Renditebetrachtungen zu Geldmarktfonds
Geldmarktfonds gehören zu den sicheren Formen der Geldanlage. Durch die in Deutschland einzig zulässige Konzeption als Sondervermögen der begebenden Fondsgesellschaft sind die Gelder der Kunden selbst im unwahrscheinlichen Fall einer Insolvenz geschützt und das Anlageverhalten der Geldmarktfonds trägt sein übriges zur Sicherheit bei. So investieren reine Geldmarktfonds nur in festverzinsliche Wertpapiere und reine Geldmarkttitel wie zum Beispiel Sichtguthaben und kurzfristige Termingelder bei Banken. Da alle diese Anlageformen eine feste Verzinsung haben, ist es für einen Geldmarktfonds so gut wie unmöglich, Verluste zu erwirtschaften – immer vorausgesetzt, man berücksichtigt die Verwaltungskosten eines solchen Fonds. Diese können nämlich als einziges dazu führen, dass ein Geldmarktfonds bei minimal positiver Rendite im eigentlichen Anlagegeschäft nach Belastung mit den Verwaltungs- und Managementgebühren leicht in die Verlustzone rutschen kann. Interessant ist es, das Anlageverhalten der als sicherheitsorientiert geltenden Sparer und Anleger in Deutschland zu beobachten. Der regelmäßig veröffentlichten Statistik über Mittelzuflüsse bei Publikumsfonds ist zu entnehmen, dass alleine im 2. Quartal 2006 mehr als 3,6 Milliarden Euro Anlegergelder in Geldmarktfonds geflossen sind. Und das in einem Jahr, in dem der deutsche Aktienindex DAX mehr als 20 Prozent zulegen konnte. Insgesamt verwalteten Geldmarktfonds zum Ende des 2. Quartals 2006 damit fast 75 Milliarden Euro Fondsvermögen. Doch betrachtet man die erzielten Renditen ausgewählter Fonds, so ist das Verhalten der Anleger nur schwer nachvollziehbar. Im Dreijahresvergleich brachte es einer der besten Geldmarktfonds, der H & A Universal-Geldmarkt auf eine Gesamtrendite von 7,2 Prozent, also rund 2,4 Prozent pro Jahr. Vor Steuern wohlgemerkt! Da die Gewinne aus Geldmarktfonds fast ausschließlich aus Zinserträgen stammen, sind sie nach Ausschöpfung des Sparerfreibetrages uneingeschränkt mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern. Bei einem Spitzensteuersatz von 44,3% inkl. Solidaritätszuschlag verbleibt dem Anleger somit bei unserem Fonds gerade einmal 1,34 Prozent Nachsteuerrendite pro Jahr. Gemäß den Daten des Statistischen Bundesamtes betrug die Inflationsrate 2005 rund 2,0 Prozent und 2006 rund 1,7 Prozent. Im Durchschnitt beider Jahre kommt man so auf einen Mittelwert von 1,85 Prozent pro Jahr. Stellt man jetzt einmal die Nachsteuerrendite des Geldmarktfonds aus unserem Beispiel gegenüber, ergibt sich pro Jahr eine inflationsbereinigte Rendite von – 0,51 Prozent. Und das obwohl die Inflation der letzten Jahre deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 2,5 bis 3 Prozent pro Jahr liegt und schon über erste Anzeichen für ein Anheizen der Inflation unter anderem durch die erfolgte Mehrwertsteuererhöhung spekuliert wird. Andere Seiten berichten hingegen von einer Stagnation der Inflationsrate wie es die Zeitschrift „Die Zeit“ in ihrem Blog unter „Sensationell niedrige Inflation im Januar“ berichtet. Aber steigende oder gleich bleibende Inflation hin oder her, angesichts der oben berechneten Zahlen ist es mehr als erstaunlich, was Anleger und Sparer zu einem solchen Ansturm auf Geldmarktfonds bewegt. Schon die Anlage in Tagesgeld oder Festgeld hätte den Anlegern im selben Zeitraum gemäß den Zinstabellen der FMH Finanzberatung im Optimalfall eine jährliche Vorsteuerrendite von 3,04 Prozent beim Tagesgeld bzw. 3,87 Prozent beim Festgeld eingebracht. Das sind im Bestfall immerhin stolze 61 Prozent mehr, als einer der besten Geldmarktfonds geschafft hat. Selbst im ungünstigsten Fall eines Spitzensteuersatzes wie oben beschrieben, verbleibt somit eine Nachsteuerrendite von 2,16 Prozent und damit auch inflationsbereinigt ein positives Ergebnis. Im Fazit lässt sich also festhalten, dass Tagesgeld und Festgeld der Geldanlage in Geldmarktfonds in den letzten drei Jahren um bis zu 60 Prozent überlegen waren. Und trotzdem schaufeln deutsche Anleger weiter fleißig Geld in eine Sparform, die ihnen – zumindest derzeit – eine negative inflationsbereinigte Rendite bringt. Das verstehe, wer will, aber wer vorher drüber nachdenkt, wird es sicher nicht verstehen.