Der Conti-Chef rechnet ab – Deutsche Banken im Fadenkreuz
Die Schaeffler-Gruppe, der Hersteller von Wälzlagern, will das Unternehmen Continental haben. Entweder ganz freiwillig oder durch eine feindliche Übernahme. Ersteres ist bereits ausgeschlossen, dies hat der Conti-Konzern bereits vor einigen Tagen unmissverständlich geäußert. Jetzt bleibt für Schaeffler nur noch der Weg über eine feindliche Übernahme, wozu das Familienunternehmen aus Franken durchaus gewillt und auch fähig ist.
Nun greift der Chef von Continental, Manfred Wennemer, die Banken in Deutschland hart an. „Alle neun Banken, über welche die Schaeffler-Gruppe die Aktien gekauft hat, müssen sich vorhalten lassen, wie sie sich verhalten haben“, wird er von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zitiert. „Wir haben wirklich gute Chancen, zu gewinnen. Es wäre schlimm, wenn jemand durch die Hintertür die Früchte dessen erntet, was wir über viele Jahre gesät haben.“ sagt er aber auch. Dennoch wird die BaFin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, wohl nicht eingreifen, was Wennemer vor ein paar Tagen noch gefordert hatte.
In einer Vorabmeldung der „Welt am Sonntag“ ist zu entnehmen, dass er mit dem Aufsichtsrat konform ginge. Nicht immer war der Weg der gleiche, auch die Ziele wohl unterschiedlich. Nun aber scheint man beim Conti-Konzern auf voller Linie an einem Strang zu ziehen. Man ist sich wohl dessen bewusst geworden, dass man nur so das Schlimmste – die Übernahme des Konzerns durch das Unternehmen Schaeffler – verhindern könne. „Ich gehe fest davon aus, dass wir am kommenden Mittwoch von unserem Aufsichtsrat eine klare Stellungnahme haben“ sagte Wennemer deshalb. Und noch eines macht er deutlich: Gegen einen Investor namens Schaeffler habe man nichts, wohl aber gegen eine komplette Übernahme. „Deshalb haben wir ja angeboten, eine Beteiligung von 20 Prozent unserer Aktien zu unterstützen. Ich appelliere nachdrücklich an Frau Schaeffler, ob es nicht einen vernünftigen Weg gibt“, waren deswegen Wennemers deutliche Worte.
Wie die einzelnen, von der Kritik des Conti-Chefs betroffenen Banken nun reagieren werden, ist nicht absehbar. Wahrscheinlich werden sie aber einfach Stillschweigen bewahren. Es geht eben um das große Geld. Und wenn es darum geht, geht das Geschäft in der Bankenwelt auch mal über Leichen, selbst wenn die Leiche in diesem Fall Continental hieße. Es ist eben kein Fair Play, was hier passieren wird, auch wenn Wennemer dies gerne hätte. Aber die Finanzwelt war noch nie gut darin, Fair Play zu spielen.
Einzig die Anleger wird es freuen, führte doch schon das Gebot der Schaeffler-Gruppe zu Beginn der vergangenen Börsenwoche zu steigenden Kursen. Allerdings wird die Freude nur auf Seiten derer sein, die nicht zum Höchstkurs von über 100 Euro je Aktie eingestiegen sind, weshalb sich diese Investorengruppe auch vehement gegen ein niedrigeres Übernahmeangebot aussprechen wird. Alles andere würde im Rahmen der eigenen Geldanlage Verluste bedeuten, und kein Aktionär will diese freiwillig realisieren müssen.