NSA, FBI, CIA und… naja, die hessische Polizei. Sie alle zählen zu den Kunden der Datenanalyse-Firma Palantir Technologies, die am Mittwoch den Gang an die Börse wagte. Schon diese Aufzählung zeigt: Palantir ist ein Unternehmen voller Geheimnisse. So bleibt beispielsweise unklar, ob der Börsenstart des Unternehmens nun ein Erfolg war oder nicht. Ebenso wie es ein Geheimnis bleibt, ob Palantir jemals Gewinne machen wird.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Die Palantir-Aktie stieg zum Börsenstart am Mittwoch von 7,25 US-Dollar auf 9,50 US-Dollar
- Sie verlor nach dem fulminanten Auftakt bei 10 US-Dollar im Laufe des Tages jedoch gut 5 Prozent
- Das Unternehmen ist heute so viel wert wie vor fünf Jahren und hat in 17 Jahren nie Gewinne gemacht
Jetzt Online-Broker vergleichen »
Peter Thiel lässt grüßen
Gegründet wurde die Firma aus dem Silicon Valley unter anderem von Alex Karp und Peter Thiel. Peter Thiel dürfte vielen Anlegern deshalb ein Begriff sein, weil er 1998 schon den Online-Bezahldienst Paypal mitgegründet hat. Palantir folgte 2003. Der Name des Unternehmens geht auf „sehende Steine“ aus J.R.R. Tolkiens Fantasy-Welt zurück.[1]
Die New Yorker Börse NYSE hatte den Referenzpreis der Palantir-Aktie bei 7,25 US-Dollar festgelegt. Sie schloss am ersten Tag bei 9,50 US-Dollar. Ein Plus von über 30 Prozent. Kein Wunder, dass sich am Abend viele Kommentare wie diese fanden: „Palantir: Peter Thiels Datenfirma startet Börsenkarriere mit fettem Plus“ oder „Geheimdienst-Firma Palantir startet erfolgreich an die Börse“.
Kein Wertzuwachs, kein Gewinn
So weit, so schön. Die nächste Erfolgsgeschichte eines amerikanischen Tech-Unternehmens! Oder doch nicht? Die Zahlen lassen sich auch anders lesen. So verweist etwa das Manager Magazin darauf, dass die Aktie zum Handelsstart bereits bei 10 US-Dollar lag, im Verlauf des Tages also 5 Prozent auf 9,50 Euro verlor.[2]
Noch eine weitere Zahl rückt die Erfolgsgeschichte in ein anderes Licht. So wird Palantir nach dem ersten Börsentag mit rund 20 Milliarden US-Dollar bewertet. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Das entspricht in etwa der Bewertung, die Palantir bei der letzten Finanzierungsrunde im Jahr 2015 erhielt.[3] Mit anderen Worten war das Unternehmen vor fünf Jahren genauso viel Wert wie heute. Klingt nicht nach rasantem Wachstum.
Übrigens hat Palantir seit 2003 noch in keinen Jahr Profit abgeworfen. Ein Mitspracherecht für Aktionäre gibt es auch nicht.[4] Und, überzeugt?
Gold als Ergänzung fürs Portfolio »
Wette auf die Zukunft
Wer heute auf Palantir setzt, tut das also allein in der Hoffnung, dass in Zukunft alles besser wird. Diese Art des Wirtschaftens, bei dem lange Schulden gemacht werden, um später dann – oft als Quasi-Monopol – Gewinne erzielen zu können, ist gerade für amerikanische Unternehmen nicht ungewöhnlich. Auch Netflix war Stand 2019 verschuldet und arbeitete nicht profitabel.
Es bleibt aber die Frage, ob diese Strategie bei Palantir aufgehen wird. Datenkraken gibt es mit Google, Facebook und co. bereits einige. Kann Palantirs eigene Datensammel-Software wirklich so viel, dass sich daraus ein profitables Geschäftsmodell entwickeln lässt? Zweifel sind angebracht.
Weiterführende Links
[1] Zeit – Palantir Technologies
[2] Manager Magazin – Palantir-Aktie gibt am ersten Börsentag nach