Die USA und die Euro-Zone gehen einen konträren Weg. Während die Notenbank der Vereinigten Staaten den Leitzins schon vor Jahren auf 0,00 – 0,25 Prozent gesenkt hat, war die Europäische Zentralbank sogar noch dabei, den Leitzins für die Euro-Zone zu erhöhen. Nun gehen die USA und die Währungsunion wieder sehr unterschiedliche Wege.
Die Federal Reserve hat im November 2014 den Ankauf von Staatsanleihen abgeschlossen, und wird aller Voraussicht nach in diesem Jahr den Leitzins wieder erhöhen. Anders die EZB, die den Hauptrefinanzierungssatz im September 2014 auf den neuen Rekordstand von 0,05 Prozent gesenkt hat, und kurz vor dem QE, dem Ankauf von Staatsanleihen, steht.
Ein schwacher Dollar, ein starker Euro
In den vergangenen Jahren zeigte sich beim Wechselkurs EUR/USD ein Bild, welches nicht unbedingt gerade förderlich war für die Exporte in die USA. Der Euro blieb trotz der Finanzkrise und ihren Auswüchsen stark, die angeschlagene US-Wirtschaft führte zu einem schwachen Dollar.
Inzwischen ist das Gegenteil der Fall. Die Gemeinschaftswährung steht unter einem immensen Druck. Am 5. Januar des neuen Jahres erreichte der Euro mit einem Kurs von 1,1864 US Dollar ein Neun-Jahres-Tief. Alle Bestrebungen der Europäischen Zentralbank, das Blatt für die Wirtschaft in den Staaten der Euro-Zone wieder zu wenden und zu einer Preisstabilität zu finden, sind bislang nahezu wirkungslos verpufft. Der Euro befindet sich, wird er nicht einer freiwilligen Währungsparität zum USD unterworfen, möglicherweise bald im freien Fall gegenüber der US-Währung.
Euro hätte zur Leitwährung aufsteigen können
Der Euro hat sich in Krisenzeiten erstaunlich stabil erwiesen. Zwar hatte er in den letzten Jahren wieder an Stärke verloren, konnte jedoch durch die gleichzeitige Schwäche des Dollars Oberhand gewinnen. Innerhalb von zehn Jahren, von der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999 bis Ende des Jahres 2009 konnte der Euro gegenüber dem US Dollar fast 50 Prozent zunehmen.
Lange sah es danach aus, als hätte der Euro tatsächlich alle Chancen, den USD als Leitwährung abzulösen, oder zumindest mit diesem gleich auf zu schließen. Diese Träume sind mittlerweile zerplatzt. Der US-Wirtschaft geht es zusehends besser, der Arbeitsmarkt sendet auch immer wieder positive Signale aus, und die Notenbank der USA, die Federal Reserve, ist in der Folge auf einem guten Weg, im Jahr 2015 den Leitzins zu erhöhen. Der Euro hingegen wird dabei verlieren, gerade weil der Rat der Europäischen Zentralbank schon lange nicht mehr in eine einheitliche Richtung blickt, und die Währungshüter der EZB den Probleme in der Euro-Zone nach wie vor nicht in den Griff bekommen.
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Rückblick auf den Wechselkurs EUR/USD seit Einführung des Euro
Seit 1999 gibt es die Gemeinschaftswährung, in den 15 Jahren seit seiner Einführung hat sich der Kurs Euro zum US Dollar stark verändert. In den von der Bundesbank berechneten jährlichen Wechselkursen EUR/USD kostete der Euro im Jahr seiner Einführung durchschnittlich 1,0658 Dollar, fiel aber im Folgejahr unter die Marke von 1 Dollar. Ebenfalls unter 1 Dollar blieb der Euro in den Jahren 2001 und 2002, konnte dann aber das Blatt wieder wenden und hatte im Jahr 2003 einen durchschnittlichen jährlichen Referenzkurs von 1,1312 Dollar je Euro.
Im Jahr 2008, dem Jahr, in dem die Finanzkrise in den USA im September ihren dramatischen Höhepunkt erreichte durch den Zusammenbruch der US-Großbank Lehman Brothers, konnte der Euro im Jahresdurchschnitt sogar auf 1,4708 Dollar steigen.
Die USA vor der Zinswende
Das Jahr 2015 dürfte zugleich das Jahr der großen Zinswende in den Vereinigten Staaten sein. Wann genau die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins erhöhen wird, ist noch nicht absehbar. Ab Mitte dieses Jahres wird dies aber aller Voraussicht nach, bei gleichbleibender Entwicklung der Wirtschaft in den USA und des dortigen Arbeitsmarktes, der Fall sein.
Die Fed hatte den Leitzins am 16. Dezember 2008 von 0,75 Prozent auf nur noch 0,00 – 0,25 Prozent gesenkt. Die anstehende Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes wird, so ist bereits jetzt absehbar, neben der konjunkturellen Entwicklung in den USA, Auswirkungen haben auf die Kursentwicklung des US Dollar. Zugleich ist die Europäische Zentralbank auf dem direkten Weg zum Ankauf von Staatsanleihen, dem berühmten und berüchtigten QE (= Quantitative Easing), einer sehr starken Lockerung der Geldpolitik.
Damit gehen die USA und die Euro-Zone Wege, die konträrer kaum sein könnten. Am Ende des Jahres wird sich zeigen, wer den besseren Weg eingeschlagen hat von beiden Notenbanken, die Federal Reserve oder die Europäische Zentralbank.
Euro-Zone vor dem großen QE
Ein neues Jahr = neues Glück? Die EZB steht in diesem Jahr mehr denn je unter Druck. Der GREXIT droht und die Jahresteuerung in der Euro-Zone kommt trotz aller geldpolitischer Maßnahmen nicht in die Gänge. Die Europäische Zentralbank ist im Zugzwang, hat aber mittlerweile nahezu alles an Pulver verschossen, was möglich ist. Deshalb will die Notenbank der Euro-Zone einen neuen Weg gehen, die eigene Geldpolitik noch stärker wie bisher lockern, und Staatsanleihen ankaufen, um den Euro abzusichern und der Währungsunion ihre Stabilität wieder zurückzugeben.
Doch so einfach, wie es aussieht, ist dies nicht. Während in den USA das Quantitative Easing im November des vergangenen Jahres beendet wurde, will EZB-Chef Mario Draghi in 2015 genau diesen Weg gehen. In beiden Fällen ging und geht es um den Ankauf von Staatsanleihen. Die US-Wirtschaft wurde dadurch wieder auf Touren gebracht, für die Problematik der Euro-Zone hingegen wird das QE kaum Wirkung zeigen, davon ist bereits auszugehen.
Der Grund hierfür ist ein einfacher: Die Vereinigten Staaten sind ein einziges Land, wenn auch mit 50 zum Teil wirtschaftlich sehr unterschiedlichen Bundesstaaten. Die Euro-Zone hingegen ist ein Währungsverband von seit 1. Januar 2015 mit dem Eintritt von Litauen nun insgesamt 19 Ländern. All diese Ländern haben konjunkturell und finanziell ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Diese unter einen Hut zu bringen, ist den Währungshütern der EZB bislang nicht gelungen, und wird es mit dem Ankauf von Staatsanleihen auch kaum gelingen.
Was bedeutet: die USA und die Euro-Zone werden weiter unterschiedliche Wege gehen, in Hinsicht des Leitzinses, in Hinsicht des Arbeitsmarkts und der Konjunktur. All dies wird einen großen Einfluss auf die Kursentwicklung des Währungspaares EUR/USD haben und diese möglicherweise gar zu einer Währungsparität führen.
Ausblick auf 2015
Kurz nach Beginn des neuen Jahres zeigte sich der Kurs EUR/USD in einem sehr unerfreulichen Licht. Wie bereits oben geschrieben, erreichte der Euro zum US Dollar ein Neun-Jahres-Tief, was nicht gerade eine erfreuliche Nachricht für die Währungshüter des Euro, die Europäische Zentralbank dargestellt haben dürfte.
Die Kursentwicklung EUR/USD zeigt damit auf Anfang 2015 nach unten. Doch wie immer bei Devisen ist es schwer, eine Prognose hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung abzugeben. Nicht umsonst erfreut sich die Anlage in Währungen mittels Forex und Binären Optionen immer mehr an Beliebtheit. Wer auf das falsche Pferd setzt, kann seinen Einsatz verlieren. Wer hingegen für das noch junge Jahr den richtigen Riecher hat, wie es mit dem Referenzkurs des Euro zum US Dollar weitergeht, der kann im besten Falle richtig absahnen.
Ein Aufwind für den Euro ist in diesem Jahr jedoch eher nicht zu erwarten. Natürlich könnte der sehr umstrittene Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank überraschenderweise doch einen positiven Effekt mit sich bringen und die Gemeinschaftswährung stärken. Vom heutigen Stand aus betrachtet wird dies aber unwahrscheinlich sein. Zudem hängt die Entwicklung des Kurspaares EUR/USD nicht allein von der Entwicklung des Euro ab, sondern auch vom Dollar. Für diesen aber zeigt der Weg derzeit, anders als beim Euro, nach oben denn nach unten.
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Führt überhaupt ein Weg an der Währungsparität des Euro vorbei?
Kostet ein Euro bald einen US Dollar? Möglich ist es. Experten gehen mittlerweile von einer Währungsparität des EUR gegenüber dem USD aus. Bereits seit Monaten verliert der Euro stetig an Fahrt gegenüber dem Dollar.
Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum, wird im „manager magazin“entsprechend zitiert hinsichtlich seiner Ansicht in Sachen Zukunft des Euro. Würde es mit dem Euro weiter nach oben gehen bzw. dieser weiter überbewertet sein, würde dies keine guten Folgen für Europa mit sich bringen. Vornholz: „Treffen die Prognosen zu, würden Investoren aus dem Dollarraum, die jetzt Immobilien in der Eurozone erwerben, allein durch Wechselkursveränderungen einen Verlust von 20 Prozent erleiden.“
Deshalb wird, will allein schon der für Europa wichtige Immobilienboom beibehalten werden, und und der europäische Immobilienmarkt für US-Investoren weiter attraktiv sein, kaum ein Weg mehr vorbeiführen an einer Währungsparität des Euro gegenüber dem US Dollar. Ob diese dann gewollt kommen wird, oder schlichtweg unvermeidbar ist durch den Weg, den die Märkte gehen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen müssen.