Nun ruft auch noch Arcandor nach Staatshilfe – der Konzern in der Krise
Der Fonds mit 100 Milliarden Euro, welcher zur Rettung angeschlagener Unternehmen beitragen soll, wird nun auch von Arcandor um Hilfe angerufen. Inzwischen soll es bereits Gespräche mit den Vertretern der Bundesregierung gegeben haben, berichtete am Donnerstag die „Welt Online“. Der neue Vorstandschef, Karl-Gerhard Eick, Nachfolger des geschassten und nicht überall in der deutschen Wirtschaftswelt beliebten Thomas Middelhoff, soll sich auf den Weg gemacht haben, den Kaufhaus-Konzern mit Hilfe des Rettungsprogramms aus der bereits seit längerem währenden Krise zu bringen.
Vom zuständigen Bundeswirtschaftsministerium gab es bis jetzt keine Äußerungen dazu. Arcandor hingegen gab über einen Sprecher inzwischen bekannt: „Herr Eick sondiert derzeit, was es an Fördermöglichkeiten in Berlin gibt. Das tun derzeit die meisten Chefs der großen deutschen Firmen“.
Kurz davor hatte eine Mitarbeiterzeitung von Arcandor, die MAZ, ein Interview mit Vorstandschef Karl-Gerhard Eick veröffentlicht. Darin machte er deutlich: „Was wir jetzt unbedingt brauchen, ist Profitabilität. Wir müssen die Ertragsstärke verbessern, insbesondere die der deutschen Geschäftsfelder. Denn so, wie Arcandor als Ganzes betrachtet zurzeit dasteht, ist das auf Dauer nicht tragbar“.
Inzwischen gab der Wert der Arcandor-Aktie wieder um knapp 1,2 Prozent nach, nachdem sich das Wertpapier innerhalb des letzten Monats wieder von einer Talfahrt erholt hatte, in der die Aktie binnen eines Jahres mehr als 85 Prozent verloren hatte.
Arcandor ist inzwischen an allen Ecken und Enden angeschlagen. Die Karstadt-Kette kommt nicht aus der Problemzone, das Versandgeschäft macht Sorgen – und nun gehen auch noch beim sonst gut dastehenden Lieblingskind, dem Reiseveranstalter Thomas Cook, die Buchungen zurück. Doch auch bei Thomas Cook selbst sieht man die derzeitigen Schwierigkeiten des Marktes sehr realistisch. „Nach einem schweren Jahr hellt sich der Reisemarkt wohl ab 2010 auf. Zuerst fassen Deutschland und die übrigen Märkte auf dem Kontinent wieder Tritt, dann erst folgt mit einiger Verspätung Großbritannien.“, sagte Manny Fontenla-Novoa, der Chef des Reiseveranstalters in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
Der Arcandor-Chef sieht auch sehr klar die Not seines Unternehmens. „Ohne die Unterstützung der Finanzwelt und der Banken wird dieses Unternehmen nicht bestehen können.“, sagte er. Und wies indirekt auf die Problematik hin, in der der Konzern steckt, seit dem die Privatbank Sal. Oppenheim, die im vergangenen September den Einstieg als Hauptaktionär von Arcandor tätigte, auch schwer mit den Auswirkungen der Finanzkrise zu kämpfen hat.
Das Unternehmen kommt also auch weiterhin nicht aus der Krise, ganz im Gegenteil, sie scheint sich zu verschlimmern. Arcandor scheint also dringend einen neuen Investor oder die Hilfe des Staates zu brauchen. Die Frage ist nur: Wird die Bundesregierung mittels einer Hilfe einspringen oder nicht, nachdem dies schon bei Opel nicht der Fall war?