Neue Ungereimtheiten im Betrugsfall Madoff, dem Ex-Chef der Nasdaq
Der Fall Bernard L. Madoff ging inzwischen um die ganze Welt. Der ehemalige Chef der US-Technologiebörse Nasdaq hat unzählige Anleger um rund 50 Milliarden US Dollar betrogen. Ihm selbst drohen dafür bis zu 20 Jahren Haft und eine Strafe in Höhe von bis zu fünf Millionen US Dollar.
Prominente sind unter den Opfern, aber auch gemeinnützige Stiftungen wie die weltberühmte Shoa-Stiftung von Steven Spielberg hat der Fluch des Herrn Madoff getroffen. Der Gründer der Bernard L. Madoff Investment Securities LLC hatte im Laufe der Jahre ein Schneeballsystem aufgebaut, in dem jeweils die neuen Investoren mit ihrer Geldanlage für die Zinsen der bereits vorhandenen Investoren aufkamen – ohne es jedoch zu wissen. Dadurch blieb Madoff auf der einen Seite niemandem Geld schuldig, war aber in Wirklichkeit bankrott.
Im Jahr 1999 dann kam es zu einem Hinweis aus Boston. Harry Markopolos, ein Börsenaufseher, glaubte, illegales Verhalten bei Madoff zu erkennen, und gab dies an die SEC, die US-Börsenaufsicht, weiter. Diese überprüfte die Vorwürfe von Markopolos jedoch nicht und ließ sich von Madoff lediglich eine freiwillige Übersicht über seine Geschäfte vorlegen. Eine Anhörung die sonst von Nöten gewesen wäre – und bei der Madoff unter Eid hätte aussagen müssen, fand nicht statt. Deshalb gab es auch keine Konsequenzen für den Milliarden-Betrüger und er konnte sein Spiel munter weitertreiben.
Auch andere Hinweise wurden nicht hinreichend verfolgt, ganz im Gegenteil. Im Jahre 2000 wurde Bernard L. Madoff dann als Berater der SEC für den Computerhandel der Börse hinzugezogen. Weitere Hinweise gab es dann im Jahr 2004, aber auch diese schienen niemanden wirklich zu interessieren. Inzwischen wird vermutet, dass es Verbindungen zwischen Beamten der SEC und Madoff sowie seiner Familie gab, die weitere Untersuchungen gründlicherer Art und Weise wohlwollend zu verhindern wussten.
Im Jahr 2005 dann trat ein neuer Boss an die oberste Stelle der US-Finanzaufsicht, Christopher Cox, von dem nie jemand so genau wusste, auf welcher Seite er eigentlich spielte – auf der Seite der Regierung und des Volkes oder auf der Seite der Finanzwirtschaft. Auch unter Cox wurde Madoff und sein Unternehmen, die Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, nicht weiter überprüft.
Ein Jahr später verließ dann ein ranghoher SEC-Beamter, der mit den Überprüfung im Fall Madoff zu tun gehabt hatte, seinen Posten bei der Finanzaufsicht der USA und heiratete – eine Frau namens Shana Madoff, die, wie der Name schon sagt, mit Bernard L. Madoff verwandt ist, genauer gesagt, seine Nichte. Angeblich waren die beiden – Eric Swanson und Shana Madoff – erst im Jahre 2006 eine Beziehung eingegangen, aber wer weiß das schon außer den ihnen Nahestehenden? Und die haben lange genug geschwiegen im Fall des Milliardenbetrügers, der unter anderem auch große europäischen Banken wie Santander, die Großbank aus Spanien, BNP Paribas, die bekannte Bank aus Frankreich und auch die niederländische Bank Fortis, bei der allein sich der Schaden auf rund eine Milliarde Euro beziffern lässt, betrifft.
Cox, der jetzige Chef der SEC, gab heute bekannt, dass es nun zu internen Untersuchungen bei der US-Finanzaufsicht kommen wird, welche unter anderem die Verstrickungen von Beamten der SEC, Madoff und der Familie Madoffs klären sollen. Nachdem das Lügengebäude des Herrn M. jedoch so viele Jahre aufrecht erhalten werden konnte, ist fraglich, ob dies überhaupt ganz möglich sein wird. Eines jedoch ist sicher: Bernard L. Madoff hat die Objektivität und den Sinn der US-Finanzaufsicht SEC völlig in Frage gestellt…