Fiat verabschiedet sich aus Bieterrennen um Opel – Steigt auch Magna aus?
Die Meldungen um den deutschen Autohersteller Opel überschlagen sich immer mehr in den letzten Tagen. Während in den USA die Insolvenz des Opel-Mutterkonzerns General Motors in die Wege geleitet wird, ist nicht klar, was nun eigentlich aus dem Rüsselsheimer Autobauer werden soll. Während in Berlin noch in den Sternen steht, ob das eigentlich heute für 14 Uhr angesetzte Krisentreffen im Kanzleramt stattfinden wird, stoßen die plötzlichen Nachforderungen von General Motors überall auf heftige Kritik. Völlig unerwartet hatte der US-Autohersteller, bis vor nicht all zu langer Zeit gar der größte Autobauer der Welt, am Mittwoch beim ersten Krisengespräch zur Opel-Übernahme eine Nachforderung in dreistelliger Millionenhöhe aus dem Aktenkoffer „gezaubert“, und damit sowohl die Bieter als auch die Bundesregierung und gar die Opposition verärgert. Wer dies in einem Wahljahr, und das gar in einem Superwahljahr wie 2009 schafft, der muss schon sehr harte Geschütze auffahren.
Heute sollte es dann weiter gehen mit der ganzen Kiste, aber bis jetzt tagt der Ausschuß über die Frage, wie weit die Verhandlungen mit General Motors eigentlich sind – und ob ein Krisentreffen überhaupt noch Sinn macht. Apropos Sinn – Hans-Werner Sinn, der nicht immer sonderlich beliebte Präsident des ifo, des Instituts für Wirtschaftsforschung, sagte zur „Passauer Neuen Presse“ deutliche Worte: „Die Bieter wollen riesige Geldbeträge als Sicherheiten, sechs bis acht Milliarden Euro. Das macht bis zu 300 000 Euro pro Arbeitsplatz“. Zwei neue Opelfabriken könne man mit diesem Geld bauen, ist er der Ansicht. Dieser Meinung sind wir auch. Warum General Motors, von denen FDP-Chef Westerwelle übrigens noch weitere solche seltsamen Verhandlungstaktiken und Nachforderungen erwarten, so handelt? Wir wissen es nicht, und es ist auch nicht nachvollziehbar für jemanden, der einigermaßen bei klarem Verstand ist.
Fiat hat sich deshalb aus dem unmittelbaren Verhandlungsgeschehen zurück gezogen. Und auch der kanadische Autohersteller Magna, der sehr gute Chancen hatte, seitens der Bundesregierung den Zuschlag für Opel zu bekommen, scheint sich aus dem, möglicherweise sehr aussichtslosen. Rennen verabschieden zu wollen. 26.000 deutsche Opelmitarbeiter bangen heute um ihre Zukunft, dazu kommen die Zulieferer und tausende Autohändler. Eine ganze Branche leidet unter dem Verhalten einer starrköpfigen alten Mutter, die immer noch nicht kapiert hat, dass ihre Zeit längst vorüber ist. General Motors wird vermutlich Montag kommender Woche in die Insolvenz gehen. Wenn bis dahin keine Entscheidung getroffen ist, steht Opel aller Wahrscheinlichkeit nach auch vor dem Aus. Inzwischen sagen jedoch viele, Politiker wie Experten, eine Insolvenz wäre in diesem Falle das Beste für Opel, damit der deutsche Autohersteller überhaupt eine Chance hat. Denn das Chaos, das General Motors und GM Europa derzeit veranstalten ist nicht mehr zu ertragen. Dies sieht auch Jürgen Rüttgers so. Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen fand eindeutige Worte zu dem Verhalten von General Motors bei dem elfstündigen Krisentreffen am Mittwoch, die besser nicht ausdrücken könnten, was im Moment passiert: „Ich glaube, General Motors Europa braucht ein neues Management. Dort herrscht Chaos.“
Und was sagt die Kanzlerin zu all dem? „Wir setzen alles daran, eine andere Lösung zu finden“ sagte sie dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ in Bezug auf eine Insolvenz von Opel. Doch wer zwischen den Zeilen liest, sieht, dass eine Insolvenz inzwischen alles andere als ausgeschlossen wird für den deutschen Autobauer in US-amerikanischer Hand.