Russlands Wirtschaft am Scheideweg
Den Abschwung, den Russland nun vor sich hat, wird man derzeit wohl in keiner anderen Wirtschaftsmacht finden. Die Börse bebt, die Banken kollabieren – kurz gesagt: Ein Land steht kurz vor dem wirtschaftlichen Untergang. Und die Regierung sieht, ganz nach alten russischen Prinzipien, einfach weg.
Es wird eine Politik der guten Laune betrieben und man geht einfach über die Tatsachen hinweg. Dabei war vor kurzem der Handel an der Moskauer Börse ausgesetzt worden, weil es richtig steil bergab ging und es nicht mehr verantwortet werden konnte, weiter einen Handel mit Wertpapieren zu betreiben.
Aber was an der Börse bemerkt wird, scheint nicht bis zum amtierenden Präsidenten Dimitrij Medwedew vorzudringen. „Russland verfügt über genügend Reserven, um für sich die Risiken der globalen Finanzkrise zu minimieren.“, kommt als Singsang daher. Mit der Realität hat dies nichts zu tun, was da seit Wochen ständig an „es wird schon nichts passieren Politik“ regelrecht zelebriert wird.
Ja, er scheint gerade fern jedweder Realität unterwegs zu sein, der gute Herr Medwedew, der auch nur eine Marionette Putins zu sein scheint, wie es zumindest manchmal wirkt. Andere Punkte scheinen viel wichtiger zu sein. Entscheidungen, wie lange der Staatspräsident regieren kann zum Beispiel, nicht aber der wirtschaftliche Abschwung. Ob es tatsächlich nur eine Rezession geben, oder Russland in finanzieller Hinsicht ganz zusammenbrechen wird.
Gut tut sich damit weder der Präsident noch der Rest der Politiker in Russland, die bei dem Singsang fleißig mitmachen, ohne auf die falschen Töne zu hören. Für das kommende Jahr wird mit einem Anstieg der Inflation gerechnet sowie mit steigender Arbeitslosigkeit. Und dazu wird wohl auch noch der Verfall des Rubels kommen.
Natürlich gibt es auch ein staatliches Rettungsprogramm, aber Russland hat gerade andere Probleme. Russische Anleger haben allein im Oktober dieses Jahres Kapital in Höhe von 50 Milliarden US Dollar von russischen Banken abgezogen. Dies zeigt die Angst der wirtschaftlichen Elite, die Banken Russlands könnten bald zusammenbrechen. Wer noch Geld hat, sucht derzeit nach anderen Wegen, wie er sein Geld anlegen kann, als über die russische Börse oder bei russischen Banken. Immerhin gibt es in Russland keine zweistufige Einlagensicherung, wie sie die meisten der deutschen Kreditinstitute für Bausparverträge, Tagesgeldkonten oder Festgeld und einige sogar für Zertifikate und Anleihen anbieten.
Kein gutes Zeichen für ein Land, das gerade dabei war, zu einer wirklichen Wirtschaftsgroßmacht zu werden. Nun bleibt abzuwarten, wann das Aufwachen stattfindet, ob es nahe ist, oder ob es gar ein jähes Erwachen ist nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft. Die Presse in Russland scheint auf jeden Fall stillhalten zu wollen – oder es zu müssen.