Kommt die Rezession oder wird sie nur herbeigeredet?
Ja, die Krise ist da, und das nicht erst seit gestern. Die globale Finanzwirtschaft ächzt und stöhnt, Konjunkturprogramme in aller Welt sollen sie deshalb wieder ankurbeln. Nun wird weiter gejammert und auch von Rezession geredet – nur: Ist sie schon da, beginnt sie gerade, oder wird sie möglicherweise nur herbeigeredet?
In den letzten Jahren sind die Arbeitslosenzahlen massiv gesunken und der Aufschwung hatte Deutschland gute Zeiten beschert. Die Auswirkungen der Immobilienkrise in den USA, welche die Folge von den „faulen“ Krediten, den so genannten Subprimes, ist, und die Finanzkrise nach Deutschland und ganz Europa brachten, zerren und reißen auch an unserer Wirtschaft.
Dennoch ist noch lange nicht Land unter in unserer Wirtschaft. Die Aktienkurse sinken nicht mehr im Sturzflug, sondern bewegen sich derzeit immer um die 4.700 bis 5.000 Punkte herum. Auch gehen nicht mehr alle Aktien ins Minus, sondern gerade Wirtschaftsunternehmen wie SAP, Siemens und sogar auch die Deutsche Lufthansa gewinnen an diesem Börsentag. Es ist also noch lange nicht aller Tage Abend.
Wichtig ist jetzt auch: Nicht alle Wertpapiere zu verscherbeln, Hauptsache, man hat sie los. Dies ist der größte Fehler, den man derzeit machen kann. Die Börse wird sich auf mittlere Sicht gesehen wieder erholen, selbst wenn es jetzt durch eine kurze Talsohle geht.
Wir befinden uns nicht in den Zeiten des Zusammenbruches des Neuen Marktes, bei dem Internetunternehmen, die künstlich zu Millionen schweren Aktiengesellschaften aufgepumpt worden waren, wie Seifenblasen zerplatzen. Die Aktien, die derzeit auf dem Börsenparkett in Frankfurt zu haben sind, zum Beispiel im DAX der an der Deutschen Börse in Frankfurt seinen Stand hat, sind mit Sicherheit zum größten Teil Wertpapiere, die auch noch in einigen Jahren dort notiert sein werden.
Wer sich also nun von den Aktien trennt, nur weil er Angst hat, noch mehr Geld zu verlieren, der macht in den meisten Fällen einen großen Fehler. Andererseits kann auch gesagt werden, dass man darüber nachdenken sollte, in Aktien zu investieren. Einige der Papiere sind im Moment günstig zu haben und werden auf mittlere Sicht wieder im Wert steigen.
Doch Vorsicht: Der Aktienmarkt hat derzeit keine Perspektiven zu bieten für Anleger, die durch den Kauf und schnellen Verkauf von Aktien in kurzer Zeit möglichst viel Geld verdienen wollen. Hierfür ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt. Wer aber mittelfristig von den Zuwächsen auf dem Wertpapiermarkt profitieren möchte, der sollte den Kauf von (deutschen) Aktien oder Aktienfonds erwägen und dies bei seiner Geldanlage berücksichtigen. Und diese dann so lange in seinem Depot verwahren, bis ein Verkauf sich wirklich wieder lohnt, und nicht vorher – selbst wenn die Kurse wieder sinken sollten.
Heute wurde übrigens auch das Jahresgutachten des Sachverständigenrates mit dem bedeutsamen Titel: „Die Finanzkrise meistern – Wachstumskräfte stärken“ vorgelegt. Ein kurzer Auszug daraus lässt bereits erkennen, dass ein staatliches Rettungsprogramm bei weitem noch nicht alles ist, um die Finanzwirtschaft eines Landes wieder ganz auf die Beine zu stellen: „Die Erfahrungen mit historischen Bankenkrisen lassen erkennen, dass eine erfolgreiche Sanierung des Finanzsystems ohne eine umfassende Restrukturierung kaum zu erreichen ist.
Dies verdeutlicht auf der einen Seite das erfolgreiche schwedische Rettungsprogramm der neunziger Jahre, bei dem der Staat eine sehr aktive Rolle übernommen hat und insbesondere auch bereit war, nicht zukunftsfähige Banken zu schließen. Auf der anderen Seite dient die japanische Bankenkrise als ein warnendes Beispiel für die Probleme, die sich ergeben können, wenn der Staat die Initiative bei den Banken belässt und diesen mehr oder weniger passiv die Mittel zur Verfügung stellt, die sie benötigen, um sich über Wasser zu halten“.
Wichtig ist dabei, dass die Bundesregierung von dem „Sammelsurium von Einzelmaßnahmen“ wegkommt und noch schärfere Einschnitte vornimmt, eine ganz klare Linie bezieht und vor allem auch selbst Milliarden in die Wirtschaft investiert und nicht nur in die Hilfe für die Banken. Ob und wie das Rettungspaket wirklich funktionieren wird, lässt sich jedoch erst im Laufe der Zeit sagen. Noch ist Vieles davon blanke Theorie, und muss sich in der Praxis erst bewähren. Vielleicht wird es dann auch nicht zu einer Rezession tieferen Ausmaßes kommen, sondern die Krise wird zu einem kurzen, aber nicht allzu tiefen Tal führen. Wir werden es sehen. Und bei all dem eines nicht vergessen: Panikverkäufe von (deutschen) Wertpapieren sind immer Moment der eindeutig falsche Weg für jeden einzelnen Anleger!