Islands Regierung will deutsche Kaupthing-Anleger nun doch entschädigen
Er hat geschafft, was nicht einmal die ganze Verstaatlichung der isländischen Banken vorher geschafft hat: Island endgültig in Misskredit der Wirtschaftsmächte zu bringen. Ólafur Ragnar Grimsson, Präsident von Island und am Ende seiner staatspolitischen Laufbahn, hat diese Woche für Verwirrung und auch sehr viel Empörung gesorgt. Seiner Ansicht nach sollten die deutschen Sparer, die ihr Geld bei der Kaupthing Bank angelegt hatten, nicht entschädigt werden. Weil es seinem Volk angeblich „nicht vermittelbar“ sei, wieso jemand Geld aus Island zurück erhalte. Was der gute Mann dabei jedoch nicht bedacht hatte: Die Vielzahl der Kredite stammen aus der ganzen Welt, unter anderem aus Deutschland. Bisher waren beide Länder befreundet gewesen, nun kühlt diese Freundschaft merklich ab und hat sich nun inzwischen wohl unter den Gefrierpunkt verkrümelt.
Nun aber rudert die Regierung Islands zurück und verweist die Aussage von Olafur Ragnar Grimsson in das Reich der isländischen Fabeln. So wurde nach der ganzen Verwirrung, für die der Staatspräsident gesorgt hat, klargestellt, dass die Auslandsschulden natürlich beglichen werden. Dazu gehört wohl auch die Entschädigung der Sparer, die ihr Geld – zumeist in Form von Tagesgeld oder Festgeld – bei einer der drei inzwischen verstaatlichten isländischen Banken angelegt hatten. Diese hatten im vergangenen Jahr viele Werbeköder in der ganzen Welt ausgelegt, um Kunden durch ihre hoch angesetzten Zinsen zur Geldanlage auf einer isländischen Bank zu bringen. Was jedoch zwar gesagt wurde, nun aber eben vakant ist: Es galt dabei immer nur die Einlagensicherung, die auch in Island gilt, und diese ist im Vergleich zu anderen Ländern mit gerade einmal 20.887 Euro je Anleger niedrig angelegt.
Auch die Kaupthing Bank ließ nach den seltsamen Äußerungen von Olafur Ragnar Grimsson wissen, dass die Ansprüche von 30.800 deutschen Anlegern völlig befriedigt werden soll – oder zumindest will man sie befriedigen. Das Warten der geprellten Sparer geht also weiter. Doch es scheint irgendwann auch Land in Sicht zu sein, traut man den Nachrichten, die auf der Internetseite der deutschen Niederlassung der Kaupthing Edge zu finden sind:
„Das Resolution Komitee ist gewillt, alle Forderungen so schnell wie möglich zurückzuzahlen und hat daher seit Oktober 2008 großen Wert auf die Abwicklung der Forderungen der 30.800 Anleger in Deutschland gelegt. Der Ausschuss unterstreicht, dass bisher zahlreiche Vorschläge zur Erreichung dieses Ziels gemacht worden.“, heißt es dort. Und: „Offizielle Stellungnahme der Kaupthing Bank Island auf das am 10. Februar erschienene Interview von Ólafur Ragnar Grimsson, Präsident von Island, in der Financial Times Deutschland. Bezug nehmend auf das Interview möchte das Resolution Komitee der Kaupthing Bank hf. noch einmal auf die Gläubigerversammlung der Bank letzte Woche und die damit verbundenen Aussagen zur Auszahlung der deutschen Kunden hinweisen.“
Grimsson hat sich also selbst ins Abseits gestellt. Aber in Island geht politisch inzwischen eh alles drunter und drüber. Ein Land bringt sich selbst an den Rand des Abgrunds. Nur aufgrund der zahlreichen Kredite aus dem Ausland, unter anderem aus mehreren Ländern Skandinaviens, aus Großbritannien, aus Deutschland und auch vom Internationalen Währungsfonds IWF, konnte das Land vor dem Bankrott bewahrt werden. Mitten im 21. Jahrhundert scheint also immer noch möglich zu sein, was niemand gedacht hätte: Dass ein europäisches Land in der Lage ist, sich selbst in den Staatsbankrott zu führen.
Noch ein Tipp am Rande: Wer seine Gelder anlegen möchte, sollte sich dabei nicht nur von hohen Zinsen locken lassen, wie es im Fall der Kaupthing Edge der Fall. Wichtig ist dabei auch, darauf zu achten, dass die Bank, bei der man sein Geld anlegen möchte, dem deutschen Einlagensicherungsfonds und darüber hinaus einem der privatwirtschaftlichen Systeme zur Einlagensicherung angehört. Denn nur so kann man sich sicher sein, dass die eigenen Einlagen völlig abgesichert sind und einem auch im Falle einer Bankenpleite immer noch gehören und nicht versickern, wie es nun in Island der Fall war.