Islands Staatspräsident gegen Entschädigung deutscher Kaupthing-Sparer
Islands Banken haben Sparer in aller Welt um ihr Geld gebracht, und das eigene Land an den Rand den Abgrunds. Nur aufgrund von Krediten konnte das Land im vergangenen Herbst vor einem Staatsbankrott gerettet werden – die Kredite dazu kamen aus einigen skandinavischen Ländern, aus Großbritannien und vom IWF, dem Internationalen Währungsfonds. Und auch aus deutschen Taschen gab es Geld, einen Kredit in Höhe von 308 Millionen Euro für die isländische Einlagensicherung. Die Kredite aus den verschiedenen Ländern sollten dafür sorgen, dass die Sparer der jeweiligen Länder, die ihre Geldanlage – meist als absolut sicher geglaubtes Tagesgeld oder Festgeld – durch die Verstaatlichung der drei isländischen Banken verloren hatten, ihr Geld zurück bekommen würden.
Nun aber bläst Olafur Ragnar Grimsson, der Präsident des kleinen Inselstaates Island, in ein ganz anderes Horn: „Die Deutschen müssen begreifen, dass die Menschen in Island alles verloren haben“, bläst er in die Welt hinaus und deutet damit an, dass er nicht will, dass die Sparer aus Deutschland entschädigt werden sollen. Denn: Es sei den Steuerzahlern Islands nicht klar zu machen, dass sie in dem ganzen wirtschaftlichen Fiasko auch noch für die Verluste aufzukommen haben, welche die deutschen Sparer hätten.
Es ist nicht ganz klar, ob man hierüber den Kopf schütteln soll, weil der gute Olafur Ragnar Grimsson einfach den Überblick verloren hat, oder ob das eine klare Ansage ist, dass die 30.800 deutschen Anleger der Kaupthing Bank nicht entschädigt werden sollen. Seit die isländische Bank im Oktober des vergangenen Jahres zusammenbrach, warten die Sparer aus Deutschland auf ihr Geld.
Mittels einer ganzen Werbewelle hatte die Kaupthing-Edge, die deutsche Niederlassung der isländischen Kaupthing Bank, die Kunden mit hohen Zinsen für ihre Tagesgeldkonten gelockt hatte. In eine Falle, denn es war zwar klar, dass die Einlagensicherung Islands nur begrenzten Umfang hat, jedoch konnte kein normaler Sparer absehen, dass diese Sicherungsgrenzen seitens der Regierung Islands nicht garantiert bzw. aufrecht erhalten werden konnten. Und seitdem warten die Sparer auf eine Entschädigung, während Island wirtschaftlich immer mehr zusammenbricht.
„Ich bin überrascht von den Forderungen unserer Freunde im Ausland.“, sagte Olafur Ragnar Grimsson nun der „Financial Times Deutschland“ und redet von einer dringend benötigten Reformation des europäischen Bankenwesens. Was der gute Präsident von Island jedoch vergisst: Ohne die Kredite aus anderen Ländern wäre sein kleines Land dank der Misswirtschaft längst bankrott und nicht mehr auf der Landkarte vorhanden. Es sieht so aus, als spiele da einer mit dem Ansehen seines eigenen Landes. Inzwischen gibt es übrigens Gerüchte, dass der Chef der isländischen Notenbank trotz des ganzen Fiaskos und trotz aller Demonstrationen und Forderungen nicht seinen Hut nehmen will. Irgendwie scheint in Island eine Arroganz ausgebrochen zu sein, die dem Land gerade erstens nicht gut steht und zweitens auch gar nicht zusteht.
Dem entgegenzusetzen ist nur die Tatsache, dass die Zwangsverwalter der Kaupthing den deutschen Anlegern Hoffnung auf eine Auszahlung ihres Ersparten gemacht haben. Angeblich soll die Kaupthing Bank bereits über 80 Prozent der dafür erforderlichen 330 Millionen Euro verfügen. „So schnell wie möglich“ sollen die Auszahlungen erfolgen, in Absprache mit der BaFin, mit der Bundesfinanzaufsicht unseres Landes.
Auf der Website der Kaupthing-Edge ist nicht viel Neues zu finden, nur eine Nachricht vom 20. Januar. Bis zum 30. Januar sollten die Einlagen, zumindest die gemäß der isländischen Einlagensicherung in Höhe von maximal 20.887 Euro pro Sparer, ausgezahlt werden. Inzwischen haben wir bald Mitte Februar und die Anleger warten weiterhin auf ihr Geld. Und ausgerechnet jetzt kommt der isländische Staatspräsident mit einer solchen Aussage daher und bringt damit sein eigenes Land ins völlige wirtschaftliche Abseits. Im Mai dieses Jahres sind dort – vorgezogene – Neuwahlen, aber den Mann braucht es nicht zu interessieren. Er ist seit 1996 in seinem Amt und kann aufgrund der isländischen Verfassung sowieso nicht mehr wiedergewählt werden…