Die Berg- und Talfahrt des Euro
Vor wenigen Monaten noch stand der Euro bei einem Wert von 1,60 US Dollar je einem Euro. Doch auf den Sommer folgte ein unglaublicher Absturz, der seinesgleichen zu suchen scheint. Heute Morgen verlor der Euro wieder an Wert und fiel auf 1,2740 US Dollar ab. Der Sinkflug scheint nicht mehr aufzuhalten, wie es scheint. Einer der Gründe des Absturzes: Wirtschaftsexperten fürchten, dass angesichts der Kreditkrise in den USA auch uns die Rezession treffen könnte. Und das noch schlimmer als in dem Land, in dem die Subprime-Krise ihren Anfang hatte.
Tiefer als heute stand der Euro seit fast genau zwei Jahren – seit November 2006 – nicht mehr. Im Laufe des Tages erholte er sich wieder und ging auf 1,29 US Dollar. Im Moment liegt der Euro bei 1,2856 US Dollar, und kann sowohl nach unten als auch nach oben wieder ausschlagen.
Neben dem Euro ging es auch dem britischen Pfund an den Kragen. Die Währung Großbritanniens, welches sich der Währungsunion verschlossen hatte, verlor gegenüber dem US Dollar heute zwei Prozent, gegenüber dem Yen gar um 2,50 Prozent. Doch wieso fällt der Euro gerade jetzt so stark, wo es langsam zu einer Stabilisierung der Finanzmärkte kommt und die Krise in ihrer schlimmsten Form inzwischen überstanden ist?
In einem aktuellen Researchbericht der Commerzbank suchen ihre Devisenanalysten nach Antworten und kommen auf die einfache Formel: „Das alte Muster, welches wir seit August beobachten, kehrt zurück. Die Gefahr einer Rezession ist gut für den Dollar.“ Und es ist wirklich das alte Denken, das sich hier niederschlägt. Der USA als ehemals größte Wirtschaftsmacht wird immer noch am ehesten zugetraut, die Auswirkungen einer Rezession besser in den Griff zu kriegen und verkraften zu können als die Länder des Euro-Raums.
Und ein zweiter wichtiger Punkt kommt zum Tragen: Die EZB, die Europäische Zentralbank, geht mit der Problematik einer möglichen Rezession weniger offensiv um als die Notenbank der USA. Während die Federal Reserve ihren Leitzinssatz vor wenigen Wochen noch einmal senkte und nun einen Leitzins von 1,5 Prozent angesetzt hat, stellt die EZB sich quer. Noch im Juli war es statt zu einer Zinssenkung zu einer Erhöhung des Leitzinssatzes gekommen. Erst vor wenigen Tagen hatte die EZB dann eine Senkung von 50 Basispunkten auf eine Marke von 3,75 Prozent vorgenommen (im Übrigen bislang ohne negative Auswirkungen auf die Zinsen von Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten).
Angesichts der Rezessionsgefahr ist der Leitzins im Euro-Raum immer noch zu hoch, was von vielen Experten auch bemängelt wird. Dadurch wird auch der Euro unter Druck gesetzt und der US Dollar gewinnt im Gegenzug durch den niedrigen Leitzins an Fahrt.
Natürlich gibt es auch noch andere Gründe, die für die Stärkung des US Dollar sprechen. Dennoch sind die beiden genannten sicher die wichtigsten im Moment. Mit dem Euro sinkt auch der Wert von Gold, welches immer noch die wichtigste Reservewährung der Welt ist. Der Preis des Goldes geht immer konträr zum Preis des US Dollar. Steigt der Wert des US Dollar, sinkt der Goldpreis, da diese Reservewährung aufgrund der Stärke des US Dollar dann weniger benötigt wird. Sinkt jedoch der Wert des US Dollar, dann steigt im Gegenzug der Wert des Goldes oder der Wertpapiere, die mit Gold verbunden sind, da Gold dann als Reservewährung wieder wichtiger wird.
Eine fatale Abhängigkeit all dieser Komponenten also. Starker Euro = teures Gold, schwacher Euro = sinkender Goldpreis, dies ist die einfache Formel auf dem Finanzparkett der Weltwirtschaft.