Island vor einem neuen Weg – Handelsminister zurückgetreten
Die Proteste nahmen kein Ende mehr in Island, seit die Regierung des kleinen Inselstaates die drei größten Banken des Landes verstaatlicht und das Land damit endgültig dem wirtschaftlichen Untergang geweiht hatte. Doch nicht nur die Wirtschaft selbst hatte Schaden genommen, sondern vor allem auch der Ruf Islands in der ganzen Welt. Beschädigt wurde dieser, als die drei Banken vom Staat vereinnahmt wurden – und damit unzählige Sparer aus aller Welt ihr Geld verloren, dass sie bei einer dieser drei Banken unter anderem als vermeintlich sicheres Tagesgeld oder Festgeld angelegt hatten.
Davor war Island als ein sympathisches kleines Land bekannt gewesen, eine Insel im Nordatlantik, die allein durch ihre Geysire jedes Jahr unzählige Touristen anzog. Doch auch die Banken Islands verbreiteten sich in aller Welt mit ihren Niederlassungen, ohne sich jedoch auch an die Einlagensicherung des jeweiligen Landes, in dem sie sich niederließen, „anzudocken“.
Und dann kamen jene Tage, in denen die drei isländischen Banken – Glitnir, Kaupthing und Landsbanki – nicht mehr flüssig waren, ihnen also die Liquidität fehlte, um weiter im Bankengeschäft tätig zu sein. Binnen weniger Tage wurden dann im Herbst des vergangenen Jahres alle drei Banken verstaatlicht und ließen damit Anleger in aller Welt im Regen stehen. Die drei Banken hatten mit den besten Zinskonditionen geworben, für Tagesgeld und Festnetz, und damit weltweit Sparer in ihren Bann und in ihre Niederlassungen gezogen. Nur leider war die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn die Zinsen waren zwar gut, aber dafür eben auch das Risiko, bei einer Bankpleite nicht mehr als die Summe zu erhalten, welche die isländische Einlagensicherung in ihren gesetzlichen Richtlinien als Vorgabe hat, und das sind nur 20.887 Euro je Sparer, maximal.
Im Oktober, nach der Verstaatlichung, stufte Standard & Poor’s, die weltbekannte Ratingagentur, die Bonität Islands um gleich zwei Stufen nach unten, von A- auf BBB. Damit begann der wirtschaftliche Untergang des kleinen Inselstaates, das dabei fast in den Bankrott gegangen war. Der Leitzins sprang in unermessliche Höhen und auch die Arbeitslosigkeit stieg sprunghaft an. Nur durch Milliardenkredite, unter anderem aus ganz Skandinavien, konnte das Land vor einer Staatspleite gerettet werden. Länder wie Deutschland und Großbritannien pumpten Milliarden in den Inselstaat, damit die betrogenen Sparer ihrer Länder ihre kompletten Einlagen zurückerhalten konnten.
Und dann begannen die Proteste in Island, mehr und mehr Menschen gingen auf die Straße und forderten den Rücktritt der isländischen Regierung. Diesem Volksbegehren wurde zwar nicht Folge geleistet, dennoch beschlossen die Parteien jüngst, die kommenden Wahlen auf Mai dieses Jahres vorzuziehen. Und die Quittung wird da kommen, soviel ist sicher, denn wenn ein Volk wie Island auf die Straße geht, wird es auch in die Wahllokale gehen. Jetzt aber gab es endlich eine politische Konsequenz. Am Wochenende trat der Handelsminister Islands zurück. Und sprach vielleicht zum ersten Mal seit Monaten wieder wahre Worte: „Der Zorn und die Enttäuschung bei den Menschen hier sitzen so tief, dass es für mich nicht möglich sein wird, ihr Vertrauen zurück zu gewinnen.“ Björgvin Sigurdsson hat damit seinen Hut genommen, und nahm die Führung der staatlichen Bankenaufsicht Islands auch noch gleich mit in den Vorruhestand.
Island wartet nun auf einen Neuanfang, in jeder Hinsicht. Sei es wirtschaftlich, politisch wie auch finanziell. Der 9. Mai, der Tag der Wahlen im Inselstaat im Nordatlantik, wird zeigen, in welche Richtung es gehen wird. Der bisherige Wirtschaftsminister wird nicht mehr mit an Bord sein, soviel ist sicher. Es ist jedoch auch eine Ablösung der Regierung selbst zu erwarten, damit ein neuer Weg beschritten werden kann – im Land selbst und auch in Sachen Image nach außen hin.