Deutsche Bank mit 3,9 Milliarden Verlust in 2008
Kaum wurden die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2008 veröffentlicht, ging es der Aktie der Deutschen Bank auch gleich an die Wäsche. Gleich mal neun Prozent im Minus liegt das Wertpapier im Moment. Und zeigt damit, dass es langsam auch für den Branchenprimus auf dem Bankenmarkt unseres Landes kälter wird. Bis jetzt war die Deutsche Bank relativ gut durch die Krise gekommen. Josef Ackermann, der Vorstandsvorsitzende – und stets auch immer Allwissende, so kam es zumindest oft rüber bei seinen Aussagen – lehnte vehement Hilfen vom Staat ab und wollte nichts von einem Gang unter den Rettungsschirm der Bundesregierung wissen.
Die Zahlen sind jedoch nun eindeutig. Laut vorläufigem Ergebnis geht die – nicht immer gerade kritikfreie – Deutsche Bank nun von einem nicht gerade geringen Verlust aus. Gleich 3,9 Milliarden Euro soll das Minus für das gesamte Jahr 2008 ausmachen. Nun muss sich auch der Branchenführer in die Karten schauen lassen. Und das Ergebnis ist fatal. Und verändert vor allem so einiges.
Vor allem ist eines schlimm: Damit hätte niemand gerechnet. Ackermann, der Boss, hatte immer alles so schön geredet. Jetzt aber muss er Farbe bekennen. Und die ist richtig rot, wie man nun sieht. Die vollständigen Zahlen werden erst am 5. Februar bekannt gegeben werden. Dennoch zeigt sich nun, dass die Deutsche Bank auf dem Boden der harten Krisentatsachen angekommen ist. Und nun muss auch der Boss selbst erkennen, dass die Luft langsam kühl wird auf dem fernen Thron des Bankenmarktes in Deutschland.
„Wir sind über das Ergebnis im vierten Quartal, das zu einem Verlust im Gesamtjahr geführt hat, sehr enttäuscht.“, sagt Ackermann deshalb. Und: „Das extrem schwierige Marktumfeld hat einige Schwächen in der Bank aufgezeigt. Wir haben eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um diese Schwächen zu beheben. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist bereits im Gange. Unsere Kapitalstärke, die wir erfolgreich aufrechterhalten haben, ermöglichte es uns, diesen extrem schwierigen Marktbedingungen Stand zu halten und die notwendigen Schritte zum Risikoabbau zu ergreifen.“ Und er beruhigt die Anleger zugleich auch: “Wir haben Handelsstrategien, die durch die Marktturbulenzen am meisten betroffen waren, zurückgefahren oder vollständig eingestellt. Wir haben unsere Handelsaktiva signifikant verringert und auf diese Weise unsere Leverage Ratio reduziert.“
Nur, was nützen die ganzen schönen Worte jetzt noch? Sicher ist, dass viele dem Schöngerede des Josef Ackermann geglaubt haben. Und nun sehen müssen, dass die Fakten ganz andere sind. Denn zugleich ist auch klar, dass die Übernahme der Postbank nun anders als geplant ablaufen wird. Dies zieht die Postbank-Aktie auch gleich mit ins Minus am heutigen Börsentag, und das gleich um mehr als 17 Prozent. Und auch die Post-Aktie geht in der Folge davon um fast 2,5 Prozent ins Minus. Die Zahlen sagen also wieder einmal nichts Gutes.
Doch was wird Ackermann nun machen? Er, der sich immer wieder der Kritik zu entziehen wusste, steht nun mitten im Scheinwerferlicht einer Branche, die sich selbst ins Aus gesetzt hat durch ihr Handeln mit überzogenem Risiko. Kann er nun auf seiner Stellung, die über allen anderen Bankvorständen in Deutschland zu stehen scheint, bestehen? Oder wird nun langsam das Anzählen kommen für einen, der bis dato unantastbar schien?