Lehman Brothers – Die Geduld der Gläubiger wird noch länger strapaziert
Es ist ein Warten, das die Anleger seit September 2008 Geduld, Nerven und viel Kraft kostet. Niemand wusste bis dato, ob es überhaupt eines Tages noch zu einer Rückzahlung aus angelegten Geldern bei der damals in die Pleite gegangene US-Investmentbank Lehman Brothers kommen würde für deutsche Gläubiger. Für die britischen Kunden der ehemaligen Großbank war die Sache vor einigen Tagen geregelt worden – es sah jedoch so aus, als würden die deutschen Lehman-Kunden weiter in die Röhre schauen.
Heute berichtet das „Handelsblatt“ jedoch, dass bereits im Sommer eine Ausschüttung von Geldern aus der Insolvenzmasse der US-Großbank vorgenommen werden könnte. Bisher sei jedoch in keinerlei Weise klar, wie hoch die Summe sein könnte. Diese wird sich ergeben aus dem Kapital, das sich aus den Vermögenswerten der deutschen Niederlassung der Lehman Brothers erwirtschaften lässt über den Zeitraum der nächsten zwei Jahre. Bislang wurde ein prozentualer Anteil von zehn Prozent in den Raum gestellt, auch von Insolvenzverwalter Michael Frege. Wie groß der Anteil dann tatsächlich sein wird, bleibt abzuwarten.
Damit sind jedoch nicht die Zertifikate der Lehman Brothers abgedeckt. Allein die Anlagen, die normal getätigt wurden bei der deutschen Lehman, die ihren Sitz in Frankfurt hatte, könnten so zumindest zum Teil ausgeschüttet werden an die früheren Anleger. Insgesamt hatten die Gläubiger Insolvenzforderungen in der Höhe von gut 35 Milliarden Euro gestellt.
Die meisten Anleger hatten ihr Geld durch den freiwilligen Einlagensicherungsfonds zurückerhalten. Nur die Banken und Sparkassen blieben hier bislang außen vor. Für sie könnte dann im Sommer Geschenkezeit sein, wenn es tatsächlich zu einer Vorabausschüttung aus der Insolvenzmasse kommen sollte.
Eine der betroffenen Banken ist die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, von der am Tag der Pleite der Lehman Brothers noch Geld auf die Bank überwiesen wurde. Immer noch ist hier mal von 300 Millionen Euro die Rede, andere reden gar von einer Summe von 350 Millionen, die trotz klarer Warnhinweise für eine mögliche Pleite der US-Investmentbank überwiesen worden waren.
Bis heute ist die KfW dabei, gegen das Image von „Deutschlands dümmster Bank“, wie sie daraufhin von der bekannten Tageszeitung bezeichnet wurde, zu arbeiten und wieder ein besseres Bild darzustellen. Das Geld, das „falsch“ überwiesen wurde, ist inzwischen mit einem anderen Guthaben verrechnet wurden und damit wieder da. Nur wird die KfW noch lange daran zu knabbern haben, dass man ausgerechnet als Staatsbank nicht die Augen und die Ohren offen hatte, sondern wie die Schildbürger handelte.
Außen vor bleiben jedoch weiter die Anleger bei der US-Investmentbank, die Zertifikate gekauft hatten. Diese sind seit dem Tag der Pleite der Lehman Brothers wertlos, fallen jedoch als Wertpapiere auch nicht unter die Einlagensicherung. Hier bleibt weiter nur die vage Hoffnung, vielleicht eines Tages noch Geld zu erhalten für die einstmals so vermeintlich sichere Geldanlage.
Allein die Kunden der Dresdner Bank, der Citibank, der Haspa, der Sparkasse Hannover und der Fraspa haben bislang Glück gehabt. Alle genannten Geldinstitute haben ihren Kunden inzwischen eine Entschädigung in Höhe von 50 Prozent angeboten, als eine Art freiwillige Wiedergutmachung. Diese Kulanz griff aller Voraussicht nach vielen Gerichtsverfahren vor, welche sonst auf die Banken zugekommen wären.
Die Anleger bei den anderen Banken müssen jedoch den Rechtsweg beschreiten, falls sie auch nur einen einzigen Euro ihres in den Lehman Zertifikaten angelegten Geldes wiedersehen wollen. Die ungute Geschichte um die US-Großbank und die deutschen Anleger geht also auch in diesem Jahr weiter. Ob sie jemals enden wird?