Islands Zentralbank wird von Demonstranten gestürmt
Er kommt nicht zur Ruhe, der kleine Inselstaat im Nordatlantik mit den gerade mal 316.252 Einwohnern, die er im März dieses Jahres hatte.
Heute bestätigte die Polizei in der Hauptstadt Reykjavik, das gestern Abend die Zentralbank Islands das Ziel von Demonstranten war, die auch in das Gebäude eindringen konnten. Dies war eine Fortsetzung der bereits seit einer Weile andauernden Bürgerproteste, die derzeit auf Island stattfinden.
Der kleine Staat war vor einigen Monaten mit aller Wucht von der Finanzkrise getroffen worden, woraufhin die drei großen Banken Islands verstaatlicht worden waren. Nur Finanzspritzen aus vielen Ländern, unter anderem einigen Ländern Skandinaviens, konnten Island vor dem schnellen Staatsbankrott retten. Mehr als hundert Isländer nahmen an den Protesten teil, bei denen der Rücktritt von David Oddsson, dem seit drei Jahren amtierenden isländischen Zentralbankchef, gefordert wurde.
Erst die Drohung der Polizei, das Gebäude der Zentralbank mit Gewalt zu räumen, beendete den Protest. Dabei sind die Proteste der Isländer nur zu verständlich. Der Inselstaat kämpft um das Überleben. „Sehr ernst“ sieht es wohl aus für Island, denn genau diese Worte verwandte Ministerpräsident Geir Haarde heute, als er eine Erklärung abgab über die Situation Islands in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht.
Durch die Verstaatlichung und damit Quasi-Bankrotterklärung der drei isländischen Banken Kaupthing, Glitnir und Landsbanki geht dem kleinen Staat immer mehr die Puste aus. Inzwischen liegt die Inflationsrate schon bei fast 20 Prozent, die Arbeitslosenzahlen steigen mehr und mehr an. Es herrscht eine drastische Knappheit von Devisen, welche Island jedoch braucht, um wirtschaftlich weiter in aller Welt tätig zu sein.
Durch das Bankendrama, welches durch die Verstaatlichung der drei Banken ausgelöst würde, ging es rapide ab mit dem Land, das in aller Welt mit ihren – vermeintlich so guten – Konditionen für Tagesgeld und Festgeld geworben hatten geworben hatte, und damit zigtausende von Sparer in den finanziellen Abgrund gerissen hatte.
Inzwischen ist zwar klar, dass die Einlagen der deutschen Sparer, die ihr Geld auf der deutschen Niederlassung der Kaupthing-Bank angelegt hatten, wieder zu ihnen zurückfließen werden. Dies wird jedoch nicht möglich gemacht, weil in Island Einsicht herrscht über wirtschaftliches Fehlverhalten, sondern durch einen Kredit der Bundesregierung an Island. So zahlt – wieder einmal bei dieser Finanzwirtschaftskrise – der Steuerzahler die Zeche für den sorglosen Umgang mit dem Geld anderer Menschen.
Und das Drama um Island geht noch weiter. Bereits am Wochenende waren wieder tausende von Isländern auf die Straße gegangen, um erneut den Rücktritt von Ministerpräsident und Regierung zu fordern. Ihnen wird die Mitverantwortung gegeben für die Last der Schulden, unter der das ganze Land zusammen zu brechen droht.
Gestern hat dann die Kaupthing-Bank einen Zahlungsaufschub beantragt für die Schulden, die sie in den USA hat. Die bislang größte Bank Islands hat dort Zahlungsverpflichtungen in Höhe von mehr als 26 Milliarden US Dollar. Umgerechnet sind dies 20,6 Milliarden Euro, eine Summe, die mehr als das Doppelte des Staatshaushaltes von Island beträgt.
Ob die US-Behörden auf dieses Gesuch eingehen, wird sich zeigen. Wenn nicht, ist der kleine Inselstaat dem finanziellen und wirtschaftlichen Aus geweiht. Die Schuldenlast erdrückt Island mehr und mehr, und inzwischen steht auch das isländische Volk immer weniger hinter der Regierung des Inselstaates.
Ebenfalls am heutigen Tage wurde eine Umfrage veröffentlicht, bei der nur noch 32 Prozent der befragten Einwohner sagten, dass sie Vertrauen in die Regierung ihres Landes haben. Die Warnsignale stehen also auf Rot in Island. Es wird höchste Zeit, dass endlich etwas passiert, sonst ist der kleine Inselstaat, mitten im Nordatlantik gelegen und in aller Welt als Urlaubsziel bekannt und beliebt, wohl endgültig dem finanziellen und wirtschaftlichen Untergang geweiht.