Der Vogel hat gesungen
Bradley Birkenfeld hat sich für schuldig bekannt – zur Beihilfe bei der Steuerhinterziehung von mehreren hundert Millionen Euro. Bei der Aussage um das Schwarzgeld belastete er auch die Schweizer Bank UBS, für die er in Genf als Banker tätig gewesen war. Für diese hatte er als Vermögensverwalter gearbeitet und dabei einem Milliardär geholfen, 20 Milliarden US Dollar an den Steuerbehörden vorbeizuschleusen, um das Geld anlegen zu können, ohne es vorher zu versteuern. An diesen Transaktionen soll die UBS pro Jahr rund 200 Millionen Dollar verdient haben, wie Birkenfeld dem Gericht gegenüber erklärte. Die Transaktionen soll Birkenfeld gemeinsam mit einem Liechtensteiner Banker gemacht haben, der ebenfalls angeklagt ist.
Nun bekannte sich der frühere Vermögensverwalter von UBS vor dem verhandelnden Gericht in Ford Lauderdale in den USA für schuldig. In den Jahren 2001 bis 2006 hatte er für die Schweizer Großbank gearbeitet und dabei sowohl einen hohen Lohn erhalten als auch Anreize für Arbeiten, die auch jener entsprachen, um die es in der Anklage geht. Die UBS schweigt dazu, ein Sprecher der Bank gab keinen Kommentar ab. Während die Schweizer Bank der größte Vermögensverwalter weltweit ist, kann es nun zu einem fatalen Schnitt kommen – es droht ein Verlust der Lizenz für eine Finanztätigkeit in den USA. Das würde das Aus für einen wichtigen Markt der globalen Finanzwelt bedeuten, und käme die eh schon arg gebeutelte Bank aus der Schweiz wohl richtig teuer.
Bereits seit längerem hatten die Behörden in den USA den Banker und Vermögensverwalter Bradley Birkenfeld im Visier gehabt. Zu Beginn hatte er noch alle Anschuldigen von sich gewiesen. Inzwischen hat er sich jedoch schuldig bekannt. Dies verändert natürlich die Lage für die UBS in den Vereinigten Staaten völlig. Dort laufen derzeit Untersuchungen über das Bankverhalten der UBS in den Jahren 2000 bis zum vergangenen Jahr. Die Behörden graben dabei tief und verlangen inzwischen die Herausgabe von Kundendaten. Und das nicht nur von drei, vier oder zehn Kunden. Nein, gleich 20.000 Kunden sollen genauer unter die Lupe genommen werden. Die US-Steuer- und Justizbehörden können wohl in der nächsten Zeit mit einigen Selbstanzeigen rechnen, wie Deutschlands Steuerbehörden unmittelbar nach Aufdeckung der Liechtenstein-Affäre. Ein Schock für alle Anleger, die mit einer Geldanlage in der Schweiz seriöses und professionelles Vorgehen der beauftragten Banken verbinden.
Die Behörden der USA vermuten eine Steuerhinterziehung von bis zu 300 Millionen US Dollar, mit Hilfe der UBS und mit der Unterstützung einzelner Vermögensverwalter der Schweizer Großbank. Birkenfeld unterdessen verzichtete bei dem derzeit laufenden Prozess auf die Verlesung der Anklageschrift. Stattdessen ging er mit dem in Ford Lauderdale zuständigen Richter, William Zloch, eine sieben Seiten lange Liste mit Fakten durch.
Bei einem Schuldspruch, der nun absehbar ist, nachdem Bradley Birkenfeld sich selbst auch schuldig bekannt hat, drohen dem ehemaligen Vermögensverwalter der UBS eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Darüber hinaus drohen bis zu einer Viertelmillion US Dollar Strafe.
Angesetzt ist die Urteilsverkündung für den 13. August. Mario Staggl, der Mitangeklagte Birkenfelds, erschien übrigens nicht zu dem Prozess. Da er kein Amerikaner ist, hat er deshalb keine Repressalien zu befürchten, kann jedoch, im Falle einer Verurteilung, nicht mehr in die Vereinigten Staaten einreisen, da ihm sonst sofort der Vollzug der Haftstrafe droht.
Martin Liechti, ein anderer UBS-Topbanker darf wegen seiner anstehenden Zeugenaussage vor Gericht die USA erst gar nicht verlassen. Wie auf bielefeld-blog.de zu lesen ist, rät die UBS ihren Mitarbeitern jetzt schon von Reisen in die USA ab. Zu groß ist die Angst, dass die ermittelnden Behörden weitere UBS-Mitarbeiter festhalten oder doch zumindest befragen würden.