Aktuelle Inflationsbetrachtungen
Die aktuellen Daten zur Inflation lassen aufhorchen. Mit 3,50 Prozent wurde für den März der höchste Stand seit Gründung der EZB gemessen.Als Hauptursache dafür machen Experten den hohen Ölpreis aus, welcher im Vergleich zum März 2007 rund 50 Prozent zugelegt hat.
Angesichts der Tatsache, dass die EZB für die Inflation einen Zielkorridor von maximal zwei Prozent vorgegeben hat, besteht bei den derzeitigen Werten keine Chance auf Zinssenkungen.
Im Gegensatz zur FED, der amerikanischen Notenbank, hat die EZB als oberste Maxime die Geldwertstabilität. Von daher schließen sich bei hohen Inflationsraten, wie sie derzeit notiert werden, Zinssenkungen wie in den USA aus (letztere wurden im Handelsblatt-Blog unter „Prognoseänderung: Noch weniger US-Wachstum, mehr Fed-Zinssenkungen“ ja bereits im Januar diesen Jahres antizipiert).
Basierend auf den derzeitigen Daten wiegt für die EZB die Gefahr einer Verschärfung der derzeitigen Inflation schwerer als die Risiken einer Konjunkturabkühlung, für welche in erster Linie die weltweite Finanzkrise sowie die schwächelnde US-Wirtschaft verantwortlich gemacht werden.
Allerdings gehen Experten davon aus, dass die EZB bei einer Konjunkturabschwächung im Euro-Raum auch bald zu Zinssenkungen genötigt werden wird, um den Konjunkturmotor nicht vollends abzuwürgen. Zu den Zusammenhängen zwischen Inflation und Wachstum finden interessierte Leser übrigens im Blog von rpoth.at unter „Grundeinkommen – Geldillusion, Inflation, Wachstum“ einen lesenswerten und erklärenden Beitrag.
Nicht minder bedeutsam, aber sehr oft vergessen, ist die Tatsache, dass eine hohe Inflation fast jede Lohnerhöhung auffrisst, wie man unter anderem auch im Blog von glockenschlag12.de nachlesen kann.
Für Unternehmen und Verbraucher hat der harte Kurs der EZB zwei Seiten. Zum einen erschwert er im Unternehmensbereich die Kreditaufnahme, zum anderen sind die mit einem hohen Leitzins einhergehenden höheren Zinsen bei einer Geldanlage auf Tages- und Festgeldern ganz im Sinne der Sparer und Anleger.
Waren vor zwei Jahren bei Tagesgeldkonten noch Zinsen um die 2,5 bis 3,0 Prozent an der Tagesordnung, so zeigt ein aktueller Tagesgeld-Vergleich, dass Neukunden derzeit mit 4,50 bis 5,00 Prozent aufs Tagesgeld rechnen können.
Beim Festgeld sieht die Lage nicht viel schlechter aus. Hier sind aktuell rund 4,50 Prozent Zinsen bei 12 Monaten Laufzeit zu erzielen, wie der Festgeld-Vergleich auf unserer Seite zeigt.
Wer sich gegen die hohe Inflation absichern will, für den bieten sich inflationsgeschützte Anleihen an. Im Gegensatz zu anderen Anleiheformen wird hier der Zinskupon an die Inflationsrate gekoppelt und setzt sich meist aus einem niedrigen fixen Zinskupon sowie einem Inflationsausgleich zusammen. Details zur Funktionsweise und den Vorteilen dieses Typs von Anleihen finden interessierte Leser auf unserer Seite zum Thema inflationsgeschützte Anleihen (Realzinsbonds).
Besonders wichtig ist es angesichts der derzeit hohen Inflation für Anleger, auf eine positive Realrendite zu achten. Bei den eben besprochenen inflationsgeschützten Anleihen ist diese von Natur aus gegeben. Bei Tages- und Festgeldkonten wird es derzeit ziemlich schwer.
Dazu ein kurzes Beispiel: Bei einem Grenzsteuersatz von lediglich 30 Prozent (die meisten Sparer und Anleger mit entsprechenden Einkommen werden einen höheren Grenzsteuersatz haben) und bereits ausgeschöpftem Sparerfreibetrag beträgt die Nettorendite eines Tagesgeldkontos mit 4,50 Prozent Zinsen pro Jahr für den Sparer 3,15 Prozent. Zieht man davon die aktuelle Inflation von 3,50 Prozent ab, kommt man auf einen realen Kaufkraftzuwachs von -0,35 Prozent. Um diesen Wert verringert sich bei gleich bleibend hoher Inflation die reale Kaufkraft des angelegten Geldes pro Jahr.
Wer keinen solchen Kaufkraftverlust erleiden will, dem bleibt derzeit nichts anderes übrig, als höher verzinste Anlageformen zu wählen oder etwa zu besagten inflationsgeschützten Anleihen zu greifen.
Dies aber nur am Rande, um Ihnen die Brisanz einer hohen Inflation auch für Anleger aufzuzeigen.