allerdings – so sie denn kommt – bereits Ende des Jahres angegangen werden.
Zweitens aber stehen neben der Erweiterung auch strengere Regeln für die Aufnahmen in den DAX im Raum. Nach jetzigem Stand entscheiden vor allen Dingen der Börsenwert und der Handelsumsatz eines Unternehmens über dessen Aufnahme in den DAX. Nach der Reform könnte zusätzlich geprüft werden, ob das Unternehmen tatsächlich Profit macht.
Andere Indizes machen es vor
Dass eine Erweiterung möglich ist, hat die Deutsche Börse bereits vorgemacht. So wurden 2018 bereits der MDAX und der SDAX um jeweils zehn Werte erweitert.
Auch der Blick in andere Länder zeigt, dass die Anzahl von 30 Werten im Leitindex nicht unumstößlich ist. So umfasst der britische FTSE zum Beispiel 100 Werte. Im französischen CAC befinden sich 40 Unternehmen.[1]
Auswirkung auf viele Finanzprodukte
Allerdings müssten bei einer Erweiterung des DAX auch die Folgen im Auge behalten werden. So würde sich die Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten Unternehmen im DAX noch erweitern. Zudem dient der DAX mehr als 150.000 Finanzprodukten als Basiswert, darunter beispielweise ETFs.
So meinte etwa Veronika Kylburg, die Produktentwicklerin bei Qontigo, im März: „Es sind zurzeit 17 ETFs auf den DAX aufgelegt, mit einem investierten Vermögen von 14,2 Mrd. Euro. Eine Größenveränderung würde sich auch auf die Risiko- und Rendite-Charakteristiken und auf die Handelbarkeit auswirken, sowie in den Handelskosten niederschlagen.“[2]
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