Die Schaeffler-Gruppe in Not
Maria-Elisabeth Schaeffler, die Milliardärin, die erst durch die Übernahme der Continental AG einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, ist auf der Suche – nach einem Investor. Nachdem Frau Schaeffler sich erst in einer Betriebsversammlung ihren Angestellten erklären musste (und dafür nach dem Ende ihrer Rede wohl tosenden Applaus erhielt, wie erzählt wird), muss sie nun auch öffentlich Farbe bekennen.
Der Buhmann öffentliche Diskussion
„Da das Vermögen der Gesellschafter in der Schaeffler Gruppe steckt, ist die Familie Schaeffler bereit, sich von einem Teil dieses Vermögens zu trennen und mit dem Erlös die Verschuldung der Schaeffler Gruppe zurückzuführen“, sagte sie zusammen mit ihrem Sohn Georg am Standort des Familienunternehmens, in Herzogenaurach. Und sie findet gleich auch die Gründe, wieso es bisher nicht mit einem Investor geklappt hat: „Aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes und der belastenden öffentlichen Diskussion ist es bisher jedoch trotz einer aktiven Suche nicht gelungen, Investoren zu finden.“
Der brüllende Löwe und die (dann doch nicht so ganz) feindliche Übernahme
Nur, wer sich an ein solches Unternehmen wie eine (damals zumindest noch) im DAX notierte Aktiengesellschaft wagt und sogar laut, wie ein Löwe, etwas von feindlicher Übernahme brüllt – der muss damit leben können, dass das Licht der Öffentlichkeit nicht gerade zu seinen Gunsten auf ihn fällt. Und Maria-Elisabeth Schaeffler hat wohl genau dies unterschätzt, jedoch zugleich auch ihren Banken wohl zu blind vertraut. Nachdem diese erst sehr freigiebig waren mit Krediten, setzen sie Schaeffler nun dem Problem aus, wohl um die 900 Millionen Euro an Kreditzinsen bezahlen zu müssen – jährlich. Und das bei einem Schuldenberg von derzeit 22 Milliarden Euro (zusammen mit den Schulden des Conti-Konzerns) und der Einführung von Kurzarbeit bei Schaeffler.
Vorsicht ist geboten – Siehe am Beispiel der Insolvenz von Märklin
Nun beginnt das Ringen um einen Investor. Doch woher soll dieser in diesen Zeiten der Krise kommen? Aus Deutschland sicher nicht. So würde nur eine internationale Suche helfen, was aber möglicherweise sowohl die Schaeffler-Gruppe als auch Continental ganz ins Aus bringen könnte. Am Beispiel des Modelleisenbahnherstellers Märklin, der in diesen Tagen in die Insolvenz gegangen ist, kann man nur zu gut erkennen, dass so mancher ausländische Investor ein Unternehmen erst saniert und dann regelrecht heruntergewirtschaftet hat. Dies hat nichts mit Animositäten gegenüber ausländischen Unternehmen zu tun, dies sollte hier bitte nicht falsch verstanden werden. Es geht aber um die Realität und die Geschäftspraktiken so mancher Investoren – denn Märklin ist leider kein Einzelfall.
Schwarzmalerei oder bald bittere Realität?
Sollten Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg in die gleiche Falle treten, wäre dies ein Fiasko für die Mitarbeiter der Schaeffler-Gruppe und von Conti. Insgesamt wären dann 220.000 Mitarbeiter von einem Zusammenbruch der beiden Unternehmen betroffen. Dies mag sich vielleicht wie Schwarzmalerei anhören bzw. lesen, aber gerade angesichts der momentanen Lage der Weltwirtschaft ist ein gesunder Pessimismus sehr wichtig. Ob die Bundesregierung dann doch noch mit einer Hilfe einspringen würde? Zu denken wäre es, schließlich würde ein kompletter Zusammenbruch beider Unternehmen und der Verlust aller Arbeitsplätze einen Anstieg von 6,3 Prozent der aktuellen Zahl der Arbeitslosen bedeuten – bei im Januar dieses Jahres 3,489 Millionen Arbeitslosen.
Vom Unsinn und dem Sinn von staatlicher Hilfe
Auch wenn Kanzlerin Merkel jüngst gesagt hat: „Wir werden nicht die Zeche für riskante Unternehmensentscheidungen zahlen.“, so ist dennoch zu vermuten, dass kein einziger Politiker in unserem Lande einem solch hohen Anstieg einer – möglicherweise wirklich verhinderbaren – Zahl von Arbeitslosen tatenlos zusehen würde. Nachdem die Bundesregierung inzwischen 90 Milliarden Euro in die Geldvernichtungsmaschine Hypo Real Estate gepumpt hat, entgegen alles Expertenrates, sollte vielleicht erkannt werden, wo die vielleicht wirklich besser angebracht wäre. Schließlich ist die HRE doch auch nichts Anderes: Ein Sammelbecken von kuriosen und desaströsen Unternehmensentscheidungen, für die der Steuerzahler nun bluten muss, obwohl er nichts dafür kann.
Die Öffentlichkeit wird auch weiter zusehen
Die Geschichte um Schaeffler, der Berg an Schulden, das Überheben mit der Übernahme und die Angst um die Zukunft der Schaeffler-Gruppe und Continental wird. Nur sehr wenige Unternehmen hatten in den letzten Monaten so viel Öffentlichkeitswirksamkeit wie diese beiden. Ausgelöst wurde das Ganze, wie bereits oben geschrieben, durch den Drang von Maria-Elisabeth Schaeffler, ihr Imperium zu vergrößern. Mit den Folgen hat sie aber nicht gerechnet – und auch nicht mit den massiven Auswirkungen der Immobilienkrise in den USA auf unser Land. Man könnte auch sagen, das war wohl das falsche Tor, das mit dem Zonk. (Bezugnehmend auf eine Spielshow, die früher in einem der Privatsender unseres Landes lief. Der Zonk war immer die Niete, und damit das Spiel auch verloren). Und der Zonk wartet nun vielleicht auf Maria-Elisabeth Schaeffler, wenn sie keinen Investor findet oder eine falsche Entscheidung, welche auch immer, dies wissen wir heute noch nicht, trifft.