Drum prüfe, wer sich ewig finanziell bindet
An manchen Tagen kommen Nachrichten, die einfach nicht zu glauben sind. So auch am Freitag wieder, und wieder mal aus dem Hause AWD. Der Finanzdienstleister steht nun im Rampenlicht und ziemlich unter Beschuss, denn: Der Datenklau geht um!
Und als wäre es nicht so, dass aus den Datenskandalen der Telekom, – wir erinnern uns wohl alle noch gut an Telekomgate! – und der Deutschen Bahn, – deren ehemaliger Chef Hartmut Mehdorn daraufhin (endlich) das Weite suchen musste, gelernt wurde, da kracht es erneut in der Republik. Diesmal im Hause AWD.
Der Finanzdienstleister, der in den letzten Jahren nicht selten mit kritischen Augen angeschaut und mit kritischen Worten bedacht wurde, und sich seit einem Gerichtsurteil im Sommer dieses Jahres nicht mehr als unabhängig bezeichnen darf, gerät damit richtig unter Beschuss.
Gleich 27.000 Datensätze wurden bei AWD geklaut, mit insgesamt über 60.000 Vertragsdaten. Die Datensätze wurden dem Hörfunksender NDR Info zugespielt, eine Vielzahl von langen Tabellen im Excel-Format, die brisante Informationen enthalten. AWD hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Klar ist nicht, woher die Datensätze stammen, ob sie in einem Callcenter gestohlen worden oder intern bei dem Finanzdienstleister.
Inzwischen gab AWD an, dass die Datensätze zum größten Teil veraltet sein sollen. Und will sich damit wohl schnell eine weiße Weste waschen, um die Brisanz aus der Situation zu nehmen. Wie NDR Info berichtete, sieht die Lage jedoch ganz anders aus. „Da sind Versicherungssummen drin, Ablaufdaten. Jetzt weiß man, am so- und so sovielten September oder Dezember eines Jahres läuft ein Vertrag aus und dann könnte man gezielt dort anrufen und sagen: Sie kriegen da jetzt Geld ausgezahlt, was wollen Sie damit machen, wollen Sie es neu anlegen“, soll der Informant zu NDR Info gesagt haben.
Ob die Datensätze nur NDR Info zugespielt wurden, oder tatsächlich an Adresshändler oder sonstige Käufer verkauft wurden, die Interesse an solchen Daten haben, ist bislang nicht klar. Ein Kunde von AWD, der durch den Datendiebstahl betroffen ist, sprach gegenüber NDR Info von einem „Geheimnisverrat“ – „Der Datenschutz ist hier grob verletzt, das ist Geheimnisverrat.“
Wie aus dem Umfeld von AWD inzwischen verlautet sein soll, kommen einfache Berater gar nicht an eine solch große Datenmenge. Nur hochrangige Mitarbeiter des Finanzdienstleisters sollen angeblich Zugriff auf die Datensätze gehabt haben und haben.
Laut NDR Info ließ der Informant, der die Daten dem Radiosender zugespielt hat, verlauten: „Die Daten sind mir von einem AWD-Landesdirektor gegeben worden. Der Zweck war einfach, Kundenakquise daraus zu betreiben. Diese Daten wurden als Basis genommen um Kunden zu werben – auch für Versicherungen, Kapitalanlagen und so weiter“. In wie weit dies stimmt, ist nicht bekannt.
Die Staatsanwaltschaft wird nun eine Menge zu tun haben, um Licht in das Dunkel des Datendiebstahls zu bringen. Es ist einfach nicht das Jahr von AWD, dieses 2009, in dem auch schon die Zahlen des ersten Halbjahres einfach zum Weglaufen waren. Der Finanzoptimierer, wie sich der AWD gerne nennt, benötigt irgendwie so bald wie möglich einen neuen Anfang, um wieder ein besseres Image nach außen aufbauen zu können und nicht nur mit Negativschlagzeilen in die Öffentlichkeit zu gelangen.
Da bringt es dann auch nichts, dass der Gründer des Finanzdienstleisters, Carsten Maschmeyer, inzwischen aus dem Vorstand von AWD ausgeschieden, aber immer noch im Glanz der alten Jahre unterwegs, nunmehr seit einigen Monaten mit der Schauspielerin Veronica Ferres liiert ist. Das hat dem AWD letztlich auch nicht mehr zu einem besseren Image verholfen. Und die heutige Nachricht zieht es nun richtig in den „Dreck“. Wie sich AWD nun aus der Affäre ziehen wird?
Es zeigt sich durch den Datenskandal beim Finanzdienstleister AWD vor allem eines: Drum prüfe, wer sich ewig (finanziell) bindet, ob sich nicht ein besserer Anbieter findet. Die Finanzgeschichte zeigt eines: Zwar haben die Banker in den vergangenen Jahren öfter in der Beratung bei den Geldanlagen versagt, aber eines ist zumindest immer sicher gewesen bei den Banken: Die Daten der Kunden…
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