Gold gilt als Krisenwährung. 2018 konnte das Edelmetall jedoch kaum von den zahlreichen Krisen weltweit wie dem Handelskrieg zwischen den USA und China profitieren. Nun aber befindet es sich auf einem Höhenflug. Am Mittwoch kletterte der Kurs auf 1.347 Dollar je Feinunze, der höchste Stand seit zehn Monaten und zugleich ein Plus von rund zwölf Prozent in sechs Monaten. Wird der Höhenflug anhalten?
Was treibt den Goldkurs an?
Gold hat den höchsten Stand seit April 2018 erreicht. Die Gründe für den Höhenflug des Edelmetalls sind vielfältig. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, nennt drei Hauptgründe:
Der Realzins in den US stagniert bzw. ist sogar rückläufig. Eine US-Anleihe mit zweijähriger Laufzeit wies Ende Oktober 2018 noch einen Zins von 2,91 Prozent auf, im Februar 2019 waren es noch 2,51 Prozent und das bei einem Leitzins von 2,25 bis 2,50 Punkten. Viele Investoren glauben zudem nicht, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins 2019 weiter anheben wird. Wenn die Zinsen nicht steigen bzw. sogar sinken, macht das Gold wieder attraktiver.
Zudem sind Gold-ETFs wieder stärker gefragt. Vor allem institutionelle Investoren scheinen verstärkt auf das Edelmetall zu setzen. Von Januar 2016 bis Februar 2019 stieg der Goldbestand von Gold-ETFs um knapp vierzig Prozent.
Schließlich nennt Polleit die weiterhin niedrigen Kurse der Euro-Banken. „Viele Euro-Banken leiden nach wie vor unter geringer Profitabilität und faulen Krediten. In der Vergangenheit hat sich Gold als wirksame Versicherung gegen die wachsenden Probleme im Euro-Banken- und Finanzsektor erwiesen.“[1]
Wird der Aufwärtstrend anhalten?
Nach dem Hoch vom Mittwoch stieg der Goldkurs nicht weiter an. Ob damit der Höhenflug schon beendet ist, ist unklar. Neben den von Polleit genannten Gründen lassen sich weitere Anhaltpunkte finden, die für einen weiteren Anstieg des Goldpreises sprechen.
So ist der Handelskrieg zwischen den USA und China weiterhin nicht beigelegt. Auch zwischen den USA und der EU spitzt sich die Lage zu. Investoren könnten also wieder vermehrt auf Gold als krisenresistente Währung setzen. Im letzten Jahr profitierte der Goldkurs jedoch kaum von den weltweiten Krisen.[2]
Zudem flaut das Wirtschaftswachstum weltweit ab. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte zuletzt nur mehr einen Anstieg des globalen Wirtschaftswachstums um 3,5 Prozent. Für Deutschland senkte er die Prognose von 1,9 auf 1,3 Prozent. Das sich weltweit abschwächende Wirtschaftswachstum stützt wiederrum die Erwartungen vieler Investoren, dass 2019 die Zinsen in den USA nicht oder nur schwach steigen werden.[3]
Auch ein ungeordneter Brexit könnte dem Goldpreis Auftrieb geben. Schon nach dem unerwarteten Ausgang des Brexit-Referendums legte der Goldkurs deutlich zu. Doch auch falls sich für den Brexit noch eine Lösung findet, sprechen viele Punkte dafür, dass es für Gold 2019 besser laufen wird als 2018.
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Weiterführende Links
[1] Godmode-Trader.de – Was sind die Gründe für den neuen Gold-Hype?
[2] Manager Magazin – Warum der Goldpreis weiter steigen kann