Wie kann man den steigenden Heiz-, Sprit- und Stromkosten begegnen?
Der Preis für Öl wächst immer weiter. In die Höhe getrieben wird er sowohl von der steigenden Nachfrage aufstrebender Industriestaaten wie China oder Lateinamerika, als auch von dem weltweiten knappen Angebot. Rohöl ist der wichtigste Rohstoff der Industrienationen. Er ist Hauptbestandteil von Treibstoffen und wird zur Erzeugung von chemischen Erzeugnissen, wie Kunststoff, Farben, Lacke, Arzneimittel, Wasch- und Reinigungsmitteln genutzt. Das schwarze Gold ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und dem Verbraucher bleibt nichts anderes übrig, als sich dem Preisanstieg zu beugen. Oder gibt es etwa doch Alternativen?
Benzin und Diesel
Die explodierenden Benzinpreise fressen Löcher in das Portmonee des Otto Normalverbrauchers und bringen Transportunternehmen gewaltig ins Schwanken. Mit im Schnitt 1,47 Euro pro Liter Benzin gehören Deutschlands Tankstellen zu den teuersten in Euroopa. Aber auch die einst günstigere Variante des Dieselmotors hat ihren Vorteil inzwischen so gut wie verloren. Die Preise für Diesel sind in den letzten zehn Jahren um das Doppelte gestiegen und liegen heute im Schnitt bei 1,41 Euro. Damit hat der Dieselkraftstoff seinen Preisvorteil gegenüber Benzin aufgebraucht. Experten prophezeien sogar, dass Diesel schon bald das Benzin als teuerste Kraftstoffart ablösen könnte.
Von den hohen Spritpreisen abgeschreckt, entscheiden sich inzwischen immer mehr Autofahrer ihr Fahrzeug auf Flüssiggas (Abk.: GPL; frz.: gaz de pétrole liquéfié) umzurüsten. Dieses wird geringer besteuert und kostet derzeit nur halb so viel wie Benzin. Der spezielle Autogastank aus Stahl wird bei der Umrüstung in der Reserveradmulde im Kofferraum oder als Unterflurtank montiert und speichert Flüssiggas für eine Strecke von bis zu 600 Kilometer. Ein Umbau kostet im Schnitt 2.000 Euro.
Da Öl an den Warenterminbörsen gehandelt wird, könnten sich Verbraucher über entsprechende Optionen gegen ein weiteres Ansteigen des Ölpreises absichern, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass das Nettoeinkommen oftmals kaum für die Geldanlage als spätere Altersvorsorge reicht, geschweige denn, dass Geld für die Absicherung solcher Preissteigerungen zur Verfügung steht.
Strom und Gas
Die enorm gestiegenen Stromkosten und explodierenden Wärmekosten belasten besonders Normalverdiener und Familien mit Kindern. Immer wieder kommen neue Erhöhungen der Strom- und Gasanbieter. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Der erste und einfachste Schritt zum Kostensparen im Energiebereich ist ein Anbieterwechsel. Seit der Öffnung des Strommarkts für alternative Anbieter im Jahr 1998 haben gerade mal sechs Prozent der 39 Millionen Privatkunden den Anbieter gewechselt , um Energiekosten zu sparen. Dabei ist der Wechsel sehr einfach, kostenlos und auch die Befürchtung eines zwischenzeitlichen Stromausfalls während der Umstellung unbegründet.
Flugpreise
Zusammen mit dem Ölpreis steigt auch der Kerosinpreis. Dieser ist in den letzten Monaten um mehr als 50 Prozent gestiegen und bringt die Fluggesellschaften leicht ins Wanken. Besonders die Billigflieger haben Schwierigkeiten ihre knapp kalkulierten Schnäppchenangebote ohne Verluste aufrechtzuerhalten. Durch den enormen Anstieg des Kerosinpreises rechnen Experten einerseits mit dem Streichen einzelner Flüge aus den Flugplänen, wie auch mit der Einstellung ganzer Flugstrecken. Andererseits erwarten sie zusätzlich eine Erhöhung der Preise der Charterflüge.
Günstige Flugtickets trotz hoher Kerosinpreise sind durch frühzeitiges Buchen und genaue Beobachtung der regelmäßigen Angebote der Fluggesellschaften immer noch zu haben. Weiterhin sollten Passagiere die Freigepäckgrenze beachten, um hohe Übergepäcksgebühren am Abflugstag zu vermeiden. Zudem berechnen die meisten Airlines inzwischen Gebühren für Sitzplatzreservierungen, Verpflegung an Bord oder Zusatzversicherungen. Nicht alle Zusatzleistungen werden benötigt und sollten bei der Buchung ausgeklammert werden, wenn sie nicht gewollt sind.
Plastikartikel
Auch Unternehmen, die Produkte aus Kunststoff herstellen, spüren den hohen Ölpreis gewaltig. Für die Produktion werden Kunststoffgranulate benötigt – das ist Öl in Festform. Diese sind durch den Ölpreisanstieg zum Teil bis zu 50 Prozent teuerer geworden. Somit haben die Firmen nur zwei Möglichkeiten: die Produktpreise anheben oder die Produktionskosten senken. Um auf dem Markt bestehen zu können, entscheiden diese sich meist für den zweiten Weg. Effizienz heißt hier die Sparmaßnahme: Produktionsschritte automatisieren, Produktdesigns entwickeln, die möglichst Material sparend sind und Outsourcing sind die Antwort.
Das Labor für Entsorgungstechnik der Fachhochschule Gießen-Friedberg hat nun ein neues zukunftweisendes Verfahren entwickelt. „Thermokatalytisches Kracken“ bezeichnen die Wissenschaftler ihre Entdeckung und schaffen es dabei aus Plastikabfall Öl zu gewinnen. Ihren „Thermokatalytischen Schlaufenreaktor“ haben sie sich patentieren lassen. Er macht aus 1.000 kg Kunststoff-Abfall circa 1.000 Liter Öl. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Verfahren durchsetzt und in Zukunft zum Plastik-Recycling eingesetzt werden kann.