Zumwinkel in den Fängen der Justiz – Liechtenstein zeigt seine (Nach-)Wirkungen
Sein Anwalt wollte nur einen Strafbefehl erwirken, doch da macht die Staatsanwaltschaft Bochum nicht mit. Bis Ende November dieses Jahres soll nun eine Anklage gegen den ehemaligen Chef der Post AG aufgestellt werden.
Klaus Zumwinkel war der erste große Fall, der in der Steueraffäre um das Fürstentum Liechtenstein „Furore“ machte. Nun will aus genau diesem Grunde sein Anwalt einen öffentlichen Prozess verhindern: Weil sein Mandant Zumwinkel schon „öffentlich vorverurteilt“ sei und „weltweit an den Pranger gestellt“ worden wäre.
Dies mag zwar manchmal ziehen, aber nicht bei der Staatsanwaltschaft Bochum, zumal es wohl erdrückende Beweise gegen Zumwinkel gibt. Die Staatsanwaltschaft hat jedoch inzwischen signalisiert, dass es möglich sei, dass das Verfahren mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe sowie einer hohen Bewährungsauflage abgeschlossen werden könne. Damit wäre Zumwinkel aus dem (Gefängnis-)Schneider.
Nur, und da tut sich dann doch fast hämische Freude beim Betrachter auf: Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt nämlich gegen den gleichen Herrn Zumwinkel in der der Spitzelaffäre bei der Telekom. Es besteht der große Verdacht, dass Zumwinkel während seiner Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Telekom sehr wohl um die Bespitzelung von Mitarbeitern wusste und sie vielleicht sogar veranlasste. Sollte es auch in diesem Prozess zu einer Verurteilung kommen, würde dies möglicherweise den Gang ins Gefängnis bedeuten für den Mann, der als Postchef einstmals so große Töne schwang und an den nur noch gedacht wird mit negativem Beigeschmack. Er wird nur noch erwähnt, wenn es um Steuerhinterziehung und die Spitzelaffäre geht, und hat sich durch sein Handeln sein eigenes Lebenswerk zerstört. So kann es auch gehen.
Inzwischen ist er längst Vergangenheit bei der Post, wollte als Chef die Postbank nicht verkaufen, diese wurde inzwischen zu fast einem Drittel an die Deutsche Bank veräußert. Ja, so kann es gehen, dass alles anders kommt, als man denkt, nur weil man sich selbst meint, größer machen zu wollen, als man ist.
Und wenn man über den großen Teich in die USA blickt, stellt man fest, dass es auch dort viele Seifenblasen gibt, die irgendwann an der Realität zerplatzen, wie es dem guten Herrn Zumwinkel ging. Das FBI ermittelt inzwischen gegen 26 Unternehmen der Wall Street. Darunter sollen laut Informationen des Nachrichtensenders „CNN“ auch Die Banken Fannie Mae und Freddie Mac sein, die gerade mal so vor der Pleite gerettet wurden durch die US-Notenbank, die kürzlich pleite gegangene Investmentbank Lehman Brothers (ein Alptraum für Anleger, die Zertifikate dieser Bank in ihrem Bestand haben, denn anders als Fonds handelt es sich dabei um Inhaberschuldverschreibungen) und der Versicherer AIG, der auch fast zusammengebrochen wäre.
Hier wie dort fällt langsam Licht in das Wirtschaftsdunkel, und nicht alles, was man da plötzlich zu sehen bekommt, macht einem Betrachter Freude. Und dabei ist das Ende des Tunnels ist noch gar nicht erreicht.