Börsengang der Bahn auf November 2008 verschoben
Nur vier Tage vor Beginn der Zeichnungsfrist – eigentlich geplant ab 13. Oktober – wird der Börsengang der Bahn verschoben. Nicht auf unbestimmte Zeit, wie es heißt, aber um „mindestens einige Wochen“, weil man „kein Geld zu verschenken“ habe, wie es von Seiten der Koalition hieß.
Die Bundesregierung hat sich damit Hartmut Mehdorns Begehr, die Bahn jetzt, in den Zeiten der großen Krise, einer Teilprivatisierung zu unterziehen, erst einmal widersetzt. Gerade unser Bundesfinanzminister hatte sich in den letzten Tagen sehr dem Bestreben des Bahnchefs widersetzt und von einem „Plan B“ gesprochen. Dieser wurde nun wohl gefunden, auf Drängen der Bundesregierung, wie zu vermuten ist.
Der neue Termin soll nun frühestens in den November gelegt werden. Eine stimmige Sache, wie nicht nur Experten sagen. Der jetzige Gang an die Börse wäre der falsche Schritt gewesen, auch wenn Bahnchef Mehdorn hier unbedingt seinen – schon lange bekannten – Dickkopf durchsetzen wollte.
Die Bundesregierung hat ihn aber nun ausgebremst, und das ganz zu recht. Der Börsengang stünde momentan nicht unter guten Zeichen, die Teilprivatisierung würde weitaus weniger einbringen, als es bei einem guten Verlauf der Börse sein könnte. Denn was für ein Unternehmen gerade schlecht ist, ist für Anleger selbst gut. Die Kurse sind zum Teil so weit unten für manche Wertpapiere, dass sich ein Einstieg nun als günstig und mittelfristig auch als gewinnbringend erweisen kann.
Interessant wäre zu wissen, ob die Terminverschiebung auch mit den Problemen der russischen Wirtschaft zu tun hat. Die russische Staatsbahn hatte im Vorfeld bereits mehrfach reges Interesse an den Aktien der Bahn bekundet. Ist dieses Interesse möglicherweise aufgrund der Finanzkrise, die Russland auch sehr hart trifft im Moment, verflacht oder gar ganz verschwunden?
Man kann nicht tiefer sehen als bis zu dem, was einem gesagt wird. Aber zu vermuten ist es allemal. Ein unbekannter Deal zwischen den Regierungen in Berlin und Moskau? Eine Absprache zwischen beiden Wirtschaftsmächten? Oder kommt die Entscheidung möglicherweise von Hartmut Mehdorn selbst und die Bundesregierung tanzt – wieder einmal – nach seiner Pfeife?
Vermuten kann man viel, wissen weiß man nur, dass der Gang an die Börse für die 24,9 Prozent der Logistik- und Transporttochter der Bahn, die „DB Mobility Logistics“, nun bis auf weiteres verschoben wurde.