Wasserboom für Anleger
Wasserstoff wird das Öl sicher nicht ersetzen, allerdings hat Wasser eine ganz eigene Industrie hervorgebracht. Wasser bringt neue Möglichkeiten, so dass private Wasserversorger und Wassertechnikunternehmen international etwa 400 Milliarden Euro umsetzen. Ein Wachstum von sechs Prozent pro Jahr erwarten Experten bis 2016.
Wie der FIS Blog beschreibt, ist die Erde von mehr als 75 Prozent mit Wasser überzogen, doch nur ein verschwindend geringer Teil kann ohne vorherige Filterung genutzt werden. Hier liegt ein riesiger Markt.
Anleger haben die Möglichkeit, jetzt etwas vom Boom mit dem kühlen Nass abzubekommen. Einzelaktien, Fonds oder Zertifikate werden aus der Wasserbranche ausgegeben. 1989 wurde in Großbritannien die Wasserversorgung privatisiert und dies setzte sich europaweit fort. Weltweit werden über 550 Millionen Menschen privat mit Trinkwasser versorgt und 400 Millionen Haushalte werden privat geklärt. Wassertechnikunternehmen sind in den vergangenen 15 Jahren derartig gewachsen, dass für viele der Weg an die Börse der nächste logische Schritt war.
Diesen Umständen hat man es zu verdanken, dass Wasserinvestments einen Boom erleben. Weiterhin sorgt der Klimawandel für einen asiatischen Boom; einige Regionen trocknen aus und Wasser wird für private und industrielle Zwecke gebraucht.
Die Börse allerdings fand nur vorübergehende Begeisterung. Während in den letzten drei Jahren der World Water Index um knapp fünf Prozent zulegte, rutschte der MSCI World weit ins Minus. Der Wasserindex verbucht mittlerweile ein Minus von 19,5 Punkten.
Nachdem Wasser immer gebraucht wird, scheint laut Experten die Finanzkrise lediglich einen kleinen Einschnitt in die Wasserwelt auf internationalem Börsenparkett zu geben. Die Weltbank hat eigens für den Bereich Wasser ein Expertengremium einberufen, welches sich ausschließlich mit der Wasserwirtschaft beschäftigt.
Trotz Börsen-Negativtrend scheint der Wassermarkt dennoch langfristig positive Perspektiven zu bieten. Aktien, Fonds und Anleihen der Unternehmen aus der Wasserbranche bleiben attraktiv. Bei fünf oder 15 Jahren Laufzeit bietet Veolia, ein französischer Wasserversorger, über seine Anleihe 5,7 Prozent Rendite jährlich. Experten empfehlen, dieses Jahr zu kaufen, um steuerfreie Kursgewinne zu nutzen. Wer auf Fonds setzen will, sollte die Gesamtkosten im Auge behalten, denn die Kostenbestandteile von Fonds können je nach Anbieter enorm variieren und das Nettoergebnis beeinflussen.
Natürlich birgt auch ein Investment in der Wasserbranche seine eigenen Risiken, so hat die Finanzkrise das Vertrauen in die freien Märkte stark erschüttert, eine Folge davon kann der Stopp von Privatisierungen oder sogar Verstaatlichungen von lebenswichtigen Bereichen sein, wozu sicherlich auch die Wasserversorgung gezählt werden kann.
Besonders aufpassen sollte man bei geschlossenen Fonds mit Kapitalnachschusspflicht, dies gilt aber nicht nur für den Wasserbereich sondern allgemein, auf dieses Risiko weist das Deutsche Aktieninstitut hin.
Das Börsen Blog geht noch einen Schritt weiter und empfiehlt, nicht in Wasserunternehmen, sondern in spezielle Wasserleitungssanierungsunternehmen zu investieren. Am Beispiel Großbritannien wird gezeigt, wieviel Wasser einfach so in den alten Wasserrohrsystemen verschwindet.
Dies ist meiner Ansicht aber eine sehr risikoreiche Anlage, denn wie der Blog auch berichtet, sind Unternehmen meist nicht bereit, eine Komplettsanierung des Kanalsystems auf sich zu nehmen. Hier wird wahrscheinlich erst gehandelt, wenn der Staat sich bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen, oder sich zumindest großzügig daran beteiligt. Wenn man bedenkt, dass die englische Wasserversorgung teilweise noch aus viktorianischer Zeit stammt, müssen Anleger hier schon einen sehr langen Atem haben.