Der Höhenflug der Volkswagen Aktie und seine Auswirkungen
In den Zeiten der Finanzkrise steigt ein Stern am Börsenhimmel auf – die Aktie der Volkswagen AG. Bereits seit Tagen setzt sie einen absoluten Gegentrend zu den sonst fallenden Kursen und zog damit gestern den Dax aus einem Loch. Heute flog das Wertpapier weiter gen Himmel, und erreichte zeitweise einen Wert von mehr als 1.000 Euro – nämlich 1005,01 Euro hoch. Dies hat nun die Finanzaufsicht auf den Plan gerufen, welche nun wegen des möglichen Insiderhandels ermittelt und Anhaltspunkte für einen solchen sucht.
Schon in der ersten Stunde des heutigen Börsendienstags ging die Aktie um fast 83 Prozent nach oben. Inzwischen kann man von einer regelrechten Kursexplosion sprechen, die sicher keiner normalen Situation mehr entspricht. Dafür ist der Trend der VW-Aktie zu sehr dem gegenläufig, was sich auf dem Börsenparkett im Allgemeinen und bei den Automobilherstellern im ganz Besonderen gerade abspielt.
So brachte die Aktie von Volkswagen ganzen Deutschen Aktienindex durcheinander und schob ihn heute um mehr als acht Prozent in ein Plus, und dies, obwohl nahezu alle anderen Papiere der im Dax notierten Unternehmen im Minus lagen. Bereits gestern war die Aktie um mehr als 145 Prozent ins Plus gegangen. Es ist die Rede davon, dass dabei geschätzte Verluste von 10 bis 15 Milliarden Euro auf Spekulantenseite gelegen haben sollen. Vor allem Hedgefonds sind von dem untypischen und völligen gegenläufigen Wertanstieg des Papiers betroffen.
Einige Broker reden inzwischen unter der Hand davon, dass die Deutsche Börse die Aktie von Volkswagen unbedingt vom Handel aussetzen müsste, damit der Dax nicht noch mehr durcheinander gewirbelt wird. Es ist inzwischen die Rede davon, dass Aktionäre die Aktien anderer Dax-Unternehmen aus ihren Depots verkaufen, um Anteile von VW zu kaufen. Dies haut den Wert so einiger Papiere natürlich noch mehr nach unten in dieser krisengeschüttelten Zeit.
Die Frage ist: Sollte man wirklich jetzt in die Aktien von Volkswagen investieren, nur um in wenigen Wochen dann den Kurse ins Bodenlose fallen zu sehen? Oder sollte man jetzt nicht lieber auf andere Pferde setzen, die jetzt günstiger zu haben sind, aber mittelfristig wieder eine gute Kursentwicklung versprechen?
Natürlich ist es einfach, gerade jetzt, inmitten der weltweiten Finanzkrise auf Wertschübe bei Aktien zu setzen. Nur, was ist, wenn ich jetzt teuer kaufe und binnen der nächsten Tage der Wert in den Keller fällt? Es wird sehr spannend sein, was die BaFin nun über den sehr seltsamen Anstieg der VW-Aktie herausfinden wird.
Sollte dies wirklich aufgrund von Insiderhandel geschehen sein und sich einige an dem Kursanstieg und dem folgenden Abrutschen bereichert haben, könnte dies sehr bitter werden für diesen Personenkreis.
Jetzt sind die Sinne endlich geschärft und der Insiderhandel würde nicht ohne Konsequenzen bleiben, ganz im Gegenteil. Es wird Recht gesprochen werden, und die Deutsche Börse wird vielleicht den Warnungen und Bitten der Börsenmakler entsprechen und die Aktie von Volkswagen vom Handel aussetzen.
Noch sieht die Deutsche Börse mit Sitz in Frankfurt aber keinen Handlungsbedarf. „Da muss man den Markt gewähren lassen“, heißt es seitens eines Sprechers lapidar dazu. Und „Es gibt keinerlei Überlegungen, VW aus dem Dax zu nehmen.“ Denn man sehe seitens der Deutschen Börse keinerlei Hinweise auf einen Rechtsverstoß. Die Frage ist, wie man diesen selbst feststellen wolle, schließlich ist man nicht neutral, ganz im Gegenteil zur BaFin, der bundeseigenen Finanzaufsicht.
Robert Halver, Kapitalmarktexperte bei der Baader Bank, verwendete eindeutigere Worte: „Wenn die Deutsche Börse nicht einschreitet, droht uns eine Systemkrise.“ Und sagte klar: „Solche Exzesse sind eines Dax-30-Index, der zu den fünf bis zehn bedeutendsten Aktienindizes der Welt gehört, unwürdig.“ Es hat etwas von nebulösen Mafia-Verschleierungsmethoden, das Handeln der Deutschen Börse. Und wer weiß, wo die Insider wirklich sitzen, wenn es sie denn gibt…