Das Ende von Davos: Bedeutet die Finanzkrise das Ende der Globalisierung?
Sie wurde gewünscht, ersehnt, fast herbei gebetet: Die Globalisierung. Dies bedeutet eine länderübergreifende Zusammenarbeit in finanziellen, wirtschaftlichen und auch klimapolitischen Belangen. Eine Welt also, in der alles möglich ist, wenn man seine Ziele ausreichend verfolgt – nach ausreichender Planung wohlgemerkt. Denn genau dies wirft die „taz“ unserer globalisierten Welt vor: Das Fehlen eines globalisierten Währungssystems. „Wie kann man einem Land freien Kapitalverkehr empfehlen, wenn sich sein Wechselkurs dank internationaler Spekulationen beim Devisenhandel in völlig unberechenbarer Weise entwickeln kann?“, heißt es da, in der Nachbetrachtung zum Weltwirtschaftsforum in Davos.
Und die Kritik wird noch heftiger: „Gerade hat der neue amerikanische Finanzminister der chinesischen Regierung „Manipulation“ der Währung in Richtung Unterbewertung vorgeworfen, die darauf abziele, chinesische Handelsbilanzüberschüsse zu zementieren, und damit den USA den Defizitabbau erschwere. Was er zu erwähnen vergaß: Die USA und die anderen Industrienationen haben die Entwicklungsländer seit Anfang der 90er-Jahre zu einer raschen Öffnung ihrer Kapitalmärkte gedrängt, ohne ihnen ein funktionsfähiges globales Währungssystem anzubieten.“
Die ganze Welt scheint sich angesichts der Krisen im jeweils eigenen Haus in ihrem Bestreben übernommen zu haben, einer globalen Welt Genüge zu tun. Vor allem die USA, die sich bei allem Wunsch nach Globalisierung immer noch sehr schwer tun damit, ihre Machtposition aufzugeben und aufzuteilen. „Die Milliarden-Bonuszahlungen an Banker für ein katastrophales Jahr mit Milliardenverlusten sorgen in den USA für Empörung, doch an der Wall Street wird der öffentliche Aufschrei eher mit Schulterzucken zur Kenntnis genommen“ heißt es da in der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“.
Und genau dies scheint eine gute Beschreibung der Situation in Amerika zu sein. Auf der einen Seite pumpen die US-Regierung und die Notenbank, die Federal Reserve, unzählige Milliarden in die Rettung der Banken und der Wirtschaft. Auf der anderen Seite werden Milliarden als Bonus an Banker ausgeschüttet, obwohl diese ihre Banken bis an den Rand des Abgrunds gewirtschaftet haben. „Wer sich mit jungen New Yorker Bankern unterhält, die jetzt einen Bonus erhalten haben, trifft aber auf alles andere als Schamgefühl oder Unrechtsbewusstsein. Immerhin sei der Bonus ja deutlich geringer ausgefallen als im Vorjahr, heißt es dann.“, schreibt die „Wirtschaftswoche“ weiter dazu und zeichnet damit ein klares Bild der gegenwärtigen Situation in den USA – in einem Land, in dem hunderttausende von Menschen ihr Obdach, ihr Heim, ihr Hab und Gut verloren, weil sie von einem auf den anderen Tag ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten aufgrund gestiegener Zinsen.
Das Weltwirtschaftsforum ist nun zu Ende gegangen. Unsere Bundeskanzlerin sieht die Wichtigkeit dessen, den Weg von der Freien Marktwirtschaft und der Staatswirtschaft hin zu einer neuen Weltordnung zu finden, in der – ähnlich wie in unserem Lande – eine Art Soziale Marktwirtschaft die Vorderhand hat. Wie dies jedoch weltweit umgesetzt werden könnte, gerade bei zwei so konträren Systemen wie den beiden Wirtschaftsgroßmächten USA und China, diese Frage kann bis dato niemand beantworten. Ob sie überhaupt eines Tages beantwortet werden kann, das wissen wohl nur die Götter – falls es sie gibt.