Lehman-Anleger warten weiterhin auf Entschädigung durch Banken
Es sind nun etwa zweieinhalb Monate ins Land gezogen, seit die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz angemeldet hat. Der bittere Nebeneffekt der Pleite: Immer noch müssen viele der Anleger auf ihre Entschädigung warten. Eine Umfrage der Verbraucherzentrale Hamburg unter 400 betroffenen Besitzern von Zertifikaten der Investmentbank zeigt, dass bisher ledig acht Prozent davon entsprechende Entschädigungsangebote von ihren Banken erhalten haben.
Günter Hörmann von der Verbraucherzentrale Hamburg zieht dabei ein eindeutiges Fazit und vor allem für die geschädigten Anleger sehr ernüchterndes Fazit: „Alle anderen Geldinstitute verweigern eine Entschädigung“. Berechnet hat die Hamburger Verbraucherzentrale eine Gesamtsumme an Schäden durch wertlose Lehman-Zertifikate in der Höhe von 692 Millionen Euro in Deutschland. Dabei wird von etwa 40.000 Opfern der US-Investmentbank ausgegangen. Dabei sollen Summen zwischen 1.000 und 200.000 Euro angelegt worden sein, die nun verloren sind.
Da die Zertifikate von Lehman Brothers nicht unter die Einlagensicherung in unserem Land fallen, sieht es schlecht aus für die Anleger, deren Zertifikate nun nicht einmal mehr das Papier wert sind, das für sie verwendet wurde. Und auch aus dem laufenden Insolvenzverfahren der Investmentbank ist nicht mit Rückzahlungen zu rechnen, die auch nur im Mindesten eine nennenswerte Summe betragen würden.
Vor allem ältere Menschen sind von dem Verlust ihrer Geldanlage betroffen. Das Durchschnittsalter der von der Hamburger Verbraucherzentrale erfassten Betroffenen liegt bei 64 Jahren. Ein Anleger ist gar bereits 90 Jahre alt, was zeigt, dass viele Menschen dadurch ihre Altersvorsorge verloren haben.
Das Fatale ist: Die Befragung zeigt, dass nur 6 Prozent der Anleger wussten, was Zertifikate wirklich sind und welche Risiken ein Investment in solche Papiere mit sich bringen kann. Die anderen 94 Prozent hatten also keinerlei Ahnung, wie unsicher die Geldanlage via Zertifikate sein kann und hat sich diese vermutlich von ihren Finanzberatern regelrecht unterjubeln lassen.
Günter Hörmann sagt jedoch klar: „Geschädigte haben Anspruch auf Entschädigung“. Noch klarer aber sind die Worte der Finanzexpertin der Verbraucherzentrale der Hansestadt: „Bei der Beratung sind schwerwiegende Fehler gemacht worden.“ Viel nützen wird dies den geschädigten Anlegern jedoch nicht. Sie müssen jetzt um ihre Rechte kämpfen – ob den Anlegern dabei Erfolg beschert sein wird, ist bis jetzt jedoch äußerst fraglich. Für den Anfang des nächsten Jahres sagt Hörmann die ersten Prozesse voraus.
Verkauft wurden die Zertifikate übrigens in den meisten Fällen Ende des Jahres 2006, bei den meisten Fällen ging die Initiative für diese Form der Geldanlage von den Banken aus. Dabei wurde 56 Prozent der Anleger sogar per Telefon zu der Anlage auf Lehman-Zertifikate kontaktiert, weshalb die Hamburger Verbraucherzentrale inzwischen den Vorwurf erhebt, die Banken hätten in diesen Fällen verbotene Werbeanrufe getätigt.
Wer sein Geld sicher anlegen möchte, sollte deshalb unbedingt die Finger von solchen Zertifikaten lassen, egal von welcher Bank und egal, wie sehr der Finanzberater der Hausbank dazu drängt und eine hohe Rendite verspricht. Weniger Rendite, aber dafür sichere Zinsen findet ein Anleger besser bei Tagesgeld und Festgeld, die immer die beste Alternative zur Geldanlage sind, wenn man am Ende auch wirklich noch etwas von seinem Geld haben möchte.