Continental, Schaeffler und (noch) kein Ende in Sicht
Es gibt keinen Tag, an dem nicht darüber geredet wird: Der Wälzlager-Hersteller Schaeffler will den Conti-Konzern übernehmen. Seit Tagen ist dies eines der wichtigsten Themen der Tagespresse und gewinnt auch immer wieder neu an Fahrt. Nun steigen wohl auch die Chancen, dass die Schaeffler-Gruppe Continental doch noch übernehmen kann.
Ein Aktionär, der mehrere Millionen der Aktien des Unternehmens aus Hannover halten soll, hat Bereitschaft zur Annahme eines Angebots von Schaeffler signalisiert haben. Wohl allerdings nur, wenn das Familienunternehmen aus Franken noch was drauflegt auf die 70,12 Euro pro Aktie, die bisher als Gebot aus ihrem Hause kamen. Vor allem Kleinaktionäre, welche Continental-Aktien im Rahmen ihrer eigenen Geldanlage gekauft und dafür mehr als das aktuelle Übernahmeangebot bezahlt haben, bangen angesichts des bisherigen Gebotes um ihr Geld. Aber es wäre nicht gerade wenig, was Schaeffler da mehr auf den Tisch blättern müsste. Zum „Handelsblatt sagte der Sprecher des Anlegers: „Liegt das Gebot bei mehr als 80 Euro pro Aktie, kann ich mir vorstellen, dass wir darauf eingehen. Bei den derzeitigen Unsicherheiten im Automarkt wäre das attraktiv.“ Das bisherige Gebot war diesem einen Investor zu niedrig gewesen, obwohl Schaeffler mit seinem Gebot in der Zwischenzeit höher gegangen war. Wenn das Unternehmen aus Franken jedoch mit seinem Angebot entsprechend höher gehen würde, wären wohl noch mehr Anleger bereit, ihre Aktien zu verkaufen, so scheint zumindest gerade der Wind zu wehen.
Fakt ist, der globale Automarkt ist gerade einigen Schwankungen unterworfen. Wie es in einigen Monaten aussieht, kann niemand sagen. Vielleicht wäre ein Zusammenschluss zwischen Schaeffler und Continental für beide Unternehmen eine Stärkung statt nur eine Schwächung für Continental, wie es so oft dargestellt wurde. Inzwischen gibt es auch Analysten, welche die Conti-Aktie ihrer Einschätzung nach bei einem Wert von 89,74 sieht. Der Chart mit den Analystenmeinungen wurde übrigens am Mittwoch bei der Aufsichtsratssitzung von Continental vom Chef persönlich präsentiert.
Was von außen seltsam anmutet und auch recht planlos erscheint: Der Conti-Chef sucht nach Hilfen gegen eine Übernahme durch Schaeffler, ist auf der anderen Seite aber zu Verhandlungen bereit. So haben nun Anwälte einen 250-seitigen Indizienkatalog zusammengestellt, der besagen soll, dass Schaeffler rechtlich nicht ganz saubere Wege beim Ablauf der Swapgeschäfte beschritten hat. Bei Swapgeschäften geht es um außerbörsliche Geschäfte, bei denen unter anderem Aktien getauscht werden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem bereits vorab festgelegten Kurs zurückgegeben werden. Gerade im Bereich der Zahlungsverpflichtungen werden solche Geschäfte oft vorgenommen. Die Anwälte von Conti, die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer, haben dieses Indizienpapier an die BaFin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, gesandt. Dort ging das Papier just an dem Tag ein, an dem auch die wichtige und mit Spannung erwartete Aufsichtsratssitzung von Conti stattfand, am Mittwoch dieser Woche.
Derweil stieg die Conti-Aktie heute wieder ein wenig ins Plus. Schaeffler hält direkt übrigens acht Prozent der Aktie. Mit den 28 Prozent, auf die der Zugriff durch die Swapgeschäfte möglich wäre, käme Schaeffler auf 36 Prozent. Sollte der Investor nun seine Millionen an gehaltenen Aktien an Schaeffler verkaufen, würde es nicht gut aussehen für Continental. Gespannt wird nun natürlich auch auf die Zahlen des ersten Halbjahres 2008 gewartet, die der Conti-Konzern am 31. Juli vorliegen wird. Spätestens dann wird noch einmal so richtig Schwung in die Geschichte kommen, das ist so gut wie absehbar.