Der Chef der HSH Nordbank nimmt seinen Hut
Nun ist er gerollt, der erste Kopf eines Landesbank-Chefs in unserer Republik. Hans Berger, der Chef der HSH Nordbank, wurde im wahrsten Sinne des Wortes von seinem Posten geräumt. Der Vorsitzende des Landesbankvorstandes wurde quasi zum Rücktritt gezwungen.
Heute hat er seinen Hut genommen, der Herr Berger, der Verluste in nicht unbedenklicher Höhe zu verantworten hat. Die ersten neun Monate dieses Jahres zeigen einen Verlust in der Höhe von 360 Millionen Euro bei der HSH Nordbank. Die Abschreibungen liegen bei gut 1,3 Milliarden Euro – verursacht durch die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers, die in aller Welt Anleger in den finanziellen Abgrund riss, und durch Anlagen in Island, dessen Banken inzwischen verstaatlicht wurden. Dem 1,5 Milliarden Euro an Einnahmen aus Zinsen und aus Erträgen durch Provisionen entgegen.
Doch das sind nicht die einzigen Nachrichten, welche die HSH Nordbank heute verkündete. Es kam noch viel härter: „Der Aufsichtsrat hat zusätzlich den neuen Abschlussprüfer der Bank, die KPMG, beauftragt, über den Rahmen der Abschlussprüfung hinaus gemeinsam mit Nonnenmacher alle wesentlichen Kapitalmarkttransaktionen im Hinblick auf das bilanzielle Risiko für den Jahresabschluss 2008 zu überprüfen“.
Endlich traut sich eine Bank, die Verluste in ihren Büchern genau unter die Lupe zu nehmen. Mutig kann man dies nennen, aber auch sehr lobenswert. Ein solches Verfahren könnte man den anderen Banken in Deutschland (und auch in den USA und vor allem auch in Island!) nahelegen, um genau herausfinden zu können, wo das ganze Geld den geblieben ist, das inzwischen auf mehr als zwei Billionen US Dollar beziffert wird und das – wohin auch immer – verschwunden ist.
Hans Berger geht nun, wohl nicht ganz unfreiwillig, aber er kann nicht anders. „Trotz positiver Ergebnisse in ihren Kerngeschäftsfeldern wird die Bank deshalb in diesem Jahr als Folge einzelner Kapitalmarktgeschäfte und der Kapitalmarktentwicklung einen Bilanzverlust ausweisen. Dafür übernehme ich die Verantwortung“, sagte er heute deshalb.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Wolfgang Peiner, fand nur lobende Worte für das Hutnehmen des Vorstandsvorsitzenden. „Der angebotene Rücktritt zeugt von seiner Gradlinigkeit und seinem Verständnis von unternehmerischer Verantwortung“, sagte er. So ganz freiwillig wird dieser Schritt jedoch mit Sicherheit nicht gewesen sein, während andere Landesbankchefs weiter auf ihren Schleudersitzen verharren und schön da weitermachen zu scheinen, wo es auch schon vor dem Beginn der schweren Finanzkrise langgegangen war. Die HSH Nordbank selbst zieht sich derweil unter den Rettungsschirm der Bundesregierung zurück und will Garantien beantragen – in Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro.