Daimler 2008 tief in den roten Zahlen
Es sind die ersten Zahlen, die ein deutscher Autobauer für das vergangene Jahr vorlegt. Und es sind gleich richtig schlechte Zahlen. So liegt das Konzernergebnis bei 1,4 Milliarden Euro, was einen Rückgang von 65 Prozent gegenüber dem Jahr 2007bedeutet. Damals lag das Konzernergebnis noch bei 4,0 Milliarden Euro. Auch der Umsatz ging zurück, jedoch bei weitem so dramatisch wie das Konzernergebnis. So brach der Umsatz um gut 3,5 Prozent gegenüber dem Gesamtjahr 2007 ein.
Dennoch wurde vom Vorstand eine Dividende vorgeschlagen, jedoch soll diese wesentlich niedriger liegen als noch im Jahr 2007. Während da noch zwei Euro je Aktie gezahlt wurden, soll es für das vergangene Jahr nur noch 60 Cent je Aktie geben – auch hier ein heftiger Rückgang um gleich mal 70 Prozent.
Der EBIT, also der Gewinn des Unternehmens vor Steuern und Zinsen, belief sich auf 2.730 Millionen Euro – und zeigt einen Totaleinbruch gegenüber dem Jahr 2007. Dort hatte der EBIT noch 8.710 Millionen Euro betragen. Auch hier kam es also zu einem dramatischen Rückgang um mehr als 68 Prozent gegenüber den Zahlen des gesamten Jahres 2007.
Die Daimler AG erwartet für dieses Jahr keine Besserung. Weiterhin werden erhebliche Belastungen für das Unternehmen erwarte im Bereich des EBIT.
Zwar sind die noch vorläufigen Zahlen, und diese sind auch noch ungeprüft, aber sie werden der Wahrheit wohl wieder einmal sehr nahe kommen. Als Folge der Bekanntgabe gab der Kurs der Daimler-Aktie nach, und liegt im Moment bei einem Minus von gut einem Prozent. Zugleich hat sich das Wertpapier des schwäbischen Autoherstellers zur bisher am meisten gehandelten Aktie des heutigen Börsentages entwickelt, und dies mit einem momentanen Abstand von etwa 45 Millionen Euro mehr an Handelsvolumen gegenüber dem „Nachfolger“, der Deutschen Bank AG.
Aber auch die anderen im DAX notierten deutschen Autobauer, BMW und Volkswagen, haben Einbrüche zu verzeichnen. BMW liegt im Moment bei einem Minus von fast 4,4 Prozent, die Volkswagen AG bei einem Wertverlust gegenüber gestern von 1,65 Prozent.
Zu den schlechten Zahlen des vergangenen Jahres schreibt die Daimler AG in ihrer ad hoc Mitteilung unter anderem:
„Der Ergebnisrückgang war insbesondere bedingt durch Belastungen von 3.228 (i. V. -377) Mio. EUR aus der Beteiligung an Chrysler sowie durch das niedrigere Ergebnis von Mercedes-Benz Cars. Zudem enthielt das Vorjahresergebnis hohe Erträge infolge der Übertragung von EADS-Anteilen (2008: 130 Mio. EUR; 2007: 1.573 Mio. EUR). Daimler Trucks erreichte vor allem aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den USA und der Aufwendungen für die Neuausrichtung der Aktivitäten im NAFTA-Raum nicht das Vorjahresergebnis. Positiv entwickelten sich im Jahr 2008 die Ergebnisse bei Daimler Financial Services, Mercedes-Benz Vans und Daimler Busses.“
Dass die Beteiligung an Chrysler eine negative Kerbe in die Bilanz von Daimler hauen würde, war schon längst klar. Doch neben dem, immer noch bestehenden, 19,9 prozentigen Anteil an dem stark schwächelnden US-Autobauern werden die Zahlen auch durch Umsatzeinbrüche bei der Hauptmarke Mercedes-Benz getrübt. Es bleibt jedoch zu vermuten, dass hier die Talsohle noch längst nicht erreicht ist.
Doch der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dr. Dieter Zetsche, sagt zugleich auch: „Der Daimler-Konzern stellt sich dieser Krise aus einer Position der relativen Stärke. Das gibt uns die Chance, die aktuelle Ausnahmesituation nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt aus ihr hervorzugehen. Wir werden alles daran setzen, diese Chance zu nutzen.“
Die Abwrackprämie sorgt derzeit für einen Boom bei den Neuwagenkäufen – nur eben meist bei den Kleinstwagen, da diese durch die Umweltprämie in Höhe von 2.500 Euro besonders günstig zu haben sind. Sie gibt den Limousinen also sicher keinen Schub in Richtung Mehrverkäufe. Die Zeiten sind schlecht für die Hersteller von Fahrzeugen, die nicht im Kleinstwagen- oder auch Kleinwagensegment ihren Hauptgeschäftsbereich haben. Denn: Durch die Finanzwirtschaftskrise drehen inzwischen auch jene den Euro zwei Mal um, die sich sonst früher keine Gedanken um ihre Ausgaben gemacht haben. Die Krise hat uns eben alle erreicht, und zeigt sich nun auch in den (vorläufigen und ungeprüften) Zahlen der Daimler AG für 2008.
Entspannt wird das Ganze nur durch die Gerüchte, dass die beiden Autohersteller Daimler und BMW in Zukunft enger zusammen arbeiten möchten, um Kosten einsparen zu können. Die „BILD“ titelte dazu übrigens sehr passend: „Gibt’s bald den BenzMW?“ Es sieht so aus, als würde 2009 ein spannendes und wichtiges Jahr für die Autoindustrie in unserem Land werden. Hoffen wir nur, dass sich die Gerüchte nicht bestätigen, dass General Motors plant, drei seiner Opel-Werke zu schließen, darunter die Werke in Bochum und Eisenach.