Die Pleite von Lehman Brothers und deren juristisches Nachspiel
Das heiße Eisen der Insolvenz von Lehman Brothers ist immer noch nicht abgekühlt, wie es scheint. Laut einem Bericht der „New York Times“ vom 18. Oktober 2008 werden die Untersuchungen in Bezug auf die Pleite der US-Investmentbank verstärkt. Inzwischen wurden von den US-Behörden mindestens ein Dutzend Schreiben mit Vorladungen an Manager der Investmentbank verschickt.
Auch der Chef von Lehman Brothers, Richard Fuld, soll darunter sein. Fuld, für den die Bank sein Lebenswerk war, steht nun wohl langsam aber sicher im Fadenkreuz der Ermittlungen. Was hat er gewusst? Haben die Manager der Bank falsche Angaben in der Öffentlichkeit gemacht, und das noch kurz vor dem Zusammenbruch der Lehman Brothers? Zumindest scheinen genau dies die Justizbehörden der USA zu glauben.
Sollte an den Verdächtigungen etwas dran sein, dann würde dies bedeuten, dass Investoren in die Irre geführt worden waren – und dies ganz bewusst. Die viertgrößte Bank in den USA hatte weltweit eine große Rolle gespielt und war binnen kurzer Zeit zusammengebrochen, obwohl vorher noch alles in Ordnung gewesen zu sein schien, wenngleich es auch Gerüchte gegeben hatte.
Dann war Lehman Brothers in die Pleite gegangen und das FBI fing an zu ermitteln. Inwieweit die Bundespolizei der USA inzwischen Informationen hat, ist nicht klar. Klar ist wohl, dass nicht locker gelassen werden wird von den Justizbehörden, bis alles ans Licht gekommen ist.
Richard Fuld hat inzwischen öffentlich alle gegen ihn und die Manager gerichteten Vorwürfe zurückgewiesen. Ob seine Aussagen der Wahrheit entsprechen, werden die Ermittlungen des FBI zeigen. Fuld behauptet, dass seine Aussagen immer dem entsprachen, was er zu der jeweiligen Zeit wusste. Vielleicht wurde er ja von seinen eigenen Managern über den Tisch gezogen. Noch jedoch weiß man dies nicht. In New Jersey und New York wird derweil nach Beweisen gesucht und konkret wegen des Betruges der Anleger ermittelt.
Lehman Brothers erlitt im Zuge der Finanzkrise Verluste in Milliardenhöhe und wird derzeit aufgeteilt. Die Mitteilung der Verluste führte zu einem Kursrutsch, der dann in die Pleite und zum Ende der Ära Richard Fuld und seinem Lebenswerk Lehman Brothers führte.
Inzwischen gibt es aufgrund der Verluste von Privatanlegern die erste Klage in Deutschland. Eine 39 jährige Anlegerin hat – nach vergeblichem Versuch, sich außergerichtlich zu einigen – gegen die Frankfurter Sparkasse eine Anklage wegen Falschberatung vor dem Landgericht eingereicht. Geführt wird die Klage von einem Spezialisten für Bank- und Kapitalmarktrecht, dem Frankfurter Rechtsanwalt Matthias Schröder. „Die Leute fühlen sich betrogen, die Größenordnung ist erschreckend“, sagte er im Zuge der ersten Klageeinreichung. Seine Mandantin verlor mit Zertifikaten der US-Investmentbank Lehman Brothers 8.000 Euro.
Die Zahl der Geschädigten, welche Zertifikate von Lehman Brothers zur Geldanlage genutzt hatten, steigt immer mehr. Dabei stellt sich natürlich bei jedem Fall die Frage, ob die Anleger tatsächlich nicht über das mit einem solchen Zertifikat verbundene Emittentenrisiko aufgeklärt wurden und ob sie dies auch verstanden haben, oder ob jetzt nur so getan wird. Immerhin hat der deutsche Privatanleger ja eine Art Vollkaskomentalität und lehnt gerne einmal jegliche Verantwortung für sein Handeln bzw. Anlageverhalten ab. Man kann Fehler ja auch leichter auf die Bank oder einen Berater schieben, als sie bei sich zu suchen. Und immerhin waren es – von Einzelfällen ganz offensichtlicher Falschberatung einmal abgesehen – die Anleger, welche sich mit der Rendite von Bundeswertpapieren, Tagesgeld oder Festgeld nicht zufrieden geben wollten, und einen Mehrertrag forderten. Dass dieser gemäß dem Magischen Dreieck der Geldanlage immer mit einem höheren Risiko verbunden ist, scheint vielen dann im Schadensfall völlig fremd zu sein.
Die ehemals weltweit so angesehene Bank ist nun zu einer Ruine geworden. Was noch alles kommen wird, weiß niemand. Folgen wird die Pleite auf jeden Fall haben. Wie groß diese sein werden, wissen wir wohl erst in ein paar Jahren.