Ein neuer Bericht der Ratingagentur Fitch wirft die Frage auf, ob Anleihenfonds im Krisenfall liquide genug sind, um Anleger auszubezahlen. Die Agentur bewertet das Ausfallrisiko so hoch wie noch nie.[1] Anlass zu dieser Sorge geben ihr unter anderem große Schwankungen, denen Anleihenfonds häufig ausgesetzt sind.
Risiko 2016 auf Rekordhoch
In dem Bericht beleuchtet Fitch die Fortschritte und Fallstricke, die sich im Zusammenhang damit ergeben, dass Fonds liquide sein müssen. Die Agentur sieht das Risiko, dass Fondsmanager nicht ausreichend Werte verkaufen können, im Jahr 2016 auf einem Rekordhoch. Regelmäßig kommt es zu großen Schwankungen, auf Ausbrüche nach oben folgen Einbrüche und die Anleihenkurse sinken rapide. In diesen Situationen kann es theoretisch dazu kommen, dass die Fonds nicht mehr handelbar sind. Können die Fondsmanager nicht schnell genug Werte verkaufen, um so Mittel frei zu machen für Anleger, die ihr Geld abziehen wollen, verfällt in der Folge womöglich der Wert des Portfolios.
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Bisherige Maßnahmen unzureichend
Laut Fitch haben viele Fondsmanager das Risiko bereits erkannt und Maßnahmen ergriffen, die Risiken abzumildern. Bisher seien diese jedoch unzureichend. Noch blieben viele Strategien ineffizient und die Fonds anfällig bei raschen Kurseinbrüchen.
Die Ratingagentur stellt außerdem heraus, dass die Notwenigkeit, liquide zu sein, die Fondsmanager bei ihren Investmentstrategien zunehmend eingeschränkt. Das kann unfreiwillig negative Konsequenzen haben, z.B. eine zu starke Diversifikation des Portfolios oder auch übertriebenes „barbelling“. Unter „barbelling“ wird eine Strategie verstanden, bei der die eine Hälfte des Portfolios aus kurzlaufenden, die andere aus langlaufenden Anleihen besteht, um von den Vorteilen beider zu profitieren. Wie bei einer Hantel (engl. barbell) entstehen so an beiden Seiten große Gewichte, dazwischen aber befindet sich nichts.
Niedrige Zinsen führen zu Problemen
Die niedrigen Zinsen führen dazu, dass Anleger verstärkt nach alternativen Anlagen suchen. Anleihenfonds stehen vor dem speziellen Problem, dass Anleihen mit langer Laufzeit, die als besonders sicher gelten, so großen Zulauf erfahren, dass sie inzwischen teilweise negative Renditen abwerfen. Bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten ist das Ausfallrisiko jedoch höher und wegen ihrer schlechten Ratings, sind sie in Krisenzeiten wenig liquide.
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[1] Fitch – Fund Liquidity Management: Progress and Pitfalls