Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine ungewöhnliche Forderung an die Deutsche Bank gestellt. Diese soll den Ausstieg aus dem Investmentbanking simulieren. Es geht vor allem darum herauszufinden, welche Kosten eine Abwicklung mit sich bringen würde. Eine Forderung dieser Art durch die EZB an eine europäische Großbank hat es bisher nicht gegeben.
Investmentbanking der Deutschen Bank zu riskant?
Die Berechnungen, was ein Ausstieg aus dem Investmentbanking kosten würden, haben bei der Deutschen Bank bereits begonnen. Ein Ergebnis steht aber noch nicht fest. Es geht dabei nicht darum die Abwicklung im Falle einer Insolvenz zu simulieren, sondern für den Fall, dass die Deutsche Bank entscheiden sollte, das Investmentbanking abzustoßen.[1]
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„In einer rein analytischen Übung rechnen wir für die EZB durch, welche Effekte es hätte, wenn wir in unserem Handelsgeschäft kein Neugeschäft mehr machen würden“, heißt es vom Deutsche Bank Finanzvorstand James von Moltke.[2]
Trotzdem wird spekuliert, warum die EZB ausgerechnet an die Deutsche Bank herangetreten ist. Die Süddeutsche Zeitung, die zuerst über den Vorgang berichtet hatte, vermutet, die Wahl fiel darum auf die Deutsche Bank, weil sie durch ihre komplexen Geschäfte als eines der gefährlichsten Institute der Welt gilt. Eine Abwicklung könnte schwerwiegende Auswirkungen für das Finanzsystem haben.
Simulationen in anderen Ländern nicht unüblich
Finanzvorstand Moltke sieht das anders: „Wir sind eine natürliche Wahl für eine solche Trockenübung in Europa, weil unser Kapitalmarktgeschäft besonders groß ist und weil wir ja schon in anderen Ländern damit Erfahrung gemacht haben.“ Und weiter: „Ähnliche Prüfungen wird die EZB unseres Wissens zufolge dann auch mit anderen Banken durchführen, die ein großes Kapitalmarktgeschäft haben.“
Tatsächlich sind Simulationen, wie sie die EZB nun von der Deutschen Bank fordert, in anderen Ländern nicht unüblich. So gibt es sie beispielweise in der Schweiz, in den USA und in Großbritannien. Die Deutsche Bank selbst hat bereits für die britische Finanzaufsicht eine ähnliche Berechnung durchgeführt.
Was steckt dahinter?
Festzuhalten bleibt dennoch, dass viele Analysten von der Deutschen Bank fordern, das Investmentbanking zu verkleinern oder abzuspalten. Sie gehen davon aus, dass eine solche Abspaltung teuer werden könnte. [3]
Wie teuer sie werden könnte, werden die Berechnungen der Deutschen Bank zeigen. Zweiflern hält Moltke solange entgegen: „Mit dieser analytischen Übung ist keinerlei Aufforderung der EZB verbunden, unser Handelsgeschäft zu schrumpfen. Das hat die EZB auch in ihrer öffentlichen Aussage klar gemacht.“
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Weiterführende Links
[1] Süddeutsche Zeitung – Deutsche Bank muss Krisen-Szenario durchrechnen
[2] Handelsblatt – Ausstieg aus dem Handelsgeschäft – das steckt hinter der Proberechnung der Deutschen Bank
[3] Boerse.ARD.de – Deutsche Bank muss Investmentbanking-Ausstieg durchrechnen