EZB senkt Leitzins auf 1,50 Prozent
Am heutigen Tag schrieb Jean-Claude Trichet, der Präsident der Europäischen Zentralbank, Geschichte. Zum ersten Mal seit der Festlegung des Euro als Währung liegt das Niveau des Leitzinses nun auf 1,5 Prozent. Die bisher historische Grenze lag bei 2,0 Prozent und wurde – wie die Statistiken zum EZB-Leitzins auf dem Portal http://www.tagesgeld-vergleich.net zeigen – am 05.06.2003 erreicht.
Trichet geht damit endlich den Weg, welchen die Experten fordern. Viel zu spät hatten er und der Rest der Führung der EZB auf die beginnende Rezession reagiert – dies muss sich Trichet immer noch vorwerfen lassen, und es wird ihn wohl wie ein Schatten während seiner Zeit als EZB-Präsident verfolgen. Der mächtigste Mann in der europäischen Finanzwirtschaft hat versagt und versucht nun, seinen Fehler wieder gut zu machen, in dem er endlich klein begibt.
Dennoch wird es wohl kaum bei dieser Senkung bleiben können. So sagte Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus der Onlineausgabe des „SPIEGEL“: „Die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass sich die Konjunktur weiter sehr schwach entwickeln wird. Deshalb musste der Zins weiter gesenkt werden„. Und auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, der DSGV, geht davon aus, dass „im Juni ein Leitzinsniveau von 1,0 Prozent erreicht wird. Sollte sich dann für das zweite Halbjahr noch keine Stabilisierung der Konjunktur abzeichnen, müsse die EZB auch auf den Einsatz unkonventioneller Stabilisierungsmaßnahmen außerhalb der Zinspolitik vorbereitet sein.“.
Dber nicht nur die Europäische Zentralbank senkte heute den Leitzins. Auch die Bank of England nahm eine Senkung des für den Zahlungs- und Kreditverkehr so wichtigen Zinssatzes vor. Hier fiel der Leitzins von 1,0 Prozent um 50 Basispunkte auf 0,50 Prozent. Auch hier wurde durch die Zinssenkung ein historisches Niveau erreicht. Zusätzlich zu dieser Zinsmaßnahme will die britische Notenbank 75 Milliarden Pfund zusätzlich drucken, um in den nächsten drei Monaten damit das derzeit sehr schwach laufende Kreditgeschäft wieder neu auf Vordermann zu bringen. Mit der Zinssenkung auf 0,5 Prozent verliert die Bank of England jedoch immer mehr an Luft nach unten und nähert sich damit der Null Prozent-Politik der USA, die ihren Leitzins bereits vor einer ganzen Weile auf gegen Null gesetzt haben.